Trotz kann als eine natürliche Reaktion auf die Einschränkung der eigenen Bedürfnisse und Wünsche gesehen werden. Es ist eine Art, sich gegenüber den Anforderungen und Erwartungen der Umwelt zu behaupten und die eigene Individualität auszudrücken. Oft tritt Trotz bei Kindern auf, die gerade dabei sind, ihre eigene Identität zu entwickeln und ihre Grenzen auszutesten. Sie wollen ihre Autonomie und Selbstständigkeit ausdrücken und sich von den Erwachsenen abgrenzen.
Trotz in der Mediation
In der Mediation bezieht sich Trotz auf eine Verhandlungshaltung, bei der eine Partei widerwillig oder widerstrebend auf die Vorschläge oder Forderungen der anderen Partei reagiert. Es kann auch bedeuten, dass eine Partei unnachgiebig und stur an ihren eigenen Forderungen festhält, ohne auf die Bedürfnisse oder Interessen der anderen Partei einzugehen.
Ursachen von Trotz in der Mediation
Oft entsteht es aus einem Gefühl der Ungerechtigkeit oder des Unverständnisses. Eine Partei kann sich übergangen oder nicht ernst genommen fühlen und reagiert darauf mit Trotz. Auch die Angst vor Verlust oder die Sorge um die eigene Position können zu trotzigem Verhalten führen.
Umgang mit Trotz in der Mediation
Eine Möglichkeit ist es, die Gründe für das trotzige Verhalten zu ergründen und die Bedürfnisse und Interessen der betroffenen Partei zu verstehen. Durch empathisches Zuhören und die Anerkennung der Gefühle und Bedürfnisse der Partei kann Vertrauen aufgebaut und ein konstruktiver Dialog ermöglicht werden.
Ein weiterer Ansatz ist es, die Partei zu ermutigen, ihre Forderungen und Bedürfnisse zu artikulieren und diese in einem sachlichen und konstruktiven Rahmen zu diskutieren. Dabei ist es wichtig, dass die andere Partei ebenfalls die Möglichkeit hat, ihre Perspektive darzulegen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für beide Seiten akzeptabel sind.
Beispiel
In einer Mediation zwischen einem Arbeitgeber und einem Arbeitnehmer geht es um die Höhe des Gehalts. Der Arbeitnehmer fordert eine Erhöhung, da er der Meinung ist, dass er aufgrund seiner Leistungen und Erfahrung eine höhere Bezahlung verdient. Der Arbeitgeber ist jedoch nicht bereit, das Gehalt zu erhöhen und bleibt bei seinem Angebot. In diesem Fall kann Trotz auf beiden Seiten auftreten. Der Arbeitnehmer fühlt sich nicht wertgeschätzt und reagiert trotzig auf das Angebot des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber hingegen ist nicht bereit, von seiner Position abzuweichen und zeigt ebenfalls trotziges Verhalten. Der Mediator kann hier durch gezieltes Fragen die Gründe für das trotzige Verhalten der Parteien herausfinden und versuchen, eine gemeinsame Basis zu schaffen. Durch die Anerkennung der Bedürfnisse und Interessen beider Seiten kann ein Kompromiss gefunden werden, der für beide Seiten akzeptabel ist.