Die digitale Transformation hat die Art und Weise, wie wir kommunizieren, tiefgreifend verändert und führt zu Phänomenen wie „Smombies“, Nomophobie und dem Bedürfnis nach digitaler Entschlackung. Besonders unter jungen Erwachsenen steigt die Abhängigkeit von sozialen Netzwerken, was dazu führt, dass sie täglich viele Stunden online verbringen. Diese Gewohnheit bringt negative Konsequenzen wie Schlafstörungen und die weit verbreitete Angst, etwas zu verpassen (FOMO), mit sich. Der Drang nach Anerkennung durch Likes beeinträchtigt das Selbstwertgefühl erheblich. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen intensiver Nutzung sozialer Medien und psychischen Problemen, einschließlich eines erhöhten Suizidrisikos bei Jugendlichen.
Ich wurde durch meine jüngste Erfahrung nach einer Mediation zu diesem Artikel inspiriert. Die Gespräche waren anstregend, und ein Stau machte die Heimkehr ermüdend, sodass ich eine Pause für einen kleinen Snack einlegte. Ich entschloss mich, ein unbekanntes Schnellrestaurant nahe der Autobahn zu besuchen. Während ich auf die unvermeidlichen Pommes wartete, bemerkte ich eine junge Frau, die ihr Essen mit dem Smartphone aus der Vogelperspektive fotografierte. Mir wurde schnell klar, dass sie die Fotos wahrscheinlich bald in sozialen Netzwerken teilen würde. Neugierig, was an ihrem Essen so besonders sein könnte, schaute ich genauer hin und musste feststellen: Es waren ganz gewöhnliche Pommes! Mit einer Mischung aus Kopfschütteln und einem amüsierten Lächeln sah ich mich weiter um. Niemand der anderen Gäste schien das Verhalten der Frau seltsam zu finden; alle waren zu sehr in ihre eigenen Bildschirme vertieft. In diesem typischerweise lauten Fast-Food-Restaurant herrschte ungewöhnliche Stille. Selbst an Tischen mit mehreren Personen wurde kaum gesprochen. Vielleicht war jeder mit Chatten oder dem Versenden von Nachrichten beschäftigt? Ich weiß es nicht genau, aber diese Situation empfand ich als merkwürdig und beunruhigend.
„Smombies“, eine Mischung aus „Smartphone“ und „Zombie“, beschreibt Menschen, die beim Gehen so in ihr Gerät vertieft sind, dass sie ihre Umgebung ignorieren. Studien zeigen, dass eine beträchtliche Anzahl von Fußgängern, insbesondere in Städten, beim Überqueren von Straßen abgelenkt ist. Diese Ablenkung führt zu einer „unaufmerksamen Blindheit“, bei der Nutzer trotz offener Augen von ihrer Umgebung abgeschnitten sind. Besonders Teenager, und hier häufiger Frauen als Männer, sind von diesem Phänomen betroffen. Die Zunahme von Verkehrsunfällen durch Smartphone-Ablenkung macht deutlich, dass das Smombie-Verhalten ein ernstes Problem ist.
Nomophobie beschreibt die Angst vor dem Verlust der Smartphone-Verbindung und wird als eine häufige technologiebezogene psychische Störung angesehen. In Deutschland fühlen sich 56 % der Menschen verpflichtet, ständig ihr Telefon zu überprüfen, und 84 % der jüngeren Generation geben an, es „zu viel“ zu nutzen. Symptome der Nomophobie ähneln anderen Angststörungen, wobei 70 % Unwohlsein empfinden, wenn der Akku unter 20 % fällt, und 50 % sich unwohl fühlen, wenn das Smartphone zu Hause vergessen wurde.
Studien zeigen, dass die Abhängigkeit von sozialen Medien die soziale Intelligenz und Empathie beeinträchtigt, was auf den Mangel an persönlicher Kommunikation zurückzuführen ist. Digitale Plattformen erfordern weniger spontane soziale Fähigkeiten, was die Entwicklung echter sozialer Kompetenzen behindert. Intensive Nutzer sozialer Medien neigen dazu, persönliche Interaktionen zu meiden und verlieren dadurch Chancen, wichtige soziale Fähigkeiten zu entwickeln.
Die Sucht nach sozialen Medien beeinträchtigt familiäre Bindungen, da Eltern oft von ihren Smartphones abgelenkt sind und wichtige Signale der Kinder übersehen. Diese Ablenkung kann die emotionale Entwicklung und Bindungssicherheit der Kinder stören. Die Art der Familienkommunikation hat sich verändert; persönliche Gespräche werden zunehmend durch digitale Kommunikation ersetzt, was zu weniger tiefgründigen Interaktionen führen kann.
Das zunehmende Bewusstsein für digitale Abhängigkeit hat eine Bewegung für digitale Entgiftung entstehen lassen, die sich zu einer großen Industrie entwickelt. Der Markt für Digital-Detox-Produkte soll von 0,39 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf 19,44 Milliarden Dollar bis 2032 wachsen. Die Entgiftungsangebote sind vielfältig, von Apps bis zu Offline-Retreats. Generationen wie Millennials und Gen Z zeigen auf Plattformen wie TikTok Interesse an einfacheren Technologien. Es gibt viele unterschiedliche Ansätze zur digitalen Entgiftung, deren Wirksamkeit jedoch umstritten ist.
