Mediationsarten

Ablauf einer transformativen Mediation

Im Gegensatz zur lösungsorientierten Mediation stellt die transformative Mediation den Menschen selbst in den Mittelpunkt. Menschen können sich auch während einer Konfliktsituation wandeln; also transformieren. Die transformative Mediation lässt dank der Basissäulen „Empowerment“ und „Recognition“ den Konflikt selbst zu einer Quelle der Erkenntnis und Kraft werden.

Das Wort „Empowerment“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „Übertragung von Verantwortung“ oder „Ermächtigung“. Im Sinne der transformativen Mediation wird der Mensch darin bestärkt, sich selbst zu reflektieren, zu erkennen und das Bewusstsein sowie das Vertrauen in sich zu finden, sich Klarheit zu verschaffen und diese auch selbstbestimmt auszudrücken. Sind Menschen durch die Unterstützung des Mediators diesen wichtigen Schritt gegangen, wird die „Recognition“ als zweite Säule der transformativen Mediation ermöglicht. Dabei bedeutet „Recognition“ nichts anderes als Anerkennung und hat in der Mediation den Sinn zu Zweck, den eigenen Anteil an der Konfliktsituation zu analysieren, andere Denkweisen zuzulassen und sich für die Konfliktlösung zu öffnen. Da die transformative Mediation dadurch auch mentale Stärke sowie soziales, moralisches und humanes Wachstum fördert, gestalten sich deren Abläufe im Gegensatz zur lösungsorientierten Mediation auch etwas anders.

Nur ein Weg in die transformative Mediation – durch die Medianden selbst

Wie erwähnt, steht bei der transformativen Mediation der Mensch selbst im Fokus, weshalb das Mediationsgespräch nicht zwingend durch den Mediator gesteuert wird. Die Konfliktparteien haben selbst die Kontrolle über den Mediationsverlauf. Der Mediator beteiligt sich nur dann an den Gesprächen, wenn eine

  • Reflexion erforderlich ist
    Der Mediator bringt die Konfliktparteien durch Kommunikationstechniken zur empathischen Verständigung, was jede einzelne Partei dem anderen eigentlich vermitteln möchte.

  • Zusammenfassung hilfreich ist
    Der Mediator fasst zur thematischen Verknüpfung die Diskussionsthemen zusammen, die sich aus den Gesprächen und Kommentaren der Konfliktparteien ergeben.

  • Check-in-Situation entsteht
    Dies ist dann der Fall, wenn eine Konfliktpartei auf den Mediator zukommt und bei ihm nach einer Entscheidung über die weitere Verfahrensweise sucht. Der Mediator gibt diese Entscheidung an die Konfliktparteien zurück, um herauszufinden, was die Parteien tun möchten.

Insbesondere durch den letzten Punkt sind die Konfliktparteien angehalten, mehr Selbstvertrauen, klare Gedankengänge und Entschlussfreudigkeit zu entwickeln. Die für Konfliktsituationen typische beunruhigte, ängstliche und verwirrte Schwäche wandelt sich dadurch in Stärke sowie Selbstkontrolle über die Konfliktsituation.

Dieser wiedergewonnene Glaube an sich selbst lässt automatisch auch den eigenen Anteil am Konflikt erkennen. Aus der vormals misstrauischen, feindseligen und abwehrenden Haltung wird Selbstkritik, was es erleichtert, die Lage der anderen Partei offen und mit Verständnis zu betrachten.

Ein weiterer Weg in die transformative Mediation – durch den Mediator

Es gibt bei der Mediation nicht nur den einzigen richtigen Mediationsablauf. Der Mediator entwickelt schnell ein Gespür für die Konfliktparteien und ist in der Lage, den Weg in die Mediation immer individuell und flexibel zu gestalten.

Um die Basissäulen der transformativen Mediation noch nachvollziehbarer erfahrbar zu machen, kann der Mediator auch wie folgt vorgehen:

  • Anwendung von Kommunikationstechniken, um den Konfliktparteien auf authentische, empathische, systemische und wertschätzende Weise die geäußerten Informationen vor Augen zu führen.
  • Der Mediator fragt explizit nach Informationen und Zusammenhängen. Er zeigt jeder Partei Zuwendung, baut Vertrauen auf und fördert die Selbstklärung. Gezieltes Fragen löst Denkblockaden auf, sodass die Antworten der Parteien echte und wahre Emotionen wiedergeben, ohne dass sich jemand überlastet fühlen muss.
  • Die für die Konfliktlösung und Transformation relevanten Beiträge der Konfliktparteien werden durch den Mediator visualisiert, um bei jeder Partei Verständnis und Anerkennung hervorzurufen.
  • Wenn Konfliktparteien selbst darum bitten, kann der Mediator auch an Einzelgesprächen teilnehmen, um das Mediationsverfahren authentisch, empathisch und wertschätzend zu steuern.

Das im Gegensatz zum ersten Fall aktivere Vorgehen des Mediators reduziert das Risiko, dass sich die Stimmung unter den Parteien aufbauscht und Dialog-Duelle geführt werden, was wegen emotionaler Verletzungen zu einem Abbruch des Mediationsverfahrens führen könnte. Durch das formelle und strukturelle Intervenieren des Mediators machen die Konfliktparteien Erfahrungen und gewinnen Erkenntnisse, die Ihnen auch im Alltag beim Umgang mit Menschen helfen. Das bekannte Sprichwort „aus den eigenen Fehlern lernen“ passt durchaus zu den Lehren, die die transformative Mediation bei beiden Konfliktparteien hinterlässt.

Was einen Mediator in der transformativen Mediation ausmacht

Eine transformative Mediation geht tiefer als andere Mediationsarten, weshalb der Mediator in der Lage sein muss, die Konfliktparteien zu befähigen, ihre Interessen, Bedürfnisse und Gefühle wechselseitig zu kommunizieren, ohne die andere Partei zu verletzen. Dazu durchleuchtet er den Konflikt und verschafft Klarheit auf beiden Seiten, was auf folgenden Fähigkeiten des Mediators beruht:

  • Empathie
    Der Mediator kann sich in die Gedanken, Gefühle und Erlebnisse der Parteien hineinversetzen bzw. einfühlen.

  • Authentizität
    Der Mediator ist neutral und losgelöst von den Meinungen anderer. Seine eigene Meinung steht völlig außen vor.

  • Wertschätzung
    Der Mediator bewertet und richtet nicht, grenzt keine Partei aus und bezieht jede Partei mit ein.

  • Systemische Denkweise
    Der Mediator versteht die Komplexität von Konflikten und kann sie für alle Parteien nachvollziehbar kommunizieren.

Nur durch diese Fähigkeiten ist es dem Mediator möglich, die Konfliktparteien aktiv in ihrer Transformation zu unterstützen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können die Parteien weiterhin in ihrem Alltag anwenden, um auch in Zukunft von einem harmonischeren Miteinander zu profitieren.

 

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