Glossar Mediation

FAQ

Beginnen Sie Ihre Reise in die Welt der Mediation, kann der erste Kontakt mit spezifischem Vokabular durchaus herausfordernd sein. Es ist mir ein Anliegen, nicht mit schweren Termini zu prahlen, sondern vielmehr zu inspirieren, damit die Botschaften meiner digitalen Präsenz für Sie klar und verständlich sind. Gewiss, es finden sich einige Schlüsselworte, bei deren Erklärung ich fest davon überzeugt bin, dass sie Ihr Verständnis vertiefen werden. Mit großer Hoffnung blicke ich darauf, dass Sie der von mir mit Sorgfalt gepflegte und stetig erweiterte Bereich häufig gestellter Fragen dazu anregt, sich mit noch größerer Hingabe der Mediation zu widmen.
 
Zögern Sie nicht, sich bei zusätzlichen Unklarheiten oder Informationsbedarf über die angegebenen Kommunikationswege an mich zu wenden!

 

Begriff Definition
Vulnerabilität

Der Begriff der Vulnerabilität stammt vom lateinischen Wort „vulnus“ oder „vulnerare“, was mit verwundbar oder verletzlich übersetzt werden kann. Die Vulnerabilität beschreibt die Verletzlichkeit und wird in verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen verwendet.

In der Psychologie und im Bereich der Mediation wird Vulnerabilität als das Gegenteil von Resilienz dargestellt. Es wird davon ausgegangen, dass vulnerable Menschen sehr schnell emotional verwundet werden können und zu psychischen Störungen neigen. Vulnerabilität kann sich auch in verschiedenen Lebensphasen äußern. Eine besonders vulnerable Phase ist zum Beispiel die Pubertät, die Risiken birgt, dass sich eine psychische Störung entwickelt.

Wissenschaftlich betrachtet ist Vulnerabilität die kulturelle, genetische oder biografisch erworbene Anfälligkeit einer Person für die Entwicklung von Suchtverhalten oder Krankheiten. Vulnerable Menschengruppen sind anfälliger oder empfindlicher für Einflüsse von außen. Sie sind in ihrer geistigen und gesundheitlichen Entwicklung stärker gefährdet als Menschen mit einer ausgeprägten Resilienz. Hier beschreibt Vulnerabilität die Verwundbarkeit von Personen gegenüber negativen Einflüssen. Ein vulnerabler Mensch verfügt aufgrund von biologischen, sozialen, psychischen oder physikalischen Risiken weniger Widerstandskraft gegenüber Belastungen, Stress, Erkrankungen und negativer Emotionen. Vulnerable Personen können Niederlagen und Rückschläge nur schwer überwinden. Nicht selten leiden sie darunter sehr lange und entwickeln manchmal Depressionen, Burn-outs oder Persönlichkeitsstörungen.

Jeder Mensch wird im Laufe des Lebens mehrmals Phasen der Vulnerabilität ausgesetzt. Neben der Pubertät in der Jugend verstärkt sich das Risiko für Vulnerabilität beim Erreichen eines hohen Alters und der damit einhergehenden Multimorbidität. Die oft damit verbundene herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegen Umweltbelastungen kann das Auftreten von Störungen und Krankheiten begünstigen. Im medizinischen Bereich wird dann von Gebrechlichkeit gesprochen.

Speziell die Coronavirus-Pandemie ha den Blick auf die Vulnerabilität gelenkt. Bei vulnerablen Gruppen wurde ein erhöhtes Infektionsrisiko vermutet, da sie beispielsweise bereits durch Grunderkrankungen in ihrer Abwehr geschwächt waren.

