Der Begriff Double Bind beschreibt eine Situation, in der eine Person widersprüchliche Botschaften oder Erwartungen von einer anderen Person oder einer Gruppe erhält, die es ihr unmöglich machen, angemessen zu handeln oder zu reagieren. Es handelt sich um eine Art von Kommunikationsproblem, bei dem die betroffene Person in eine ausweglose Lage gerät und keine Möglichkeit hat, die Erwartungen der anderen Partei zu erfüllen.
Allgemeine Bedeutung von Double Bind
Der Begriff Double Bind wurde erstmals vom amerikanischen Psychiater und Anthropologen Gregory Bateson in den 1950er Jahren eingeführt. Er beschrieb damit eine Form von Kommunikation, die in Familienbeziehungen vorkommt und zu psychischen Störungen führen kann. Bateson erkannte, dass Menschen in solchen Situationen oft in einem Konflikt zwischen zwei widersprüchlichen Botschaften gefangen sind, die von einer Autoritätsperson oder einer Gruppe ausgehen.
Ein Beispiel für einen Double Bind wäre, wenn ein Kind von seinen Eltern aufgefordert wird, ehrlich zu sein, aber gleichzeitig bestraft wird, wenn es die Wahrheit sagt. In dieser Situation ist das Kind in einem Dilemma gefangen, da es einerseits den Wunsch hat, den Erwartungen der Eltern zu entsprechen, andererseits aber auch die Strafe vermeiden möchte. Dies kann zu Verwirrung, Unsicherheit und sogar zu psychischen Problemen führen.
Entstehungsmechanismen und Erkennungsmerkmale
Double Binds entstehen typischerweise in asymmetrischen Machtbeziehungen. Eltern-Kind-Beziehungen, Arbeitsplätze mit autoritären Strukturen oder dysfunktionale Partnerschaften bieten ideale Nährböden für paradoxe Kommunikation. Ein klassisches Beispiel ist die mütterliche Botschaft "Komm her und umarme mich", während die Körpersprache gleichzeitig Ablehnung signalisiert.
Die Erkennung von Double Binds erfordert geschulte Aufmerksamkeit für kommunikative Inkonsistenzen. Warnsignale umfassen chronische Verwirrung bei Entscheidungen, das Gefühl, "es nie richtig machen zu können", oder wiederkehrende Schuldgefühle trotz regelkonformen Verhaltens. Besonders perfide sind institutionelle Double Binds, etwa wenn Unternehmen Innovation fordern, aber Fehler bestrafen.
Double Bind in der Mediation
In einer Mediation kann es vorkommen, dass eine oder mehrere Parteien in einem Double Bind gefangen sind. Dies kann geschehen, wenn eine Partei widersprüchliche Erwartungen oder Botschaften von der anderen Partei oder dem Mediator erhält.
Zum Beispiel kann eine Partei aufgefordert werden, offen und ehrlich über ihre Interessen und Bedürfnisse zu sprechen, aber gleichzeitig Angst davor haben, dass diese Informationen gegen sie verwendet werden könnten. Dies kann zu Misstrauen und Unsicherheit führen und die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Parteien erschweren.
Umgang mit Double Bind in der Mediation
Es ist wichtig, dass Mediatorinnen und Mediatoren sich der Möglichkeit von Double Bind bewusst sind und entsprechend handeln.
- Eine Möglichkeit, damit umzugehen, ist es, die betroffene Partei zu ermutigen, ihre Gefühle und Bedenken auszudrücken und ihnen zuzuhören, ohne zu urteilen oder zu bewerten.
- Auch die Schaffung eines sicheren und vertrauensvollen Raums für alle Parteien kann helfen, Double Bind aufzulösen.
- Darüber hinaus kann es hilfreich sein, die Erwartungen und Bedürfnisse der Parteien klar zu kommunizieren und sicherzustellen, dass alle Parteien ein gemeinsames Verständnis davon haben, was in der Mediation erreicht werden soll. Dies kann dazu beitragen, Missverständnisse und widersprüchliche Botschaften zu vermeiden.
Zusammenfassung
Double Bind bezeichnet eine Kommunikationssituation mit widersprüchlichen Botschaften, die von einer Person nicht gelöst werden kann und zu Konflikten oder psychischen Problemen führen kann. Der Begriff wurde von Gregory Bateson eingeführt und tritt häufig in asymmetrischen Machtbeziehungen auf, wie zwischen Eltern und Kindern oder in autoritären Arbeitsumgebungen. In der Mediation kann ein Double Bind Misstrauen und Unsicherheit verursachen. Mediatoren sollten daher auf Double Binds achten, einen sicheren Raum schaffen und klare Erwartungen kommunizieren, um solche Konflikte zu vermeiden.