Glossar Mediation

FAQ

Wer sich zum ersten Mal mit dem Thema Mediation auseinandersetzt, wird häufig mit Begriffen aus dem juristischen Bereich konfrontiert. Ich möchte Sie jedoch nicht mit Fachbegriffen beeindrucken, sondern wünschen mir, dass Sie die Inhalte unserer Webseite auch verstehen. Dennoch gibt es Begriffe, bei denen ich der Meinung bin, dass ich sie zum besseren Verständnis noch einmal erläutern sollte. Ich hoffe sehr, dass Sie sich von meinem FAQ-Bereich – den ich im Übrigen kontinuierlich weiter ausbauen werde – motivieren lassen, sich noch detaillierter mit der Mediation zu befassen.

Bitte nutzen Sie meine Kontaktmöglichkeiten, wenn Sie weitere Fragen haben!

 

Begriff Definition
Interventionen

Interventionen sind Werkzeuge, Instrumente und Techniken des Mediators, die er nutzt, um die konstruktive Konfliktbearbeitung zu fördern und die Kommunikation sowie die Konfliktdynamik zu beeinflussen. Interventionen können demnach unterschiedliche Ansätze haben und auf unterschiedliche Weise in das Konfliktgeschehen eingreifen.

Genau genommen ist der Mediator selbst durch seine kommunikative Konfliktarbeit bereits eine Intervention. Zu den Interventionen gibt es bislang noch kein einheitliches und abgeschlossenes Verständnis, wobei Methodenlehre auch nur in Forschung und Ausbildung betrieben wird. Mediation ist Wissenschaft, Kunst und Handwerk zugleich. Die Tätigkeiten der Mediation können schließlich beobachtet und beschrieben werden. Mediationstätigkeiten können auch einer Würdigung oder Kritik unterzogen und wissenschaftlich diskutiert werden. Letztendlich lassen sich die Tätigkeiten wirksam wiederholen und anderen vermitteln, was sie lehrbar und erlernbar macht.

In der Mediation setzt sich eine Intervention aus der mediativen Intention sowie dem daraus folgenden Verhalten zusammen, was unbewusste oder bewusste Wirkungen auf das Konfliktsystem entfaltet. Frei nach Watzlawick kann „ein Mediator nicht intervenieren“.

Interventionsansätze und Interventionsebenen

Die verschiedenen Interventionsansätze richten sich nach den jeweiligen Mediationsstilen. Dabei werden die Grundpfeiler der Mediation, nämlich Ausgleich, Vermittlung und Transformation, in variablen Verhältnissen betrachtet und danach agiert.

Mediatoren intervenieren auf einer verbalen, nonverbalen und strukturellen Ebene. Bei verbalen Interventionen nutzt der Mediator seine Sprache, während er bei nonverbalen Interventionen eher auf die Aussagekraft seiner Gestik und Mimik setzt. Zur nonverbalen Intervention gehört bereits das Auftreten des Mediators inklusive seiner Kleidung und seines Selbstbewusstseins. Bei den verbalen Interventionen kann der Mediator aus erlernten Techniken wie Loopen, Reframen, aktivem Zuhören, Redefinieren, Reformulieren, Spiegeln oder Paraphrasieren aus dem Vollen schöpfen. Strukturelle Interventionen betreffen hingegen den Kontext des Konflikts und entfalten dort bei einer Veränderung erst ihre Wirkung. Hierzu gehört beispielsweise die Einschaltung eines Vierten wie etwa eines Gutachters oder Rechtsanwaltes.

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Synonyme - intervenieren, eingreifen, einmischen, einschreiten, einwirken, klären, schlichten, unterbrechen, vermitteln
Interne und Externe Evaluation

Mit Evaluation werden verschiedene systematische Methoden bezeichnet, die den Zweck haben, ein vorab festgelegtes Ziel zu erreichen. Im Wege einer Evaluation können Einarbeitungsmaßnahmen, Trainings oder die Einführung von Gehaltssystemen als Interventionen genutzt werden, nach deren Durchführung die Erfüllung des definierten Ziels überprüft wird. Zu den gängigen Evaluationskriterien gehören subjektive Äußerungen der Teilnehmer, Lerngewinne, Verhaltensänderungen und Verhaltensergebnisse.

Am Beispiel eines Evaluations-Trainings würde dann geprüft, ob alle Teilnehmer mit dem Training zufrieden waren. Es würde ein Wissenstest zur Abfrage der Lerninhalte durchgeführt. Durch Videoaufnahmen könnte ein Fortschritt in der Leistung kontrolliert werden. Standardisiert und systematisch erhobene Evaluationskriterien müssen auf das Ziel der jeweiligen Interventionsmaßnahme abgestimmt werden.

