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Kommunikationsdefizite dank social-media-Sucht

Liebe Menschen!

Eigentlich wollte ich diesen Blogbeitrag ganz gezielt an meine Liker, Follower, Abonnenten, Hater, User, virtuellen Freunde oder … wie auch immer … richten. Nach kurzer Überlegung wende ich mich jedoch an euch Menschen, was mir eigentlich auch viel lieber ist. Manchmal scheint mir nämlich, dass sich Onlinemenschen von der profanen Gattung Homo sapiens unterscheiden.

Vor ein paar Wochen war ich nach einer Mediation auf dem Heimweg. Da die Gespräche viel Zeit in Anspruch genommen hatten und ich darüber hinaus noch in den Stau gekommen bin, hatte ich das arge Bedürfnis nach einer Rast inklusive eines kleinen Snacks. Eingekehrt bin ich letztendlich in einem mir fremden Schnellrestaurant in der Nähe der Autobahn. Beim Warten auf die obligatorischen Fritten habe ich mich umgesehen und mich darüber gewundert, warum eine junge Dame mit dem Smartphone in ihrer Hand auf einem Stuhl stand. Sie hat scheinbar aus der Helikopter-Position ihr Essen fotografiert, um es wohl einige Minuten später auf den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Neugierig, was an ihrem Essen denn so besonders sei, guckte ich genauer hin: Nun ja, es waren … 0815-Fritten!

Zwischen Kopfschütteln und Amüsiertheit habe ich mich weiter umgesehen. Niemand der anderen Gäste hat sich über die junge Dame gewundert. Sie haben diese Inszenierung gar nicht mitbekommen, weil sie fast alle selbst mit ihren Augen auf dem Display klebten. Für ein typisches Schnellrestaurant war es sehr ruhig dort. Selbst an den Tischen, an den mehrere Menschen saßen, wurde kaum gesprochen. Aber vielleicht haben Sie ja gechattet, PNs verschickt oder sich über WhatsAPP unterhalten? Ich weiß es nicht! Was ich aber weiß – ich fand diese Situation befremdlich und bedenklich!

 

Macht Social Media kranl?

 

Von Smombies, Nomophobie und Digital Detox

Smombies ist die Kurzform von Smartphone-Zombies, Nomophobie beschreibt das Panikattacken ähnliche Gefühl der „No Mobile Phone Phobia“, wenn das Handy zu Hause vergessen wurde und Digital Detox werden Entgiftungskuren genannt, um vom digitalen Dauerkonsum loszukommen. Wenn ich dann auch noch lese, dass Smartphones neuerdings wasserdicht sein müssen, damit man sie auch unter der Dusche benutzen kann, tendiere ich dazu, der Menschheit ein ernsthaftes Problem zuzuschreiben. Es gibt allen Ernstes ein Handy-Dummy ohne Funktionen, um sogenannte „Phantomschmerzen“ beim Handy-Entzug zu lindern!

Dieses Suchtverhalten scheint sich allerdings auf social media Kanäle wie Instagram, Facebook und Twitter zu konzentrieren, ganz egal, welche Plattform gerade „in“ ist. Die heiß begehrten „Likes“ setzen nämlich das Glückshormon Dopamin frei. Kommen keine positiven Reaktionen auf ein Posting oder Foto, wird die Stimmung schnell depressiv. Und damit darunter das Ego nicht leidet, muss sofort das nächste Posting her und die Spirale dreht sich weiter. Wer jetzt noch abwinkt, wenn von einer social-media-Sucht die Rede ist, sollte dringend seinen Cache leeren und den Browser refreshen. Mit der social-media-Sucht ist es übrigens wie mit der Alkoholsucht: Wird jemand auf seinen Konsum angesprochen, sind Ausreden, Rechtfertigungen und Notlügen nicht weit.

 

Des einen Freud – des anderen Leid?

Kommunikationsdefizite dank social-media-SuchtDurch die kontinuierliche Internetnutzung wird die Kommunikationsfähigkeit der Menschen in Mitleidenschaft gezogen. Gespräche werden unterbrochen, weil das Handy „Piep“ macht. Hierunter leidet nicht nur die Aufmerksamkeit gegenüber dem anderen, sondern auch die eigene Konzentrationsfähigkeit. Auch wenn immer von Multitasking die Rede ist, kann dies kein Mensch dauerhaft leisten. Menschen reden kaum noch miteinander und bei Konflikten fahren sie gleich aus der Haut. Gestritten wird gern; besonders in den sozialen Medien. Dort traut sich nämlich jeder, seinen Senf auch ungefragt zu verbreiten. Ob angemessen oder nicht; virtuell ist schließlich alles möglich und zum Glück auch weitgehend anonym.

Als Mediator dürfte ich mich über diesen bedenklichen Trend eigentlich nicht beschweren. Wenn die Kommunikation gestört ist, entstehen schließlich Konflikte. Die Konfliktlösung durch Mediation ist mein Beruf, meine Berufung und bezahlt letztendlich meine völlig unfotogenen Fritten. Warum also sollte ich mich daran stören?

Ganz einfach: Weil es krank macht, weil es gefährlich ist und weil mir Menschen wichtiger sind als Facebook & Co.! Studien haben bewiesen, dass Menschen, die sich zu viel auf den social media Plattformen herumtreiben, vermehrt unter Diabetes, Bluthochdruck und Schlaflosigkeit leiden. Gesurft, getwittert, gepostet und getippt wird übrigens auch gerne am Steuer oder zu Fuß beim Überqueren der Straße. Was dabei geschehen kann, lesen wir dann morgen wieder in den Online-News.

Für mich sind das Gründe genug, einmal abzuschalten und den echten Menschen in meinem Umfeld meine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Social media hat natürlich auch seine guten Seiten. Aber hier sehe ich es so, wie mit vielen anderen Dingen des Lebens: „… in Maßen, nicht in Massen!“

 

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