In deutschen Unternehmen ist destruktives Führungsverhalten weit verbreitet, wobei 85 Prozent der Betriebe betroffen sind und in 21 Prozent der Fälle sogar besonders schädliche Muster erkennbar sind. Dies führt zu gravierenden psychischen Belastungen der Mitarbeiter und zu Dilemmata durch widersprüchliche Führung. Zudem leiden 30 Prozent der Führungskräfte selbst unter starken Selbstzweifeln und Stress. Die wirtschaftlichen Schäden durch schlechte Mitarbeiterbindung und innere Kündigungen belaufen sich auf bis zu 167,2 Milliarden Euro jährlich, was die Notwendigkeit für gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Situation unterstreicht.
Widersprüchliche Führung ist durch inkonsistente Anweisungen und unvorhersehbare Reaktionen von Vorgesetzten gekennzeichnet. Dr. Christian Julmi von der Fernuniversität Hagen hat das Konzept der "paratoxischen Führung" entwickelt. Dieses beschreibt eine Kombination aus paradoxen und toxischen Führungsaspekten. Solche Führungskräfte geben Anweisungen, die entweder widersprüchlich sind oder nicht erfüllt werden können, was Mitarbeiter in eine unlösbare Situation bringt, in der sie sich unabhängig von ihrem Handeln als Versager sehen.
Die Ursachen für inkonsistente Führung sind vielfältig und können sowohl in den persönlichen Eigenschaften der Führungskraft als auch in den Strukturen der Organisation liegen. Führungskräfte, die viel Druck ausgesetzt sind oder die an ihrer Rolle zweifeln, zeigen oft ein widersprüchliches Verhalten. Eine Bertelsmann-Studie offenbart, dass 30 Prozent der deutschen Führungskräfte starke Führungszweifel haben, was ihre Führungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Besonders Führungskräfte der jüngeren Generation Y zweifeln mit 43,8 Prozent häufiger an sich selbst im Vergleich zu älteren Generationen, was auf unterschiedliche Führungsstile und Erwartungen hindeutet.
Inkonsistente Führung, bei der die Mitarbeiter nicht nachvollziehen können, wie Entscheidungen getroffen werden und wie sich die Führungskraft verhält, führt zu Unsicherheit und Anspannung im Team. Jan Schilling erklärt in seiner Forschung, dass eine solche Führungssituation Mitarbeiter dazu bringt, sich täglich zu fragen, wie die Stimmung ihrer Führungskraft ist, was die Unvorhersehbarkeit von Reaktionen auf bestimmte Handlungen erhöht.
Die moderne Führungsforschung zeigt, dass die bloße Wahrnehmung von Inkonsistenz bei Mitarbeitern negative Auswirkungen haben kann, selbst wenn das Verhalten der Führungskraft tatsächlich konsistent ist. Entscheidend für die Mitarbeiter ist die Nachvollziehbarkeit und Begründung von Entscheidungen und Handlungen einer Führungskraft, nicht nur deren objektives Verhalten.
Die verschiedenen Formen widersprüchlicher Führung können schwer zu erkennen sein und führen oft zu sogenannten "Double Binds". Dies sind Situationen, in denen Führungskräfte widersprüchliche Botschaften aussenden, die zu unlösbaren Dilemmata für die Mitarbeitenden führen.
Ein typisches Beispiel für paradoxe Führung ist das gleichzeitige Betonen von Teamarbeit und individueller Leistung. Obwohl eine Führungskraft Teamarbeit als Erfolgsfaktor hervorhebt, werden nur diejenigen belohnt, die sich individuell auszeichnen. Diese Widersprüchlichkeit führt zu einem Dilemma für die Angestellten, da teamorientiertes Verhalten nicht anerkannt wird, während individualistisches Verhalten den propagierten Werten widerspricht.
Widersprüchliche Führung hat erhebliche negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die Leistung von Mitarbeitenden.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen schlechter Führung in Deutschland sind erheblich.
Mitarbeiter in einem widersprüchlichen Führungsstil müssen Strategien entwickeln, um ihre psychische Gesundheit zu wahren und ihre Leistung zu erhalten:
Mediation ist eine effektive Methode zur Lösung von Führungskonflikten, da sie eine strukturierte Herangehensweise bietet. Sie kann auf verschiedenen Ebenen, wie zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, in Teams oder auf organisationaler Ebene eingesetzt werden. Die Herausforderung besteht darin, die hierarchischen Strukturen und Machtasymmetrien zu berücksichtigen. Führungskräfte können durch Mediation lernen, Konflikte effizienter zu handhaben und präventiv zu agieren. Dabei ist eine klare Rollentrennung zwischen Mediator, Vorgesetztem und Konfliktpartei notwendig. Die Anwesenheit der Führungskraft bei Mediationen kann Vorteile bringen und die Umsetzung der Ergebnisse in die Führungspraxis erleichtern. Wichtig für den Erfolg ist die Neutralität des Mediators und die Integration der Mediationsergebnisse in den organisationalen Alltag, was oft eine Anpassung des Führungsstils erfordert.
