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Aktives Zuhören – und wie es uns im Alltag helfen kann

Liebe Leserinnen und Leser!

Aktives Zuhören gehört eigentlich in den Bereich der Gesprächsführungstechniken. Dabei wechseln sich Fragen und Reformulierungen ab, um Verständnis für die Aussagen des Gesprächspartners zu entwickeln und ihm dies auch zu beweisen. Entwickelt wurde die Technik des Aktiven Zuhörens von dem US-Psychologen Carl Rogers, der sich intensiv mit der nicht direktiven Gesprächsführung befasst hat. Nach seiner Meinung können sich Gesprächspartner nämlich nur dann annähern, wenn sie sich gegenseitig respektvoll, warmherzig und vertrauensvoll ausdrücken. Nur in dieser Atmosphäre kann eine defensive Haltung aufgegeben werden, was zu einem freien Austausch führt. Das Aktive Zuhören kann meines Erachtens jedoch nicht nur in der Kommunikation zur Konfliktlösung hilfreich sein, sondern auch im Alltag. Denn durch aufmerksames Zuhören lassen sich häufig schon im Vorhinein Missverständnisse vermeiden.

 

Zuhören – nicht nur mit den Ohren

Carl Rogers vertritt die Auffassung, dass der emotionale Inhalt eines Gespräches wichtiger ist als der intellektuelle Bereich. Der Zuhörer soll seine Aufmerksamkeit nicht an der Vernunft ausrichten, sondern auch „das Herz“ daran teilnehmen lassen. Es nützt nichts, wenn der Zuhörende keine authentische und verständnisvolle Haltung einnimmt, schon beim Zuhören eigene Interpretationen konstruiert oder urteilt.

Für das Aktive Zuhören hat der Psychologe fünf Schlüsselkonzepte erarbeitet:

  • Empfangen
    Beim Gespräch sollten sich die Gesprächspartner so akzeptieren, wie sie sind. Im Gespräch sollten gegenseitiger Respekt und Achtung voreinander herrschen, um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Der Zuhörende muss in der Lage sein, echtes Interesse ausdrücken zu können. Dies bedeutet, dass er den jeweils anderen in diesem Moment als die wichtigste Person betrachtet, ohne jedoch Hintergedanken und Erwartungshaltungen zu haben. Die volle Aufmerksamkeit sollte dem Redenden eingeräumt werden, ohne dafür etwas „zurück“ haben zu wollen.
  • Zentrierung
    Im Gespräch sollte der Zuhörende sich dafür interessieren, wie sein Gesprächspartner die Dinge empfindet. Dafür bedarf es viel Feingefühl, um sich in das tiefste Innere des anderen hineinversetzen zu können.
  • Interesse
    Das Interesse des Zuhörenden liegt beim Aktiven Zuhören auf dem jeweils anderen Gesprächspartner – nicht auf dem Problem selbst. Gesehen wird also nicht das Problem, sondern die Sicht, wie der andere Gesprächspartner darüber denkt. Dies, zumal Menschen Probleme sehr unterschiedlich „erleben“ können. Was für den einen nur ein Misserfolg sein kann, fühlt sich für den anderen vielleicht sogar wie eine Bestrafung an.
  • Respekt zeigen
    Aktives Zuhören bedeutet auch, dem Gesprächspartner zu zeigen, dass man ihn respektiert. Das bedeutet, dass sich alle sicher fühlen dürfen. Die Art, das eigene Leben zu leben und Dinge wahrzunehmen sollten respektiert werden, ohne psychologische Rückschlüsse zu ziehen oder sogar in den anderen Lebensraum übergreifen zu wollen.
  • Spiegeln
    Während des Aktiven Zuhörens kommt eine weitere Kommunikationstechnik zur Anwendung, nämlich das Spiegeln. Der Zuhörende verhält sich gegenüber seinem Gesprächspartner wie ein Spiegel: er interpretiert nicht, sondern versetzt sich lediglich in die Lage und Gefühlswelt seines Gegenübers.

Das aktive Zuhören sollte als eine Art Annäherung betrachtet werden, den Gesprächspartner als Person wahrzunehmen und weder Druck oder Beeinflussung auszuüben. Es ist zunächst wichtiger, mit dem Gesprächspartner zu fühlen, als sofort mit ihm Ideen und potenzielle Lösungen zu teilen. Hierfür bedarf es Empathie, damit der Gesprächspartner bedingungslose Akzeptanz erfährt und eine Chance sowie Zeit bekommt, seine Ansichten ohne Rückhalt darzulegen.

Durch diese grundlegend positive Haltung beider Gesprächspartner wird Energie freigesetzt, die hervorragend für die verschiedensten Zwecke und Aufgaben genutzt werden kann. Durch die maximale Aufmerksamkeit kommt es deutlich seltener zu Missverständnissen, Verständnisproblemen und Konflikten.

 

Aktives Zuhören in der Praxis umsetzen

Aktives Zuhören

Es ist eigentlich gar nicht so schwer, das Aktive Zuhören auch im Alltag umzusetzen. Berücksichtigt werden sollte dabei die „Schleife des Verstehens“, die fast schon intuitiv erfolgt.

Der Zuhörende kann beim Gespräch eine positive Stille erzeugen. Durch wenige und kurze Aussagen wie „ich verstehe“ oder ein freundliches Nicken wird dem anderen gezeigt, dass man sowohl den Argumenten als auch den mitgeteilten Emotionen „zuhört“. Der Gesprächspartner bekommt dadurch das Gefühl, dass man gedanklich ganz bei ihm ist. Nach dem ersten Part des Zuhörens ist es Zeit für eine Klärung. Wenn Zweifel über den Sinn und Hintergrund der Unterhaltung bestehen, sollten ruhig Fragen gestellt werden. An dieser Stelle wird so lange zugehört, nachgefragt, beantwortet und wieder zugehört, bis es nichts mehr zu klären gibt.

Nach der klärenden Gesprächspassage wird das Gespräch vertieft, um die Meinung des Gesprächspartners zu untersuchen und zu verstehen. Hierfür eignen sich insbesondere offene Fragen, auf die nicht nur mit „ja“ oder „nein“ geantwortet wird, sondern ausführlich und im Detail. An dieser Stelle kommen bereits häufig Lösungsoptionen auf den gedanklichen Tisch, die vielleicht später sogar Verwendung finden können.

Im letzten Schritt des Aktiven Zuhörens wird der Zuhörende aktiv. Er reformuliert das, was er gehört und verstanden hat. Durch die Reformulierung wird dem Gesprächspartner noch einmal verdeutlicht, dass ihm zugehört worden ist. Dadurch lassen sich Situationen beruhigen und besänftigen. Die Wiederholung in den eigenen Worten hilft beim gegenseitigen Verständnis und bringt Diskussionen weiter voran. Dies, zumal sich für den Gesprächspartner auf diese Weise auch der Blick in eine andere Perspektive eröffnet.

Und falls zu diesem Zeitpunkt noch immer ein Missverständnis herrschen sollte, kann der Gesprächspartner noch immer berichtigend und erklärend einschreiten. Wird Aktives Zuhören richtig praktiziert, können eigentlich gar keine Verständnisprobleme mehr auftreten. Die Kommunikation im Beruf und Privatleben gestaltet sich flüssiger und das soziale Gefüge entsprechend friedlicher. Und genau das wünschen wir uns doch alle, oder?

 

Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie gesund!

Ihr Frank Hartung

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