Glossar Mediation

Systemisches Konsensieren

Begriff Definition
Systemisches Konsensieren

Systemisches Konsensieren ist eine Methode der Entscheidungsfindung, die auf den Prinzipien der Systemtheorie basiert. Es wurde von Christoph Lemmer und der Schweizerischen Gesellschaft für Systemische Therapie (SGST) entwickelt und wird in verschiedenen Bereichen wie Unternehmen, Organisationen, Teams und Gruppen angewendet.
Ziel des Systemischen Konsensierens ist es, eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, die von allen Beteiligten getragen und umgesetzt werden kann. Dabei werden nicht nur die individuellen Meinungen und Interessen berücksichtigt, sondern auch die Auswirkungen auf das Gesamtsystem.

Wie funktioniert Systemisches Konsensieren?
Die Methode des Systemischen Konsensierens basiert auf dem Prinzip der Konsentierung, das besagt, dass eine Entscheidung dann getroffen werden kann, wenn niemand einen schwerwiegenden Einwand hat. Dabei wird nicht nach einer einstimmigen Zustimmung gesucht, sondern nach einer möglichst breiten Zustimmung.

  1. In einem ersten Schritt werden alle relevanten Informationen zu dem Thema gesammelt und strukturiert. Anschließend werden alle Lösungsvorschläge gesammelt und auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet. Dabei steht die 0 für eine Ablehnung und die 10 für eine uneingeschränkte Zustimmung.
  2. In einem zweiten Schritt werden die Bewertungen der einzelnen Teilnehmer in einer Grafik dargestellt. Dabei werden die Lösungsvorschläge mit den höchsten und niedrigsten Bewertungen herausgefiltert. Die Teilnehmer werden nun aufgefordert, ihre Argumente für oder gegen die beiden Vorschläge zu nennen.
  3. Im dritten Schritt werden alternative Lösungsvorschläge gesammelt und erneut bewertet. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis eine Lösung gefunden wird, die von allen Teilnehmern mit einer Bewertung von mindestens 7 oder 8 unterstützt wird.

Beispiel
Eine Firma muss entscheiden, ob sie ihre Produktion ins Ausland verlagern soll. Die Teilnehmer bewerten die Lösungsvorschläge wie folgt:

  • Lösungsvorschlag A
    Bewertung von 3 Teilnehmern mit 10, 4 Teilnehmern mit 5 und 2 Teilnehmern mit 3.
  • Lösungsvorschlag B
    Bewertung von 2 Teilnehmern mit 10, 5 Teilnehmern mit 6 und 4 Teilnehmern mit 2.

Nach der Auswertung zeigt sich, dass Lösungsvorschlag A von einigen Teilnehmern stark befürwortet wird, während andere ihn ablehnen.
Bei Lösungsvorschlag B ist die Zustimmung etwas breiter gestreut, aber es gibt auch einige Ablehnungen.
Im nächsten Schritt werden alternative Lösungsvorschläge gesammelt, zum Beispiel die Produktion nur teilweise ins Ausland zu verlagern oder andere Standorte zu prüfen. Diese werden erneut bewertet und diskutiert, bis eine Lösung gefunden wird, die von allen Teilnehmern mit einer Bewertung von mindestens 7 oder 8 unterstützt wird.

Vorteile von Systemischem Konsensieren

  • Berücksichtigung aller Meinungen und Interessen
    Durch die Einbindung aller Teilnehmer und die Berücksichtigung ihrer Bewertungen und Argumente wird sichergestellt, dass alle Perspektiven und Bedürfnisse gehört werden.
  • Fokus auf das Gesamtsystem
    Durch die Bewertung der Auswirkungen auf das Gesamtsystem werden langfristige Konsequenzen und mögliche Risiken in die Entscheidungsfindung einbezogen.
  • Effizienz
    Durch die strukturierte Vorgehensweise und die Einbeziehung aller Teilnehmer werden Entscheidungen schneller und effizienter getroffen.
  • Hohe Akzeptanz
    Da alle Teilnehmer an der Entscheidungsfindung beteiligt sind und ihre Meinungen und Interessen berücksichtigt werden, ist die Akzeptanz der getroffenen Entscheidung in der Regel höher.
© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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