Coaching ist ein wichtiges Mittel, um mit widersprüchlicher Führung umzugehen und dient sowohl als Intervention als auch als Prävention. Führungskräfte-Coaching hilft, inkonsistente Verhaltensmuster zu identifizieren und zu ändern, wobei die Bereitschaft zur Verhaltensänderung entscheidend ist. Mitarbeiter profitieren von Coaching, indem es ihnen hilft, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und ihre Resilienz zu stärken. Team-Coaching verbessert die Teamdynamik und fördert eine unterstützende Kultur. Präventives Coaching in der Führungskräfteentwicklung ist wichtig, um von Anfang an effektive Führungsstile zu entwickeln, besonders da viele junge Führungskräfte Führungszweifel haben.
Um widersprüchliche Führung zu verhindern, müssen Unternehmen strukturelle und kulturelle Veränderungen vornehmen und eine transparente Kommunikationskultur schaffen.
In Deutschland gibt es eine Führungskrise, die sowohl Arbeitnehmende als auch Führungskräfte betrifft und wirtschaftliche Schäden verursacht. Zukünftig werden höhere Erwartungen an Führungsqualität gestellt, und die Digitalisierung erfordert neue Führungskompetenzen. Es ist wichtig, dass sich Deutschland einer neuen Führungskultur verpflichtet, die auf Konsistenz und Wertschätzung basiert.
Widersprüchliche Führungsstile führen zu Stress und Gesundheitsproblemen. Interventionsansätze wie Mediation und Coaching können helfen, und es bedarf eines kulturellen Wandels in Unternehmen mit transparenten Kommunikationsstrukturen und systematischen Feedbacksystemen.
Im Folgenden werden jedoch einige allgemeine Fragen aufgelistet und beantwortet, die mir diesem Zusammenhang häufig gestellt werden.
Was ist widersprüchliche Führung und wie äußert sie sich im Arbeitskontext?
Widersprüchliche Führung bezieht sich auf eine Führungssituation, in der es Unstimmigkeiten oder Widersprüche zwischen den Anweisungen, Erwartungen oder Entscheidungen des Vorgesetzten gibt. Dies kann sich in Form von unklaren oder sich widersprechenden Anweisungen, fehlender Kommunikation oder unzureichender Unterstützung äußern.
Wie kann man mit widersprüchlicher Führung umgehen?
Es ist wichtig, dass Mitarbeiter und Vorgesetzte offen und ehrlich miteinander kommunizieren, um Missverständnisse und Unklarheiten zu vermeiden. Wenn widersprüchliche Anweisungen oder Erwartungen auftreten, sollte dies sofort angesprochen werden, um eine Lösung zu finden. Es kann auch hilfreich sein, die Führungskraft auf die widersprüchlichen Anweisungen hinzuweisen und um Klarstellung zu bitten.
Was können Vorgesetzte tun, um widersprüchliche Führung zu vermeiden?
Vorgesetzte sollten sich bewusst sein, dass widersprüchliche Führung negative Auswirkungen auf die Mitarbeiter und das Arbeitsklima haben kann. Sie sollten daher klare und eindeutige Anweisungen geben, regelmäßig mit den Mitarbeitern kommunizieren und bei Bedarf Unterstützung anbieten. Es ist auch wichtig, Feedback von den Mitarbeitern einzuholen und auf ihre Bedürfnisse und Anliegen einzugehen.
Wie können Mitarbeiter mit widersprüchlicher Führung umgehen, wenn sie keine Unterstützung von ihren Vorgesetzten erhalten?
Wenn Mitarbeiter keine Unterstützung von ihren Vorgesetzten erhalten, können sie versuchen, mit anderen Kollegen oder der Personalabteilung zu sprechen, um die Situation zu klären. Es kann auch hilfreich sein, sich an einen Betriebsrat oder eine externe Beratungsstelle zu wenden. In einigen Fällen kann es auch notwendig sein, das Gespräch mit dem Vorgesetzten nochmals zu suchen und die eigene Position deutlich zu machen.
Wie kann widersprüchliche Führung vermieden werden?
Um widersprüchliche Führung zu vermeiden, ist es wichtig, dass Vorgesetzte klare Erwartungen und Ziele kommunizieren, regelmäßig Feedback geben und auf die Bedürfnisse und Anliegen der Mitarbeiter eingehen. Auch eine offene und transparente Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern kann dazu beitragen, Missverständnisse und Unklarheiten zu vermeiden.
Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei widersprüchlicher Führung?
Die Unternehmenskultur kann eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von widersprüchlicher Führung spielen. Eine Kultur, die offene Kommunikation, klare Erwartungen und eine unterstützende Arbeitsumgebung fördert, kann dazu beitragen, widersprüchliche Führung zu vermeiden. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen eine positive und förderliche Arbeitskultur schaffen.
Wie können Mitarbeiter dazu beitragen, widersprüchliche Führung zu vermeiden?
Mitarbeiter können dazu beitragen, widersprüchliche Führung zu vermeiden, indem sie aktiv zuhören, Anweisungen und Erwartungen klarstellen und bei Bedarf um Unterstützung bitten. Auch das Einbringen von konstruktivem Feedback kann dazu beitragen, die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern zu verbessern und Missverständnisse zu vermeiden.
Welche Auswirkungen hat widersprüchliche Führung auf die Gesundheit der Mitarbeiter?
Widersprüchliche Führung kann zu Stress und psychischen Belastungen bei den Mitarbeitern führen, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen und Vorgesetzte die Auswirkungen von widersprüchlicher Führung auf die Gesundheit der Mitarbeiter ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um diese zu vermeiden.
Quellen
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