Glossar Mediation

Fragetechniken

Begriff Definition
Fragetechniken

Fragetechniken sind im Allgemeinen eine Maßnahme der gezielten Gesprächsführung, wobei grob zwischen offenen und geschlossenen Fragen unterschieden wird.

Mediatoren greifen aus den unterschiedlichsten Gründen auf Fragetechniken zurück. Fragen wirken sich lenkender und direktiver auf den Gesprächsverlauf in der Mediation aus als das aktive Zuhören. Mediatoren können durch Fragetechniken völlig neue Aspekte anschneiden und auch die Gesprächsrichtung stärker beeinflussen. Bei allen Fragen verfolgt ein Mediator die Grundhaltung, das Fragetechniken stets im Dienst der Selbstklärung der Medianden stehen müssen.

Fragetechniken werden in Mediationsverfahren beispielsweise auch genutzt, um Hypothesen abzufragen, um sie im Anschluss zu deuten. Durch Fragestellungen können Daten und Informationen in Erfahrung gebracht werden. Gezieltes Fragen befriedigt das Erkenntnisinteresse und hilft dem Mediator, das Mediationsverfahren zu strukturieren und zu führen.

Mediatoren nutzen Fragetechniken nicht zum „Ermitteln“. Es geht ihnen nicht darum, ob etwas „wahr“ oder „objektiv richtig“ ist. Sie arbeiten mit den Wirklichkeitskonstruktionen der Medianden, um die Wahrnehmung von Interessen und Bedürfnissen zu fördern. Dies ist Voraussetzung für Perspektivwechsel und den Aufbau gegenseitigen Verständnisses.

Wirkung von Fragetechniken

Zu Beginn eines Mediationsverfahrens stellen Mediatoren einfache Fragen, die die Stimmung auflockern sollen. Auf Fragen wie „Haben Sie gut hier her gefunden?“ können Medianden durch eine Antwort für eine entspannte Atmosphäre sorgen. Um die Wahrnehmungen der Medianden zu erkunden, stellen Mediatoren gezielte Fragen zu Bedürfnissen, Anliegen und Zielen. Bei Unklarheiten werden hingegen konkretisierende Fragen wie beispielsweise „Wie war das genau?“ gestellt. Um das Mediationsverfahren den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen, stellen Mediatoren des Weiteren Fragen zu subjektiven Vorstellungen, Schwierigkeiten, Interessen, Ressourcen und Erklärungen.

Etabliert haben sich im Mediationsverfahren die zirkulären Fragen, die eine Art Schätzung involvieren. Zirkuläre Fragen wie „Was würde ihre Tochter wohl dazu sagen?“ veranlassen zum Nachdenken und Einschätzen. Aber auch sokratische Fragen wie „Was ist wenn …?“ und Wunder-Fragen wie „Stellen Sie sich vor, es geschieht über Nacht ein Wunder und Ihr Problem ist gelöst. Was passiert dann?“ helfen den Medianden, über den Tellerrand hinaus zu schauen und untypische Gedankengänge zuzulassen. Hierzu gehören auch paradoxe Fragen, die scheinbar in die falsche Richtung gehen. Mit paradoxen Fragen wie „Was müssten Sie machen, damit der Konflikt noch schlimmer wird?“ kann gezielt das Worst Case Szenario hervorgerufen werden, um die positiven Aspekte danach verstärkt in den Vordergrund setzen zu können. Durch dialogisierende Fragen nach der Meinung oder dem Verständnis werden Medianden zur Kommunikation angeregt.

Fragetechniken stellen letztendlich ein wichtiges Werkzeug für Mediatoren dar, um ein Mediationsverfahren erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

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