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Wie man im Alltag von Mediation profitieren kann

Sowohl im Privatleben als auch im beruflichen Bereich stolpern wir immer wieder über Konflikte, die uns belasten. Wir grübeln, ärgern uns oder sind nachtragend, was unsere Lebensqualität beeinträchtigen kann. Natürlich nimmt nicht jeder an Konfliktcoachings teil oder nutzt ein Mediationsverfahren für Alltagskonflikte. Doch bestimmte Bestandteile der Mediation lassen sich durchaus auch außerhalb des professionellen Settings anwenden.

Grundsätzlich sollten Sie Diskussionen und Konfliktgespräche mit dem mediativen Ansatz im Hinterkopf angehen. Der Fokus liegt dabei also nicht auf einem Streitgespräch, sondern auf einer konstruktiven Konfliktlösung mit Aussicht für die (gemeinsame) Zukunft. Sofern ein endgültiger Kontaktabbruch nicht gewünscht oder möglich ist, liegt es im beiderseitigen Interesse, einen Weg aus dem Konflikt zu suchen. Im Idealfall führt das gemeinsame Beschreiten dieses Weges zu einer nachhaltigen Verbesserung im zwischenmenschlichen Bereich – ob bei beruflichen Auseinandersetzungen, im Alltag oder im Privatleben.

Mediationstechniken im Alltag

Grundsätze für konstruktive Gespräche

Generell gilt, dass ein gutes Gespräch einer gewissen Vorbereitung bedarf. Vorab sollten Sie sich Gedanken über die eigenen Bedürfnisse machen. Es geht hierbei nicht um die oberflächlichen Wünsche wie „Ich möchte mehr Gehalt und einen neuen Computer!“ oder „Sie soll sich einfach von mir fernhalten!“, sondern dahinter verborgene Persönlichkeitsanteile. Beim letzten Bedürfnis sollten Sie sich hinterfragen, welcher Persönlichkeitsanteil durch die Anwesenheit der anderen Person angetriggert und welches Verhalten als unangenehm empfunden wird. Fragen Sie sich, welches Verhalten Sie erfreuen würde und was Sie sich wirklich wünschen.

Ebenfalls zur Vorbereitung eines Konfliktgesprächs gehört der Versuch, sich in den Gegenpart hineinzuversetzen. Fragen Sie sich, wie es Ihrem Gegenüber in der Situation wohl geht. Welche Bedürfnisse könnte Ihr Gesprächspartner haben? Denken Sie über Aspekte nach, die Sie vielleicht im Tunnelblick des Konflikts übersehen haben oder sogar übersehen (und totschweigen!) wollten. Diese Gedankengänge ermöglichen, Ihr Gegenüber neu zu entdecken und Anknüpfungspunkte für die Diskussion zu finden.

Nicht zu vergessen ist der Rahmen für das Gespräch. Auch in der Mediation wird eine ruhige und behagliche Atmosphäre geschaffen, bevor das Mediationsverfahren überhaupt beginnt. Ein Konfliktgespräch zwischen Tür und Angel zu führen, damit man es „endlich hinter sich“ bringen kann, ist kontraproduktiv. Im beruflichen Bereich sollten Sie versuchen, einen separaten Raum für das Gespräch zu reservieren. Andere Möglichkeiten sind gemeinsame Essen oder Spaziergänge. Fakt ist, dass die Umgebung einen wesentlichen Einfluss auf den Gesprächsverlauf haben kann.

 

Zum Gespräch bitten

Nachdem Sie sich ausreichend Gedanken gemacht haben, besteht der nächste wichtige Schritt in der Kontaktaufnahme. Je nach bisherigem Verlauf des Konflikts wird dies mit einer Überwindung von Erwartungshaltungen verbunden sein. Trotz möglicher Eskalation helfen hier aber wieder die Gedanken, die Sie sich vorher gemacht haben. Sie kennen Ihre Bedürfnisse und können erahnen, was sich Ihr Gegenüber wünscht.

Wenn Sie den Konflikt lösen möchten, sollten Sie Gespräche mit „Ich-Botschaften“ einleiten, um auf das „wir“ zu kommen. Mit „Mir geht es in unserem Streit nicht gut und ich fände es schön, wenn wir uns darüber unterhalten könnten“ informieren Sie das Gegenüber direkt darüber, worum es geht – nämlich den Konflikt und potenzielle Missverständnisse oder Irrtümer. Jetzt ist nicht mehr eine Person der Feind, sondern der Konflikt. Das eröffnet die Möglichkeit, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, statt einander übertrumpfen zu müssen.