Unterschieden wird zwischen interner und externer Evaluation.

  • Interne Evaluation
    Interne Evaluationen werden häufig in Schulen durchgeführt, um vereinbarte Ziele in der Schulentwicklung zu überprüfen. Die interne Evaluation dient der Bewertung von Ergebnissen und Prozessen – nicht aber einer Beurteilung von Personen. Reflektiert und dokumentiert werden systematisch gesammelte Daten und Informationen, um sie einer Analyse und Auswertung zuzuführen. Die interne Evaluation dient der Qualitätssicherung und Festlegung von Entwicklungszielen.

  • Externe Evaluation
    Bei der externen Evaluation wird eine fachliche und neutrale Sicht von außen auf die Qualität und Leistung eines Betriebes, Unternehmens oder einer Organisation herbeigeführt. Das Ziel der externen Evaluation ist ebenfalls die Prüfung und Analyse, um Ergebnisse festzustellen und Entwicklungspotenzial zu identifizieren. Eingesetzt werden hierbei jedoch externe Evaluatoren.

Im Bereich der Mediation wird bei Konflikten häufig eine interne Evaluation als Mini-Trial durchgeführt. Die Rolle des Evaluators wird von einem neutralen Dritten übernommen und soll den Beteiligten eine Einschätzung ihrer jeweiligen Prozesschancen ermöglichen. Der Evaluator simuliert und moderiert eine Gerichtsverhandlung. Dadurch können sich die Beteiligten einen Überblick über das Streitverhältnis sowie die Überzeugungskraft der Parteien verschaffen. Im Anschluss daran entscheiden die Beteiligten, ob sie ein gerichtliches Verfahren oder aber eine Mediation durchführen möchten. Nicht selten übernimmt ein juristisch ausgebildeter Mediator die Rolle des Evaluators und steht den Beteiligten dann auch für ein Mediationsverfahren zur Verfügung. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die klassische Überschätzung der eigenen Position durch ein Mini-Trial ausgeräumt werden kann, was sonst Verhandlungen und Konfliktlösungen oft im Wege steht.

 

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Synonyme - Evaluierung
Interkulturelle Mediation

Die interkulturelle Mediation wird als außergerichtliches Konfliktbeilegungsverfahren genutzt, wenn es zwischen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern zu kulturell basierten Konflikten kommt. Mediatoren müssen bei der interkulturellen Mediation stets berücksichtigen, dass es zur Beurteilung von Situationen durch die Medianden häufig Erklärungen gibt, die sich aus dem jeweiligen Kulturhintergrund ergeben.

Im Prinzip kann jeder Konflikt auch vor einem interkulturellen Kontext entstehen und deshalb auch durch eine interkulturelle Mediation bearbeitet werden. Die Konfliktmediation auf internationaler Ebene kann auch der Völkerverständigung dienen, was prominente Beispiele wie das Camp-David-Abkommen aus dem Jahr 1978 mit dem Friedensschluss zwischen Ägypten und Israel sowie weitere Verfahren demonstriert haben.

Durch Einflüsse aus Migration und Globalisierung steigt der Bedarf an interkulturell kompetenter Konfliktbeilegung, was auch für Schulen, Verwaltungen, Sozialarbeit sowie Städte und Gemeinden gilt. Die interkulturelle Mediation ist geeignet, demokratische Strukturen sowie die Umsetzung von Idealen in Bereichen der sozialen Gerechtigkeit und der individuellen Entfaltung zu fördern.

Bei der klassischen Mediation geht es um Konfliktlösungen mit dem Ziel einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die Lösung wird von den Medianden selbst gesucht und ausgehandelt. Dieser Prozess erfordert Kommunikation zwischen den Medianden und dem Mediator, was durch kulturelle Unterschiede beeinflusst werden könnte. Zu den kulturellen Einflüssen zählen beispielsweise Unterschiede im Denken, Fühlen und Handeln. Erschwerend können Unterschiede in der Sprache, im nonverbalen Verhalten, beim Umgang mit Gefühlen, beim Umgang mit Konflikten, bei Strategien sowie im Bereich Normen und Werte hinzukommen.

In der interkulturellen Mediation müssen Mediatoren deshalb besondere Anforderungen erfüllen. Mediatoren müssen nicht nur eine flexible Empathiefähigkeit besitzen, sondern auch Kenntnisse über verschiedene Kulturen vorweisen können. Mediatoren in der interkulturellen Mediation gehen mit Wertschätzung und Wissen auf die verschiedenen Kulturen ein, um in Konfliktsituationen für gegenseitiges Verständnis sorgen zu können.

 

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© 2023 Frank Hartung » Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft, Nachbarschaft und Schule «  

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