 

Vorteile der Mediation

Konflikte entstehen jeden Tag; sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Konflikte können sich jedoch auch schnell aufwiegeln und zu verhärteten Positionen, streitigen Rechtsfragen sowie Reibereien, Rechthabereien und Kämpfen ausarten. Die Vorteile einer Mediation zur Konfliktlösung lassen sich sehr gut an dem Beispiel des Gerichtsverfahrens erklären: Beim Gang zum Gericht verlieren die Parteien die Kontrolle über Verfahren und Ergebnis. In Gerichtsverfahren entscheiden Richter über den Konflikt. Auch ist nicht davon auszugehen, dass die Parteien nach Beendigung eines Gerichtsverfahrens weiterhin in irgendeiner Form von Beziehung verbleiben. Persönliche oder unternehmerische Interessen und Bedürfnisse oder Ziele werden vor Gericht nicht berücksichtigt. Aus rein juristischer Sicht wird nur das beurteilt, was für die Rechts- und Anspruchsgrundlagen relevant ist, was jedoch Interessen, Bedürfnisse und Überzeugungen ausgrenzt. Vor Gericht geht es demnach nur um Positionen, Rechte und Pflichten, die mit Blick auf die Vergangenheit (retrospektiv) entschieden werden. Bescheide, Entscheidungen und Urteile werden nicht für die Zukunft gefällt und auch in Bezug auf den zeitlichen und finanziellen Aufwand kann die Mediation mit Vorteilen aufwarten.

Vielen Parteien ist es wichtig, dass bei der Bearbeitung von Konflikten auch soziale, wirtschaftliche und emotionale Aspekte Berücksichtigung finden, was eine Mediation ausmacht. Eine Mediation ist nicht als Allheilmittel zu betrachten, obwohl sie als außergerichtliches Streitbeilegungsverfahren sowohl für die Parteien als auch für Anwälte zahlreiche Vorteile bietet.

Zu den Vorteilen der Mediation gehören zum Beispiel:

  • Eine Mediation ist immer selbstbestimmt und bietet Planungssicherheit. Es wird keine Entscheidung durch Dritte getroffen. Mediatoren, Mediationsbeginn, Mediationsende, Mediationsinhalt und Mediationsergebnis werden allein durch die Medianden bestimmt.
  • Eine Mediation sucht immer nach zukunftsorientierten Lösungen, um eine Win-Win-Situation zu kreieren.
  • Mediationen versprechen hohe Erfolgschancen. Im Durchschnitt liegt die Einigungsquote zwischen 80 % und 90 %.
  • In einem Mediationsverfahren werden die einzelnen Standpunkte, Interessen und Ziele der Medianden angemessen berücksichtigt.
  • Mediationen sind unbürokratisch und flexibel, was zum Beispiel die Terminplanung anbelangt.
  • Durch eine Mediation kann die persönliche oder geschäftliche Beziehung zwischen den Medianden erhalten, verbessert oder auch wiederhergestellt werden.
  • Mediationen dienen der Erzielung von wirtschaftlich sinnvollen und nachhaltigen Mediationsergebnissen. Sie sparen Zeit und Geld, wenn im Gegensatz dazu mehrere Instanzen eines Gerichtsverfahrens verglichen werden. Auch personelle und betriebliche Ressourcen werden durch Mediationsverfahren geschont.
  • Mediationen sind immer vertraulich. Privat- und Geschäftsgeheimnisse werden gewahrt. Rufschädigungen und Imageverluste sind auch deshalb ausgeschlossen, weil der Presse und Fremden keine Informationen aus den Mediationsverhandlungen zugänglich gemacht werden.
  • Mediationen sind lehrreich. Durch Mediationsverhandlungen kann die persönliche und geschäftliche Produktivität gesteigert werden, da auf Erfahrungen aus der konstruktiven Konfliktlösung des Mediationsverfahrens zurückgegriffen werden kann.
  • Ein Mediationsverfahren geht im Vergleich zum Gerichtsverfahren in der Regel mit deutlich weniger emotionalem Stress einher. Die Mediation sorgt für eine nachhaltige Zufriedenheit mit dem Mediationsverlauf und dem Mediationsergebnis bei allen Medianden.

Durch Mediationen sollen gerichtliche Auseinandersetzungen vermieden werden. Sie sind sowohl zusätzliche Option als auch Grund für das Ruhen eines bereits eingeleiteten Gerichtsverfahrens. Der Rechtsweg ist nach einer Mediation nicht ausgeschlossen. Scheitern Mediationsverhandlungen, kann ein Gerichtsverfahren eingeleitet oder weitergeführt werden.