Die weitere Vorgehensweise sollte flexibel abgestimmt werden. Auch wenn ein Raum reserviert oder Tisch im Restaurant bestellt wurde, sollte dies als Mittel zum Zweck betrachtet werden. Sollten andere Möglichkeiten eher zum Konsens führen können, ist das auch gut. Es geht nicht darum, die eigenen Vorstellungen unbedingt durchzusetzen, sondern das Gegenüber als Menschen besser kennenzulernen.

 

Offene Klärung

Im Gespräch ist der Moment gekommen, Offenheit zu zeigen. Seien Sie ehrlich – zu sich selbst und zu Ihrem Gegenüber. Schon durch die Anwesenheit der anderen Person wissen Sie, dass sowohl Interesse als auch Bereitschaft für eine Konfliktlösung besteht. Sagen Sie, wie es Ihnen geht und warum Sie den Konflikt als belastend empfinden. Achten Sie hierbei wieder auf „Ich-Botschaften“, da es in diesem Moment um Ihr persönliches Wohlbefinden geht.

Es geht jedoch auch um das Wohlbefinden Ihres Gegenübers. Fragen Sie, wie der andere Part die Situation empfindet. In offenen und empathischen Gesprächen finden häufig Wiederholungen des Gehörten wie „Habe ich es richtig verstanden, dass du …“ statt, damit sichergestellt werden kann, dass beide die jeweiligen Aussagen auch richtig verstanden haben. Viel zu oft reden Menschen statt miteinander nur aneinander vorbei.

 

Gemeinsame Lösungsarbeit

Wenn Sie es geschafft haben, offen miteinander zu reden, zuzuhören und zu verstehen, kann das Gespräch in Richtung Konfliktlösung geführt werden. Die gemeinsame Lösungsarbeit basiert häufig auf gegenseitigem Interesse am jeweils anderen. Bei beruflichen Auseinandersetzungen muss sowohl die persönliche als auch die sachliche Ebene berücksichtigt werden. Besprechen Sie welche Bedürfnisse und Wünsche für die Zukunft formuliert werden können, welche Ziele erreichenswert erscheinen und wofür Unterstützung durch welche Ressourcen benötigt wird.

Nach der Konfliktlösung sollte nicht auf ein verbindendes Signal verzichtet werden. Im beruflichen Bereich wird häufig auf die Schriftform zurückgegriffen. In persönlichen Gesprächen kann je nach Intensität der Beziehung ein Handschlag oder eine herzliche Umarmung die Lösung „besiegeln“. Diese Symbolik unterstreicht das Ergebnis des ganzen Gesprächs und markiert sowohl Anfang als auch Ende.

 

Lernen Sie nie aus!

Nach derartigen Konfliktgesprächen dürfen Sie ruhig stolz auf sich sein. In der Regel sind Sie über Ihren eigenen Schatten gesprungen und haben sich auf Neuland gewagt. Es ist sinnvoll, für sich selbst ein Fazit zu ziehen und sicherzustellen, dass alle wichtigen Punkte besprochen worden sind. Im Idealfall fragen Sie Ihr Gegenüber dann auch noch, ob es noch etwas zu besprechen gibt. Denn wenn Sie schon einmal dabei sind, können oft noch andere Dinge geklärt werden, die jemand auf dem Herzen hat.

Das gemeinsame Feedback zum Konfliktgespräch beendet den Konflikt. Vergessen Sie nicht, Ihr Gegenüber nach seinem Befinden zu fragen. Schließlich sind sie gemeinsam die Herausforderung eingegangen und haben Mut bewiesen. Sie haben sich sowohl den eigenen Bedürfnissen als auch den Gedankengängen des Gegenübers gestellt. Sie dürfen also beide stolz sein und dies auch sagen!

Aus dem Ergebnis, aus einem vielleicht schon lange anhaltenden Konflikt einen guten Weg für die Zukunft gestaltet zu haben, wurde auf beiden Seiten viel gelernt. Selbst dann, wenn es wieder einmal zu Konflikten kommt, haben Sie Erfahrung darin gesammelt, wie damit umgegangen werden sollte. Und aus Konflikten so viel lernen kann auch nicht jeder – zumindest noch nicht.

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