Die gesundheitlichen Schäden durch Social-Media-Sucht sind vielfältig und betreffen sowohl körperliche als auch psychische Aspekte. Besonders Jugendliche leiden unter Schlafstörungen, da sie oft spät nachts online sind und ihr Telefon mehrfach nachts überprüfen. Exzessive Nutzung führt zu sozialer Isolation und Depressionen, Jugendliche fühlen sich durch soziale Medien weniger selbstbewusst. Neben psychischen Problemen verursacht die Sucht auch physische Beschwerden wie Fettleibigkeit, Verletzungen durch repetitive Bewegungen und Haltungsschäden, die als „Tech-Nacken“ bekannt sind.
Die kontinuierliche Internetnutzung beeinträchtigt die Kommunikationsfähigkeit. Gespräche werden unterbrochen, weil das Handy „Piep“ macht, was die Aufmerksamkeit und Konzentration beeinträchtigt. Multitasking ist auf Dauer für niemanden möglich. Menschen reden selten miteinander und bei Konflikten reagieren sie über. Streitigkeiten sind besonders in den sozialen Medien häufig, ob angemessen oder nicht, da virtuell vieles möglich und weitgehend anonym ist.
Als Mediator sollte ich mich über diesen besorgniserregenden Trend nicht beschweren. Gestörte Kommunikation führt schließlich zu Konflikten, die Konfliktlösung durch Mediation ist mein Beruf und bezahlt meine völlig unauffälligen Pommes. Warum sollte ich mich also daran stören? Ganz einfach: Weil es gesundheitsschädlich ist, gefährlich und weil mir Menschen wichtiger sind als Facebook & Co.!
Die Behandlung von Social-Media-Sucht erfordert einen mehrdimensionalen Ansatz und Verhaltenstherapie ist dabei am effektivsten. Kognitive Verhaltenstherapie zeigt besonders gute Ergebnisse und kann die Symptome signifikant reduzieren. Die STICA-Methode, die Gruppen- und Einzeltherapie kombiniert, hilft, individuelle Therapieziele zu entwickeln. Auch psychoedukative Programme sind wirksam und können zu einer Reduktion der Sucht und einer Erhöhung der Selbstkontrolle führen.
Zur Reduzierung von Kommunikationsdefiziten durch Social-Media-Sucht sollten Betroffene ihre tägliche Nutzung auf 30 Minuten beschränken. Das Deaktivieren von Benachrichtigungen und das Verstecken von Apps können helfen, den Nutzungsdrang zu verringern. Tools wie Google Wellbeing oder Bildschirmzeit unterstützen die Kontrolle des Nutzungsverhaltens. Social-Media-Fasten und strategische Verhaltensänderungen, wie das Setzen von Zeitlimits und das Nachgehen von Offline-Hobbys, können die Abhängigkeit verringern und sind praktisch umsetzbar.
Die Behandlung von Kommunikationsdefiziten durch Social-Media-Sucht bei Kindern und Jugendlichen erfordert die Einbindung der Familie. Eltern sind Vorbilder in der Nutzung sozialer Medien und sollten bei der Entwicklung von Regeln für die Internetnutzung ihrer Kinder eine zentrale Rolle spielen. Es ist wichtig, dass Eltern und Kinder offen über Online-Aktivitäten und deren Auswirkungen kommunizieren. Familientherapie kann helfen, die Sucht verursachenden familiären Dynamiken zu verstehen und zu verändern. Zudem ist es entscheidend, Kindern Medienkompetenz zu vermitteln, um sie über die Risiken sozialer Medien aufzuklären und eine kritische Haltung zu fördern.
Zur Verhinderung von Kommunikationsdefiziten durch Social-Media-Sucht sind umfassende gesellschaftliche Maßnahmen notwendig, die über Einzeltherapien hinausgehen. Bildungseinrichtungen sind entscheidend für die Vermittlung digitaler Kompetenzen und kritischen Umgangs mit Medien. Die WHO sieht hier vielerorts Nachholbedarf. Schulbasierte Programme sollten früh ansetzen und neben Risikoaufklärung auch Selbstregulation und alternative Beschäftigungen fördern. Politische Regulierungen wie Designbeschränkungen und Altersgrenzen können präventiv wirken. Aufklärung über die neurobiologischen Effekte von Social-Media-Sucht kann zudem Verständnis fördern und Stigmatisierung entgegenwirken.
Die digitale Transformation beeinflusst die Kommunikation und das Sozialverhalten, was zu Phänomenen wie "Smombies", Nomophobie und der Notwendigkeit einer digitalen Entgiftung führt. Junge Erwachsene hängen zunehmend von sozialen Netzwerken ab, was Schlafstörungen und Angst, etwas zu verpassen (FOMO), zur Folge hat. Der Drang nach Anerkennung durch Likes schadet dem Selbstwertgefühl, und wissenschaftliche Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen intensiver Nutzung sozialer Medien und psychischen Problemen. Die Abhängigkeit von sozialen Medien beeinträchtigt interpersonelle Kommunikation und familiäre Bindungen. Der Markt für Digital-Detox-Produkte wächst, und es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung der Social-Media-Sucht, einschließlich kognitiver Verhaltenstherapie und psychoedukativer Programme. Zudem sind präventive Maßnahmen und Aufklärung über die Risiken sozialer Medien sowie die Förderung alternativer Kommunikationswege und Aktivitäten wichtig, um der Sucht entgegenzuwirken.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 05.09.2025 aktualisiert.
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