Liebe Leserinnen und Leser!
Jeden Tag werden wir mit Informationen überflutet. Denken Sie nur einmal an die hitzigen Diskussionen rund um die Corona-Pandemie! Mit unzähligen Sichtweisen und Ideen müssen wir uns im Alltag auseinandersetzen. Den einen stimmen wir gerne zu und den anderen widersprechen wir mit Nachdruck. Wenn wir uns an Diskussionen beteiligen, unterstützen wir dadurch eine bestimmte Perspektive oder versuchen, andere von unserer Meinung zu überzeugen. Allerdings sollte immer auf die Qualität einer derartigen Diskussion geachtet werden, um Ausuferungen und Konsequenzen zu vermeiden. Denn insbesondere in der doch recht anonymen digitalen Welt findet Kommunikation häufig auf einem eher fragwürdigen Niveau statt.
Internet und soziale Netzwerke haben aus Information Konversation gemacht. Früher haben Autoren und Verfasser „nur“ geschrieben, um zu informieren und die Leser haben schlicht gelesen. Onlineplattformen ermöglichen Lesern und Nutzern heute aber auch den direkten Austausch. Und viele, die auf einen Beitrag reagieren und antworten, möchten diesem widersprechen. Denn - seien wir mal ehrlich - wenn wir mit etwas einverstanden und zufrieden sind, dann haben wir viel weniger zu sagen oder zu schreiben. Dann reicht es zumindest in den sozialen Netzwerken aus, einen Beitrag zu teilen oder auch nur ein Gefällt-mir-Däumchen zu hinterlassen. So richtig interessant wird es also erst dann, wenn jemand nicht der gleichen Meinung ist.
Sachlich ausdiskutiert werden Meinungsverschiedenheiten online eher selten. In der virtuellen Welt fällt es vielen Menschen einfach leichter, Dinge zu sagen, die man im Alltag niemandem unmittelbar vor den Kopf „schleudern“ würde. Vergessen sind Knigge und gute Erziehung, wenn Frust und Ärger das Ruder übernehmen. Wie schön wäre es aber, wenn wir uns alle in den sowieso schon schwierigen Zeiten ein Stückchen weit zurücknehmen und angemessen reagieren würden? Ich bin mir nämlich sicher, dass uns durchdachte Diskussionen und Widersprüche auch im realen Leben weiterbringen können.
Der englische Programmierer und Autor Paul Graham hat im Jahr 2008 analysiert, wie sich Menschen in Diskussionen „hineinsteigern“ können. In seinem Essay „How to Disagree“ hat er Argumente und Verhaltensweisen in verschiedene Stufen unterteilt. Die so entstandene Widerspruchshierarchie kann als Hilfe genutzt werden, Eskalationen zu vermeiden, Ausbrüche zu deeskalieren und Konflikte analytisch zu lösen:
Die einzelnen Stufen können der Reihe nach in Pyramidenform angeordnet werden. Denn zumindest in der Online-Welt scheinen die unteren Stufen häufiger vertreten zu sein, als die oberen Stufen.
Durch die Widerspruchshierarchie verfügen wir über eine Methode der Klassifizierung. Dies reicht jedoch nicht aus, um einen „Gewinner“ zu bestimmen oder herauszufinden, welches Argument denn jetzt richtig ist.
Die Widerspruchshierarchie ist jedoch hilfreich, um Gelesenes zu beurteilen oder Angriffe zu durchschauen und richtig einzuschätzen. Daraus lässt sich dann wiederum die eigene Reaktion überdenken und ableiten. Widersprüche der unteren Stufen führen mit diesem Wissen vielleicht deutlich weniger zu Frust und Ärger, was Eskalationen vermeiden kann. Auf „unnütze“ Kommentare muss man nicht immer eingehen; hier hilft für den eigenen Seelenfrieden auch manchmal einfach Ignoranz.
Richtig und angemessen zu widersprechen kann die Konversation mit anderen Menschen aber auch verbessern. Sachlich geführte Diskussionen sind etwas Gutes und erweitern auf allen Seiten den Horizont. Menschen besitzen die Fähigkeit zur Weiterentwicklung, was durch Kommunikation gewährleistet werden kann. Boshaftigkeiten der unteren Stufen kommen jedoch kaum mit wirklichen Aussagen daher und stehen echten Argumenten nur im Weg.
Die höchste Form der Streitkultur kann nach meiner Meinung also nur erreicht werden, wenn Widersprüche angemessen und durchdacht geäußert werden. Sind Sie der gleichen Meinung? Wenn nicht, widersprechen Sie mir doch einfach!
Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie zuversichtlich!
Ihr Frank Hartung
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