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Richtige Kommunikation – weniger Konflikte

Liebe Leserinnen und Leser!

Jeden Tag haben wir mit Menschen zu tun. Ob im Privatleben oder bei der Arbeit – wir kommunizieren kontinuierlich mit Partnern, Freunden, Kollegen und Fremden. Wir können gar nicht „nicht“ kommunizieren. Leider scheint es jedoch so, dass wir häufig bei der Kommunikation irgendetwas falsch machen und es deshalb zu Missverständnissen und Konflikten kommt. Sehr oft reden wir aneinander vorbei oder hören nicht richtig zu, was in Irritationen und Frust mündet. Auch die Tatsache, dass uns erst später einfällt, was wir besser hätten sagen können, trägt nicht unbedingt zu mehr Harmonie bei. Dann nämlich ärgern wir uns über uns selbst.

Kommunikation ist also eine wichtige Basis für das gesamte Leben. Und um Streit und Konflikten aus dem Weg zu gehen, sollten wir unsere Kommunikationsweisen überdenken und uns anstrengen, in Zukunft besser zu kommunizieren. Ein Vorreiter auf dem Gebiet der sogenannten „gewaltfreien Kommunikation“ war Marshall B. Rosenberg, der das gleichnamige Handlungskonzept entwickelt hat. Nach seiner und der Meinung vieler anderer führt eine solche Kommunikation zu mehr Vertrauen und Lebensfreude im Alltag und Beruf. Halten wir uns an die Kommunikationsregeln, ziehen wir daraus auch Vorteile bei der friedlichen Konfliktlösung. Noch besser: kommunizieren wir genau und mitfühlend, kommt es gar nicht erst zum Konflikt!

 

Nicht fordern, sondern wertschätzen

Die gewaltfreie Kommunikation basiert auf dem Prinzip des einfühlsamen, verbindenden und wertschätzenden Umgangs mit anderen. Hierzu bedarf es Empathie, damit wir uns frei genug fühlen, uns klar auszudrücken und dabei ehrlich zu sein. Gehen wir offen und freundlich gesinnt in die Kommunikation, stellt sich Empathie fast schon automatisch ein, was eine von Einfühlungsvermögen geprägte Verbindung zur Folge hat.

 

Wie man in den Wald schreit ...

Grundsätzlich sind Menschen so „programmiert“, dass sie gerne bereit sind, etwas für jemand anderes zu tun. Dies ist aber nur dann der Fall, wenn wir höflich und freundlich darum bitten. Konfrontieren wir andere mit einer Forderung und vermitteln ihm damit das Gefühl, dass er nur eine Pflicht zu erfüllen hat, können wir die Sache mit dem empathischen Auftreten direkt wieder vergessen.

Ein Beispiel? Wenn wir morgens mit mürrischem Gesichtsausdruck der bis dato noch freundlichen Bäckerei-Verkäuferin nur das Kommando „Brötchen“ um die Ohren hauen, müssen wir uns nicht wundern, dass sie uns das Brötchen auf die Theke knallt. Kommen wir aber mit einem Lächeln in die Bäckerei, wünschen einen guten Morgen und bestellen uns in ganzen Sätzen inklusive „Bitte“ ein Brötchen, werden wir nicht nur dieses auch bekommen, sondern beidseitig profitieren. Die Verkäuferin von einem netten Kunden und der Kunde von Frühstück samt geschenktem Lächeln.

 

Überlegen, was wir sagen

Konflikte entstehen dann, wenn wir uns nicht verstehen. Sehr oft hat das damit zu tun, dass der eine nur die Hälfte sagt und der andere genug Raum hat, diese Hälfte falsch zu interpretieren. Auch Rosenberg hat erkannt, dass unsere Sprache optimiert werden kann.

Statt einfach darauf los zu reden sollten wir insbesondere im beruflichen Bereich konkrete Informationen von uns geben, die auch Zeiten und Zusammenhänge enthalten. Wenn wir von Beobachtungen berichten, sollten wir objektiv bleiben und keine Bewertungen einfließen lassen.

Auch formulieren wir gerne mit versteckter Kritik, statt Wünsche zu äußern. Bestellen wir in der Bäckerei „das verbrannte Brötchen da!“, entspricht es der Natur des Menschen, dass sich jede Bäckerei-Fachverkäuferin dieser Welt persönlich angegriffen fühlt und in den Verteidigungs-Modus wechselt. Fragen wir aber freundlich, ob wir „bitte das dunkle Brötchen dort“ haben können, steht der empathischen Verbindung nichts mehr im Wege.

 

Gewaltfreie Kommunikation durch Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten

Gewaltfreie KommunikationNach den Regeln der gewaltfreien Kommunikation sollten wir unsere Beobachtungen mitteilen, ohne sie zu bewerten oder zu interpretieren. Trennen wir unsere persönliche Einstellung von der beobachteten Handlung, erhält unser Gegenüber klare Informationen.

Beobachtete Handlungen lösen in uns Gefühle aus, die mit Bedürfnissen einhergehen. Wir haben alle ein Bedürfnis auf Verständnis, Sicherheit oder Kontakt. Und unsere Gefühle zeigen uns, ob dieses Bedürfnis gerade erfüllt ist oder eben nicht. Stecken wir in einem Konflikt, müssen wir diese Bedürfnisse auch äußern, um eine kreative Lösung zu finden. Können wir unsere Bedürfnisse betiteln, lässt sich auch eine Bitte oder ein Wunsch daraus formulieren.

Wichtig ist dabei, dass Bitten konkrete Handlungen betreffen und sich Wünsche eher auf vage Zustände beziehen. Und wenn beide dann noch in positiver Sprache formuliert werden, wächst auch die Chance auf Erfüllung. Bei der positiven Kommunikation wird genau formuliert, was man möchte, statt zu sagen, was man nicht will.

Zusammengefasst lassen sich die einzelnen Schritte der gewaltfreien Kommunikation wiederum wunderbar an unserem Bäckerei-Beispiel erklären:

„Wenn ich die Bäckerei sehe (Beobachtung), dann empfinde ich Hunger (Gefühl), weil ich noch ein Frühstück brauche (Bedürfnis). Deshalb möchte ich jetzt gerne ein Brötchen (Bitte).“

Natürlich braucht es etwas Übung, durch Kommunikation Konflikte zu umgehen und ein friedlicheres Leben zu führen. Aber wenn die Beherzigung weniger Regeln dazu führt, dass wir nervige Auseinandersetzungen und Eskalationen vermeiden können, können wir daraus nur profitieren. Letztendlich gibt der Klügere nicht nach, aber er weiß, wie er zum Allgemeinwohl zu kommunizieren hat.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße,

Ihr Frank Hartung

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