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Der Mediationsblog: Wissenswertes über Mediation und Streitbeilegung

In unserem Mediationsblog finden Sie Informationen und Neuigkeiten rund um die Themen Mediation und alternative Streitbeilegung.
4 Minuten Lesezeit (870 Worte)

Im Spannungsfeld von Eigenverantwortung und Hilfeleistung

Das Leben bringt viele Herausforderungen mit sich, besonders im Alter. Der Prozess des Älterwerdens ist unvermeidlich und führt oft zu einer veränderten Lebensdynamik, nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für dessen Familie und Umfeld. Ein zentrales Thema dabei ist die Spannung zwischen dem Wunsch nach Autonomie und der zunehmenden Notwendigkeit von Unterstützung. Diese Diskrepanz kann zu Konflikten führen, die ohne die richtigen Hilfsmittel schwer zu bewältigen sind. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen zeigen, wie Mediation als Instrument dienen kann, um diese Konflikte zu lösen oder ihnen vorzubeugen.

 

Autonomie – das Streben nach Selbstständigkeit

Autonomie im Alter bedeutet, Entscheidungen über das eigene Leben selbst treffen zu können, unabhängig und frei von der Hilfe anderer zu leben. Dies umfasst eine Vielzahl von Aspekten, angefangen bei der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben wie Einkaufen, Kochen und Reinigen zu bewältigen, bis hin zur Kontrolle über finanzielle Ressourcen und die Teilnahme am sozialen Leben.

Ein Beispiel für Autonomie im Alter ist Herr Müller, ein 75-jähriger ehemaliger Lehrer, der allein in seinem Haus lebt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Herr Müller aktiv, fährt noch Auto, verwaltet seine Finanzen selbstständig und trifft sich regelmäßig mit Freunden und Familie. Er nutzt auch moderne Technologien, um seinen Alltag zu erleichtern, bestellt beispielsweise Lebensmittel online und kommuniziert über soziale Medien und Videokonferenzen mit seinen Liebsten.

 

Angewiesensein – die Akzeptanz von Hilfe

Auf der anderen Seite des Spektrums steht das Angewiesensein, das eintritt, wenn ältere Menschen Unterstützung bei täglichen Aufgaben oder Entscheidungen benötigen. Dies kann von leichter Hilfe im Haushalt bis hin zu vollständiger Pflegebedürftigkeit reichen. Angewiesensein ist oft mit negativen Gefühlen verbunden, da es als Verlust von Kontrolle und Unabhängigkeit wahrgenommen wird. Doch kann es auch eine Gelegenheit sein, zwischenmenschliche Beziehungen zu vertiefen und neue Formen der Gemeinschaft und Unterstützung zu entdecken.

Frau Schneider, eine 82-jährige Witwe, bietet ein Beispiel für das Angewiesensein im Alter. Nach einem Sturz ist sie auf die Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes angewiesen, der sie täglich besucht. Zudem wird sie regelmäßig von ihrer Tochter unterstützt, die Einkäufe für sie erledigt und sie zu Arztterminen begleitet. Frau Schneider hat gelernt, diese Unterstützung anzunehmen und schätzt die zusätzliche Zeit, die sie dadurch mit ihrer Familie verbringen kann.

 

Die Herausforderung: Autonomie vs. Angewiesensein

Mit dem Alter kommen oft Einschränkungen, sei es in Bezug auf die Mobilität, die Gesundheit oder die kognitive Leistungsfähigkeit. Diese Veränderungen können dazu führen, dass ältere Menschen in verschiedenen Lebensbereichen auf Hilfe angewiesen sind. Gleichzeitig ist der Wunsch nach Selbständigkeit und Kontrolle über das eigene Leben ein tief verwurzeltes Bedürfnis, das nicht mit dem Alter verschwindet.

Diese gegensätzlichen Anforderungen können zu Spannungen führen, sowohl innerhalb der Familie als auch mit externen Dienstleistern oder Betreuungspersonen. Kinder und Angehörige stehen oft vor der Herausforderung, die richtige Balance zwischen Unterstützung und der Wahrung der Autonomie zu finden. Auf der anderen Seite kann es für die älteren Menschen schwierig sein, Hilfe anzunehmen, ohne das Gefühl zu haben, ihre Unabhängigkeit zu verlieren.

Ein klassisches Beispiel sind Entscheidungen über den Wohnort. Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause leben. Ihre Familien machen sich jedoch Sorgen um ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden und schlagen möglicherweise einen Umzug in ein betreutes Wohnen oder zu Verwandten vor. Ein weiteres Beispiel ist die Gesundheitsfürsorge, bei der Entscheidungen über medizinische Behandlungen oder die Inanspruchnahme von Pflegediensten zu Meinungsverschiedenheiten führen können.

Autonomie vs. Angewiesensein

Wie kann Mediation helfen?

Mediation im Spannungsfeld von Eigenverantwortung und Hilfeleistung bietet eine einzigartige Chance, Konflikte nachhaltig zu lösen.

  • Förderung der Kommunikation
    Ein wesentlicher Vorteil der Mediation ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen den
    Generationen. Der Mediator sorgt dafür, dass jeder zu Wort kommt und dass alle Ansichten gehört und gewürdigt werden. Dies kann helfen, Missverständnisse abzubauen und Empathie für die jeweils andere Perspektive zu fördern.
  • Entwicklung individueller Lösungen
    Mediation zielt darauf ab, Lösungen zu finden, die speziell auf die Bedürfnisse der Beteiligten zugeschnitten sind. Im Gegensatz zu einer Entscheidung durch ein Gericht, bei der es in der Regel Gewinner und Verlierer gibt, ermöglicht der mediationsgestützte Prozess eine Win-Win-Situation. So kann beispielsweise eine Vereinbarung getroffen werden, die es älteren Menschen ermöglicht, mit angemessenen Anpassungen und Unterstützungsleistungen in ihrem Zuhause zu bleiben.
  • Stärkung der Beziehungen
    Durch die gemeinsame Konfliktbearbeitung in der Mediation können bestehende Beziehungen gestärkt und zukünftige Konflikte vermieden werden. Der Fokus liegt auf Zusammenarbeit und Verständnis, nicht auf Konfrontation und Streit.

Indem die Parteien dazu angeleitet werden, selbst Lösungen zu erarbeiten, wird ihre Eigenverantwortung gestärkt. Gleichzeitig bietet der Mediationsprozess den notwendigen Rahmen und die Unterstützung, um die Parteien in diesem oft schwierigen Prozess zu begleiten. Mediation kann somit als ein Schlüssel zur Lösungsfindung betrachtet werden, der es ermöglicht, Brücken zu bauen, Verständnis zu fördern und letztendlich zu einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung zu gelangen.

 

Abschlussgedanken

Konflikte im Alter, insbesondere die Spannung zwischen Autonomie und Angewiesensein, sind komplexe Herausforderungen, die sensibel gehandhabt werden müssen. Mediation bietet einen Weg, diese Herausforderungen anzugehen, indem sie die Kommunikation fördert, individuelle Lösungen ermöglicht und Beziehungen stärkt. Es ist ein Instrument, das nicht nur zur Lösung bestehender Konflikte beitragen kann, sondern auch präventiv wirkt, um das Verständnis und den Respekt zwischen den Generationen zu fördern. Für alle, die sich in einer solchen Situation befinden, kann die Inanspruchnahme einer Mediation ein bedeutender Schritt hin zu einem harmonischeren und respektvolleren Miteinander sein.

 

 

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