Für Anwälte und Parteivertreter gelten ebenfalls viele Vorteile der Mediation, in der keine Rechtsberatung stattfindet. Rechtsanwälte können die Mediation als begleitende Berater nutzen, um ihre Mandanten in persönlichen oder unternehmerischen Entscheidungsprozessen zu fördern. Über eine rein rechtliche Betrachtungsweise der Konfliktlösung hinaus kommt in diesem Fall auch eine wirtschaftliche und emotionale Ebene hinzu, was einer ganzheitlichen Betrachtung ähnelt. Mediationsverfahren, die personelle und wirtschaftliche Ressourcen schont, tragen zur Zufriedenheit aller Beteiligten bei. Viele Rechtsanwälte sind daher bereits dazu übergegangen, sich zusätzlich der Ausbildung zum Mediator bzw. Mediatorin zu unterziehen.

Vorbereitung Mediationsverfahren

Für Menschen, die noch nie an einem Mediationsverfahren teilgenommen haben, ist das erste Mediationsgespräch vielleicht mit etwas Aufregung und Nervosität verbunden. Dies, zumal über den zu klärenden Sachfragen hinaus in der Regel auch starke Emotionen mit dem Konflikt verbunden sind. Eine Vorbereitung auf das Mediationsverfahren ist für Medianden jedoch eigentlich nicht unbedingt notwendig. Es obliegt dem Mediator, alle Parteien sicher durch das Mediationsverfahren zu leiten und zu führen. Mediatoren können auch dann auf ihre Fähigkeiten zurückgreifen, wenn ein Konflikt während der Mediation eskaliert, sodass niemand Angst vor Mediationsgesprächen haben muss.

Bei komplexeren Sachverhalten kann es zur Vorbereitung der Mediation hilfreich sein, wenn sich Medianden Notizen zum eigenen Standpunkt und den eigenen Argumenten machen. Auch Unterlagen und Dokumente, die mit dem Konflikt zu tun haben, können bereits vorbereitend zusammengestellt werden. Schriftlich fixiert und dokumentiert geraten diese wichtigen Informationen dann nicht so schnell in Vergessenheit. Auch können Medianden sich im Vorhinein schon einmal überlegen, in welchem Umfang generell Kompromisse möglich wären oder welche Situationen als erfolgreich betrachtet werden könnten.

Des Weiteren dient es der Vorbereitung des Mediationsverfahrens, wenn der Mediator im Vorfeld genau erklärt, wie das Verfahren ablaufen soll. Termine werden so vereinbart, dass alle Parteien komfortabel an der Mediation teilnehmen können, damit nicht noch mehr Missstimmung aufkommt, weil sich jemand zeitlich oder örtlich benachteiligt fühlt. Zu diesem Zweck wird auch häufig auf einen neutralen Treffpunkt ausgewichen, den jeder gut erreichen kann. Die äußeren Rahmenbedingungen für die Mediationsgespräche werden durch den Mediator hergestellt. Mediatoren achten dabei darauf, dass sich alle Beteiligten wohl und sicher fühlen.

Da eine Mediation generell nur dann stattfinden kann, wenn sich alle Beteiligten auf das Verfahren einlassen wollen und deshalb die jeweiligen Erwartungen daran vorab geklärt worden sind, gehört auch der Abschluss des Mediationsvertrages zu den Vorbereitungen der Mediation. Der Mediationsvertrag mit dem jeweiligen Mediator beinhaltet Vereinbarungen zu Aufgaben und Kosten.

Synonyme - Mediationsvorbereitung
Vorbefassungsverbot

Mit der Vorbefassung gemäß § 3 Abs. 2 Mediationsgesetz ist verknüpft, dass ein Mediator nicht tätig werden darf, wenn dieser bereits vor dem Mediationsverfahren in der gleichen Sache für einen Medianden bzw. eine Partei tätig war. Auch nach der Mediation darf der Mediator nicht in der gleichen Angelegenheit für einen Medianden bzw. eine Partei tätig werden. Bei dieser Regelung wird von der Vorbefassung gesprochen. Für Berufszweige wie Notare oder Mediatoren gilt ein Vorbefassungsverbot.

