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4 Minuten Lesezeit (734 Worte)

Mediation / Meditation: Wie ein kleiner Buchstabe Verwirrung stiften kann

Ein kleiner Buchstabe sorgt in der Mediationspraxis immer wieder für Verwirrung und - zugegeben, ziemlich lustige - Missverständnisse: Mediation und Meditation! Während die Mediation sich mit der einvernehmlichen Lösung von Konflikten beschäftigt, gehört die Meditation zu den spirituellen Techniken, seinen eigenen Geist zu beruhigen und wieder in Einklang zu bringen. Zwei völlig verschiedene Paar Schuhe? Vielleicht!

 

Vor einigen Monaten war ich unterwegs auf der Suche nach einer geeigneten Location für eine Mediation. Ich fand ein für beide Konfliktparteien örtlich günstig gelegenes Hotel und fragte dort nach einem Raum für eine Mediation. Die Hotelangestellte fragte mich während ihrer Recherche im Buchungssystem, welches Equipment und wie viele Matten ich denn bräuchte. Nachdem ich sie über den Unterschied zwischen Mediation und Meditation aufgeklärt hatte, haben wir herzlich darüber gelacht und einen Konferenzraum reserviert. Manchmal lache ich heute noch über die Vorstellung, dass ich knapp daran vorbeigeschrappt bin, eine betriebliche Mediation mit Teilnehmern aus dem Management im Lotussitz auf Yoga-Matten durchführen zu müssen. 

nachdenken, nachsinnen, überlegen

 

Und dennoch muss ich zugeben, dass die beiden Namensvettern auch etwas gemeinsam haben:

In der Mediation streben wir nach Harmonie und möchten deshalb einen belastenden Streit oder eine stressige Auseinandersetzung beilegen.

Bei einer Meditation suchen wir ebenfalls Harmonie, allerdings in uns selbst.
Menschen meditieren, weil sie sich bewusster wahrnehmen, gelassener reagieren und den Alltagsstress hinter sich lassen möchten.

Und wenn ich den Sinn und Zweck einer Meditation (ja, liebe Leute, heute müsst ihr leider ganz genau lesen!), dann frage ich mich doch automatisch, ob meditierende Menschen weniger streiten und deshalb auch weniger Mediationen benötigen. Und da sowohl die Mediation als auch die Meditation psychologische Hintergründe berücksichtigt, finde ich die Frage durchaus angemessen und überaus interessant.

 

Kleine Meditationskunde

Meditation kann aus dem Lateinischen mit „Nachdenken, Überlegen, Nachsinnen“ übersetzt werden. Ihre Wurzeln hat die Meditation in der Religion, wobei sie heute jedoch auch völlig unabhängig praktiziert wird. Sie gilt als Entspannungsmethode, die u.a. auch in der Psychotherapie zur Anwendung kommt. Beim Meditieren liegt der Fokus auf Konzentration und Achtsamkeit. In einer aufrechten Haltung konzentriert man sich auf die Atmung und versucht, frei von Gedanken zu sein. Regelmäßiges Meditieren hilft nach wissenschaftlichen Studien bei zu hohem Blutdruck, zu hohem Blutzuckerspiegel, zu hohem Cholesterin und wirkt sich positiv bei Herzproblemen, Schmerzen, Angstzuständen und Depressionen aus.

 

Meditation schafft Ruhe im Kopf

Unser Geist ist ständig in Bewegung, unsere Gedanken rotieren und tragen zu Stress und Schlaflosigkeit bei. Regelmäßig meditierende Menschen berichten, dass sie dank der Meditation in der Lage sind, eine Art „Stopp-Taste“ zu drücken, um zur Ruhe zu kommen. Das zielgerichtete Atmen hilft dabei, sich auf eine Sache zu konzentrieren – nämlich auf sich selbst. Dadurch wird die Konzentrationsfähigkeit gesteigert und erweitert. Das Denken wird klarer und bewusster. Meditation macht dadurch zugleich auch gelassener.

Diese erlernte Gelassenheit führt dazu, eine Distanz zu chaotischen Emotionen und Gedankenwirrwarr zu entwickeln. Gefühle werden während der Meditation bewusst gemacht und akzeptiert, ohne ihnen weiteren Raum für unnötige Gedanken wie Rache oder Zorn zu geben. Diese Gelassenheit zeigt natürlich auch Außenwirkung. Meditierende Menschen sind entspannt, haben sich im Griff und gehen nicht so schnell „an die Decke“. Man kann also davon ausgehen, dass dadurch auch weniger Konflikte entstehen oder eigenständig effektiv daran gearbeitet werden kann, ohne sich gleich die sprichwörtlichen Köpfe einzuschlagen.

 

Mediation nutzt einige Prinzipien der Meditation

Als Mediator sorge ich für meine Medianden für einen geschützten Raum, in dem sie sich auf sich selbst und ihren Konflikt konzentrieren können. Nichts soll ablenken, nichts soll stören. Um den Medianden ein gutes Gefühl zu vermitteln, trage ich zu einer entspannten Atmosphäre bei. Meine Medianden sollen sich zurücklehnen und entspannen können, damit der Fokus auf das Wichtige gelegt werden kann – der eigenverantwortlichen Konfliktlösung. Diese Vorgehensweise ähnelt dem geschützten Raum, in dem Meditationen durchgeführt werden.

Bei einer Mediation kann es unter Umständen zu emotionalen Ausbrüchen kommen. Schließlich liegt ein Konflikt vor und die Parteien streiten sich um irgendetwas. Um Eskalationen zu vermeiden, nutze ich als Mediator spezielle Kommunikationstechniken, die die Gemüter schnell wieder beruhigen und den Fokus wieder lenken. Nichts anderes geschieht in der Meditation, bei der Emotionen zwar zugelassen und akzeptiert, aber einer Ausuferung entgegengewirkt wird.

Und sowohl nach einer Mediation als auch nach einer Meditation fühlen sich die Parteien wohl. Sie sind entspannt, in Harmonie und völlig zu Recht stolz auf das, was sie geleistet haben.

mediation macht gluecklich

Nach alledem bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich bei meinen nächsten Mediationen nicht doch auf die Matten sitze … :)

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