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Warum wahre Innovation die Norm sprengt, Querdenker scheinbar anders sind

In der Covid-19-Krise gibt es eine Bewegung, gegründet von Michael Ballweg, die die staatlichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung hinterfragt. Diese Gruppe, ursprünglich aus Stuttgart, setzt sich mit Demonstrationen und anderen Aktionen für die vollständige Wiederherstellung der Bürgerrechte ein. Mit fast 70 lokalen Untergruppen ist sie bundesweit präsent und betont Überparteilichkeit sowie Meinungsoffenheit.
Die Zusammensetzung der Bewegung ist heterogen und umfasst Impfskeptiker, Staatskritiker, Esoteriker, Verschwörungstheoretiker und rechtsextreme Gruppen. Die öffentliche Wahrnehmung dieser Gruppe verschlechtert sich, nicht zuletzt wegen Verstößen gegen Abstandsregeln bei Versammlungen und dem Tragen von Aluhüten statt Masken. Der Verfassungsschutz beobachtet die Bewegung, was die Sorge um ihre Einflüsse verdeutlicht. Die eigentliche Idee des Querdenkens als kreative Problemlösungsmethode wird in diesem Zusammenhang verzerrt wahrgenommen.

 

Die Notwendigkeit echten Querdenkens

In einer Welt, die sich durch rapide technologische Entwicklungen, globale Vernetzung und komplexe soziale Herausforderungen auszeichnet, ist das Festhalten an überholten Denkweisen nicht nur unproduktiv, sondern gefährlich. Fortschritt erfordert das ständige Hinterfragen von Annahmen, die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, und die Offenheit, unkonventionelle Wege zu beschreiten.

Echte Querdenker sind daher unerlässlich für Innovation. Sie sind diejenigen, die Fragen stellen, die sonst niemand stellt, und die Verbindungen ziehen zwischen scheinbar unverbundenen Ideen. Diese Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und Verknüpfungen herzustellen, wo andere nur Grenzen sehen, ist der Schlüssel zu echten Durchbrüchen.

 

Wie man wirklich querdenkt

Aber wie entwickelt man die Fähigkeit zum Querdenken? Es beginnt mit der Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen und die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dies erfordert Mut, denn es bedeutet, sich der Unsicherheit und dem Risiko des Scheiterns auszusetzen. Echtes Querdenken erfordert auch eine gewisse Demut – die Anerkennung, dass man nicht alle Antworten hat und dass von jedem, unabhängig von seinem Status oder seiner Bildung, etwas gelernt werden kann.

Hier sind einige Schritte, die Ihnen helfen können, ein echter Querdenker zu werden:

  1. Seien Sie neugierig!
    Stellen Sie bestehende Annahmen in Frage und suchen Sie aktiv nach neuen Informationen und Perspektiven.
  2. Fördern Sie Vielfalt!
    Umgeben Sie sich mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und mit unterschiedlichen Denkweisen. Die Konfrontation mit anderen Ansichten kann inspirierend wirken und zu neuen Einsichten führen.
  3. Lernen Sie aus Fehlern!
    Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil davon. Jeder Fehler bietet die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen.
  4. Seien Sie kreativ!
    Erlauben Sie sich, außerhalb etablierter Pfade zu denken. Kreativität entsteht oft an den Schnittstellen verschiedener Ideen und Konzepte.
  5. Handeln Sie mutig!
    Wahres Querdenken erfordert den Mut, gegen den Strom zu schwimmen, auch wenn dies Ablehnung oder Kritik nach sich ziehen kann.

 

Querdenken als Kreativitätstechnik

Querdenken ist eine andere Bezeichnung für laterales (vom Lateinischen „latus“ für „Seite“) Denken. Diese Denkmethode wird auch bei Mediationsverfahren als Kreativitätstechnik eingesetzt, um Ideen zu finden und Konflikte zu lösen. Aber auch im allgemeinen Sprachgebrauch wird „um die Ecke denken“ genutzt, um kreative Lösungen für ein Problem zu finden.