Nach dem Mediationsgesetz muss es sich bei Mediatoren um unabhängige und neutrale Personen handeln, die ohne eigene Entscheidungsbefugnis die Medianden durch das Mediationsverfahren führen. Sind Mediatoren gegenüber einer Partei durch soziale bzw. vertragliche Verpflichtungen oder ein anderes Abhängigkeitsverhältnis nicht völlig unabhängig, dürfen sie nach den Regelungen zur Vorbefassung in diesem Fall nicht tätig werden. Das Vorbefassungsverbot greift auch dann, wenn Mediatoren im Bereich ihres professionellen Settings durch Vorgaben vom Anstellungsträger oder Arbeitgeber nicht unabhängig sind, also beispielsweise Einigungsquoten erfüllen sollen.

Von einer Vorbefassung wird auch ausgegangen, wenn ein Mediator vor dem Mediationsverfahren in der gleichen Angelegenheit in einer anderen Rolle als der des Mediators für einen Medianden bzw. eine Partei tätig geworden ist. Nach dem Vorbefassungsverbot darf der Mediator in dieser Sache ebenfalls nicht in der Mediation tätig werden. Das Vorbefassungsverbot bezieht sich vor diesem Hinblick also auf die Zeiträume vor, während und nach dem Mediationsverfahren.

Zu den Gründen bezüglich der strengen Regeln bei der Vorbefassung gehört, dass Mediatoren nicht riskieren dürfen, ihre Allparteilichkeit und damit das Vertrauen der Medianden aufs Spiel zu setzen. Deshalb dürfen sie Medianden auch nicht gleichzeitig rechtlich, betriebswirtschaftlich, psychosozial oder anders beraten und coachen. Des Weiteren ist es wegen der Regelungen zur Vorbefassung beispielsweise auch nicht möglich, dass in Behörden und öffentlichen Trägern beschäftigte Mitarbeiter gleichzeitig auch als Mediatoren auftreten, sofern keine Trennung von interessengeleiteten und parteilichen Beratungen erfolgen kann. Generell gilt das Vorbefassungsverbot für Mediatoren, die bereits beratend in einer Konfliktsituation tätig waren auch dann nicht, wenn die Medianden damit einverstanden wären.

 

Synonyme - Vorbefassung
Visualisierungstechniken

Visualisierungstechniken im Mediationsverfahren sind Methoden, die dazu dienen, die Kommunikation und Verständigung zwischen den Konfliktparteien zu verbessern und somit eine konstruktive Lösung des Konflikts zu ermöglichen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Mediationsprozesses und werden von Mediatorinnen und Mediatoren gezielt eingesetzt, um die Konfliktparteien dabei zu unterstützen, ihre Interessen und Bedürfnisse klarer zu erkennen und zu kommunizieren.

  • Spiegelung
    Eine der bekanntesten Visualisierungstechniken ist die sogenannte Spiegelung. Dabei wiederholt der Mediator oder die Mediatorin die Aussagen einer Konfliktpartei in eigenen Worten, um sicherzustellen, dass er oder sie die Aussage richtig verstanden hat. Diese Technik hilft den Konfliktparteien, sich besser zu verstehen und Missverständnisse aufzulösen.

  • Metapher
    Eine weitere wichtige Visualisierungstechnik ist die Metapher. Dabei werden bildhafte Vergleiche verwendet, um komplexe Sachverhalte oder Emotionen verständlicher zu machen. Zum Beispiel könnte der Mediator oder die Mediatorin eine Brücke als Metapher für die Verbindung zwischen den Konfliktparteien verwenden. Diese Technik kann dazu beitragen, dass die Konfliktparteien ihre Perspektive ändern und neue Lösungsansätze finden.

  • Brainstorming
    Auch das Brainstorming ist eine häufig genutzte Visualisierungstechnik in der Mediation. Dabei werden alle Ideen und Lösungsvorschläge der Konfliktparteien gesammelt und auf einem Flipchart oder Whiteboard visualisiert. Dies hilft den Konfliktparteien, einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten zu bekommen und gemeinsam neue Lösungswege zu finden.

