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Mediation bei einem Nachbarschaftsstreit

Liebe Leserinnen und Leser!

„My home is my castle“ - das eigene Zuhause ist ein hohes Gut, wenn es um Privatsphäre, Sicherheit und Geborgenheit geht. In unseren eigenen vier Wänden machen wir es uns gemütlich, fühlen uns wohl und finden einen privaten Rückzugsort, um uns vom stressigen Alltag erholen zu können.

Leider ist dies häufig nur eine Idealvorstellung. Wer nicht ganz allein und ganz weit „draußen“ lebt, teilt sein Wohnumfeld mit Nachbarn. Man lebt mit Nachbarn, die man sich naturgemäß nicht selbst ausgesucht hat, auf engem Raum. Und unter Nachbarn kommt es häufig zum Streit, weil gegensätzliche Meinungen, Ansichten und Verhaltensweisen aufeinandertreffen.

Streit mit dem NAchbarn

Zu den typischen Konflikten gehören Streitigkeiten wegen:

  • Gartengestaltung wie etwa Pflanzen, die auf das Nachbargrundstück wachsen oder herumfliegendes Laub
  • Lärmbelästigung durch Musik, Handwerkerarbeiten, Rasenmähen, Kinder und Haustiere
  • Nichteinhaltung von Mittagsruhe, Abendruhe, Sonntagsruhe, Feiertagsruhe und insbesondere Nachtruhe
  • Emissionen durch Feuertonnen, Benzinmäher, Zigarren oder Holzkohle-Grills
  • Unterschiedliche Ansicht in Bezug auf Hygiene und Sauberkeit
  • allgemeine Verstöße gegen die Hausordnung, bspw. Flurreinigungs- oder Schneeräumdienste
  • Beleidigungen, Rücksichtslosigkeit, Respektlosigkeit
  • unterschiedliche kulturelle Auffassungen

Insbesondere nachbarschaftliche Pflichten wie die Reinigung des Treppenhauses oder der zu kurz geratene Heckenschnitt bieten ein enormes Konfliktpotenzial. Aber auch der Lärm von Hunden, Kindern, Musik und Rasenmähern schlägt Nachbarn gerne aufs Gemüt und löst Streit aus.

Ständige Auseinandersetzungen mit den Nachbarn fühlen sich nicht gut an und schränken das wohlige Gefühl des Zuhauses ein. Man fühlt sich im Privatleben gestört, was eine große Belastung darstellen kann. Schon aus diesem Grund liegt eine schnelle Beilegung der Streitigkeit im Interesse aller Parteien. Geschieht gar nichts, spitzen sich die Fronten zu und es kommt zu wiederkehrenden Gemeinheiten oder sogar Racheakten. Die erschreckenden Berichterstattungen zu ausufernden Nachbarschaftskriegen haben sicherlich viele noch in Erinnerung.

Auch ein Rechtsstreit vor Gericht trägt nicht unbedingt dazu bei, dass sich die Nachbarn danach wieder besser verstehen. In diesen Verfahren wird stur nach Recht und Gesetz beurteilt, wobei einer gewinnt und der andere verliert. Außerdem dauern diese Prozesse nicht selten viele Monate oder sogar Jahre an, was Nachbarn dann irgendwie „aussitzen“ müssen. Deshalb bietet sich gerade bei Nachbarschaftsstreitigkeiten ein Mediationsverfahren an, damit alle gemeinsam schnell eine Lösung finden, die auch allen gerecht wird.

 

Warum Nachbarschaftsmediation?

Wie schon erwähnt, besteht einer der Vorteile der Nachbarschaftsmediation darin, dass eine Win-Win-Situation angestrebt wird. Jeder Nachbar soll sich mit der erarbeiteten Lösung wohlfühlen, was in Anbetracht der Tatsache, dass man ja weiterhin nebeneinander wohnt, besonders wichtig ist.

Für eine Mediation spricht auch der zeitliche Aspekt. Häufig ist das Mediationsverfahren kürzer und flexibler als ein Gerichtsverfahren. Des Weiteren sind auch die Kosten für eine Nachbarschaftsmediation günstiger als eine Auseinandersetzung vor Gericht. Im Gerichtsverfahren kommen für beide Parteien neben den Gerichtskosten auch Anwaltskosten hinzu. Die unterlegene Partei bekommt beim Gerichtsverfahren regelmäßig alle Kosten „aufgebrummt“. Im Mediationsverfahren entstehen lediglich die Kosten für den Mediator.

Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens erfolgt eine rein juristische Argumentation. Die Kommunikation findet nicht mehr zwischen den Nachbarn selbst, sondern über ihre Anwälte statt. Die eigentliche Ursache für das Problem zwischen den Nachbarn kann so kaum gefunden und beseitigt werden. In einer gerichtlichen Auseinandersetzung wird nur eine kurze Verschnaufpause von Nachbarschaftsstreitigkeiten verschafft. Nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit geraten die ehemaligen Streithähne wieder aneinander. Das liegt allein schon aufgrund der Nähe beider Wohnsitze nahe. Darüber hinaus haben nachbarschaftliche Konflikte fast immer eine ganz andere Ursache, als beispielsweise der vor Gericht verhandelte Anlass der Auseinandersetzung. Um die Wogen komplett zu glätten, bedarf es der Beilegung der eigentlichen Konfliktursache.

Beim Mediationsverfahren müssen die Nachbarn aktiv mitwirken. Das Verfahren folgt einer Struktur in verschiedenen Phasen. Hierin kann die eigentliche Ursache für den Streit gefunden und direkt behoben werden. So dient die Nachbarschaftsmediation nicht nur den Interessen der beteiligten Nachbarn, sondern setzt auch den Grundstein für eine langfristig einvernehmliche Nachbarschaft.

 

Voraussetzungen für eine Nachbarschaftsmediation

Vor einer Nachbarschaftsmediation gibt es die Hürde der Freiwilligkeit zu meistern, was bei starken Emotionen problematisch sein kann. Im Gegensatz zum Gerichtsverfahren, bei dem eine Partei auch gegen ihren Willen verklagt werden kann, stellt die Mediation ein freiwilliges Verfahren dar. Die Nachbarn müssen sich also eigenmotiviert und selbstständig dem Mediationsverfahren widmen.

Spätestens dann, wenn die nachbarschaftliche Kommunikation nachhaltig gestört ist, kann eine eigenständige Lösungsfindung kaum noch bewerkstelligt werden. Eine Störung in der Kommunikation liegt aber nicht erst dann vor, wenn sich Nachbarn gar nicht mehr grüßen. Ganz im Gegenteil kann auch oberflächlicher Smalltalk ein Zeichen für eine Kommunikationsstörung sein. Die Kommunikation über den Gartenzaun hinweg kann als Grenze oder Blockade wahrgenommen werden. Mediatoren haben in Nachbarschaftsmediationen oft die Aufgabe, diese Blockaden zu lösen und eine Basis für Dialoge zu schaffen.

 

Wann ist ein Mediationsverfahren sinnvoll?

Bei der Mediation zur Konfliktlösung vermittelt der Mediator zwischen den Nachbarn und versucht, gegenseitiges Verständnis zu wecken. Zusätzlich soll verhindert werden, dass die Emotionen Überhand nehmen und die Auseinandersetzung eskaliert. Ziel der Mediation ist kein schlechter Kompromiss, an den sich niemand halten möchte, sondern eine gemeinsam gefundene Einigung, um den Konflikt endgültig zu lösen.

 

Eine Nachbarschaftsmediation könnte demnach sinnvoll sein, wenn Sie

  • sich durch einen Nachbarn psychisch belastet fühlen
  • sich durch einen Nachbarn in Ihrer Privatsphäre gestört fühlen
  • die Belästigung durch einen Nachbarn als Beeinträchtigung Ihres Wohlbefindens empfinden
  • merken, dass sich ein Konflikt mit einem Nachbarn immer mehr verhärtet
  • einen Konflikt mit einem Nachbarn endgültig lösen möchten
  • bemerken, dass Sie einen Konflikt mit einem Nachbarn nicht alleine lösen können
  • sich eine Einigung wünschen und nicht nur Ihren „Kopf“ durchsetzen wollen
  • in Frieden und ohne ständigen Ärger in Ihrem Zuhause leben möchten
  • sich eine positive Beziehung zu Ihren Nachbarn wünschen
  • bei der Konfliktlösung Zeit und Geld einsparen möchten

Zu den Kosten einer Nachbarschaftsmediation soll noch kurz angemerkt werden, dass diese davon abhängen, wie schnell eine Einigung erzielt werden kann. Je mehr Nachbarn an dem Konflikt beteiligt sind und je komplexer der Sachverhalt ist, desto länger dauert im Regelfall auch das Mediationsverfahren. Im Normalfall wird vor Beginn der Mediation vereinbart, dass die Mediationskosten unter den beteiligten Medianden gleichmäßig aufgeteilt werden. Dennoch ist die Mediation fast immer kostengünstiger als ein Gerichtsverfahren.

Zu prüfen wäre auf jeden Fall, ob eine Rechtsschutzversicherung vorhanden ist, bei der auch Mediationskosten abgesichert sind.

Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie wohlauf!

Ihr Frank Hartung

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