Eingeführt wurde die Bezeichnung des Querdenkens oder des parallelen Denkens schon im Jahr 1967 vom britischen Wissenschaftler Edward de Bono, dem wir auch die bekannten sechs „Denk-Hüte“ als probates Werkzeug für individuelle Gruppendiskussionen verdanken. Beschrieben wird mit Querdenken nämlich nur die Fähigkeit, systematisch die unterschiedlichen Denkperspektiven und Wahrnehmungen einnehmen zu können.


Denken in alle Richtungen

Im Gegensatz zum auf eingeübten Denkmustern basierenden vertikalen Denken – also dem Schritt für Schritt-Denken – werden Informationen beim Querdenken selektiv verwendet und subjektiv beurteilt. Querdenken erfolgt intuitiv, nicht analytisch. Erlaubt und erwünscht sind Assoziationen und Gedankensprünge. Dabei gibt es kein richtig oder falsch und auch kein Ja oder Nein. Selbst nicht durchführbare Ideen und Lösungen werden als Schritt betrachtet, das Problem besser zu verstehen und der Lösung vielleicht einen Schritt näher zu kommen.

Querdenken setzt sogar noch eins drauf: Es dürfen dabei ruhig konventionelle Denkweisen infrage gestellt werden. Es wird ganz bewusst nach der unwahrscheinlichsten Problemlösung gesucht und sowohl die Ausgangssituation als auch die Rahmenbedingungen bleiben völlig frei. Sie werden nicht als unveränderlich und starr hingenommen. Dies alles bedarf ein wenig Übung.

Laterales oder queres Denken wird bei kreativen Prozessen und deshalb auch gerne in Mediationsverfahren eingesetzt. Dies auch in dem Wissen, das laterales Denken nicht unbedingt zu einer in der Praxis umsetzbaren Lösung für das Problem oder den Konflikt führt. Hier geht es darum, neue Sichtweisen zu eröffnen und die Medianden anzuregen, sich in den jeweils anderen hineinzuversetzen. Durch den Perspektivwechsel lässt es sich leichter über den Tellerrand hinausblicken. Bei betrieblichen Problemen wird Querdenken auch in der Management-Etage genutzt, um innovative und unkonventionelle Lösungswege zu finden.


Laterales, lineares oder vertikales Denken – Hauptsache denken!

Querdenken bedeutet demnach, mal ganz bewusst um die Ecke zu denken. Bisherige Regeln und Prinzipien werden bei dieser Denkweise neu geordnet. Das Denken erfolgt ohne vorgeschriebene Muster, darf unlogisch und anders sein. Durch den Mut zur Experimentierfreudigkeit ohne mentale Schranken wird der Weg zu innovativen Ideen und Lösungen geebnet. Mehr Flexibilität geht nicht. Die Ergebnisse des Querdenkens werden jedoch nicht einfach mir nichts, dir nichts umgesetzt. Sie dienen erst einmal der Inspiration, um Wege zu finden, die auch praxistauglich sind. Denn: Denken heißt nicht automatisch Machen!

Letztendlich ist Querdenken eine wirklich tolle Kreativitätstechnik – nicht mehr und nicht weniger. Wie diese Titulierung zu einer Gruppierung passen soll, die – ohne nach links, rechts, oben, unten und insbesondere zur Seite zu gucken – trotz Corona Pandemie und scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste den Weg zurück zu den Grundrechten beschreiten will, erschließt sich mir nicht. Würden die Querdenker wirklich querdenken, so müssten sie doch kreative Lösungsansätze für das Problem vortragen können, oder?

 

Fazit

Die Welt braucht echte Querdenker – Menschen, die bereit sind, über den Tellerrand hinauszuschauen, bestehende Grenzen zu hinterfragen und den Mut haben, neue Wege zu beschreiten. Während sich manche selbst als Querdenker bezeichnen, aber lediglich bestehenden Ideen widersprechen, ohne konstruktive Alternativen anzubieten, liegt der wahre Wert des Querdenkens in der Fähigkeit, bestehende Paradigmen zu durchbrechen und innovative Lösungen zu entwickeln. Es ist diese Art von Querdenken, die zu echten Fortschritten führt und eine bessere Zukunft für uns alle ermöglicht. Lassen Sie uns also den Mut haben, wirklich quer zu denken, denn nur so können wir die Herausforderungen unserer Zeit meistern und die Welt im positiven Sinne verändern.

 

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