Neben diesen bekannten Techniken gibt es noch viele weitere Visualisierungsmethoden, die in der Mediation eingesetzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel der Rollenwechsel, bei dem die Konfliktparteien sich in die Perspektive der anderen Partei versetzen, oder auch das Sandwich-Feedback, bei dem positive und negative Aspekte einer Lösung abwechselnd genannt werden.

Die Verwendung von Visualisierungstechniken im Mediationsverfahren hat mehrere Vorteile. Zum einen helfen sie den Konfliktparteien, ihre Gedanken und Gefühle besser zu strukturieren und auszudrücken. Zum anderen können sie dabei helfen, die Kommunikation zwischen den Parteien zu verbessern und so zu einer konstruktiven Konfliktlösung beizutragen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Visualisierungstechniken in der Mediation immer nur als unterstützendes Mittel eingesetzt werden sollten. Sie können die Kommunikation und Verständigung zwischen den Konfliktparteien erleichtern, ersetzen jedoch nicht die eigentliche Arbeit an den Konfliktthemen.

Insgesamt sind Visualisierungstechniken im Mediationsverfahren ein wertvolles Werkzeug, um die Konfliktparteien dabei zu unterstützen, ihre Interessen und Bedürfnisse klarer zu erkennen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden. Sie tragen dazu bei, dass die Konfliktparteien auf Augenhöhe miteinander kommunizieren und somit eine Win-Win-Situation erreicht werden kann.

Visualisierung

Durch eine Visualisierung werden abstrakte Daten, Informationen und Zusammenhänge in eine visuell erfassbare graphische Form gebracht, um ein Verständnis herbeizuführen. Visualisierungen werden in den unterschiedlichsten Lebensbereichen genutzt. So erklären beispielsweise Werbespots die Vorteile des jeweiligen Produkts oder Drehbücher die Handlung eines Films.

Visualisierung kann mit Veranschaulichung oder Sichtbarmachung beschrieben werden. Es werden schwer verständliche Zusammenhänge logisch aufbereitet und durch visuelle Medien übersetzt. Im Bereich der Mediation können Visualisierungen den Prozess der Begleitung durch das Verfahren auf vielfältige Weise unterstützen: Visualisierungen auf entsprechend vorbereiteten Flipcharts informieren die Medianden beispielsweise über Abläufe, Arbeitsweisen und Vorgehensweisen. Während des Verfahrens dienen Visualisierungen der Veranschaulichung von Zusammenhängen oder Wechselwirkungen. Einfach gesagt: Mit Hilfe einer Zeichnung lassen sich komplizierte Zusammenhänge besser und nachvollziehbarer erklären und verdeutlichen. Verglichen werden kann dies mit der Tafel in der Schule, die Lehrkräfte ebenfalls zur Visualisierung und Wissensvermittlung nutzen.

In der Mediation werden Werkzeuge wie Pinnwände, Flipcharts oder Moderationskarten zur Visualisierung benutzt. Im Mediationsverfahren hilft eine Visualisierung bei der Erklärung von Ideen und Gedanken. Bildliche Darstellungen können Zusammenhänge beschreiben, Wechselwirkungen aufzeigen und Denkmuster offenlegen, was zum weiteren Dialog einlädt. Durch Visualisierungen lassen sich in der Mediation Fakten beschreiben, um eine gemeinsame Grundlage zu schaffen. Interpretationsspielräume lassen sich dadurch auch einschränken. Im Verlaufe des Verfahrens lassen sich mittels Visualisierung Beiträge, Zwischenergebnisse, Meilensteine und Verfahrenspunkte dokumentieren, sodass Fortschritte erkannt und motivierend genutzt werden können.

Die Kraft von Bildern, Skizzen und Grafiken wirkt unterstützend auf den Verständnisprozess. Als Kombination aus Bild und Text auf „Papier gebracht“ kann durch Visualisierung eine gemeinsame Dynamik geschaffen werden. Das Visualisierte gibt dieselben Assoziationen aller wichtigen Informationen zu Ursachen, Verletzungen oder Lösungen wieder. Die Bildsprache ist geeignet, emotional belastende Situationen zu erleichtern. Mediatoren können Bildsprache nutzen, um Innen- und Außenwelten darzustellen. Und Bilder werden vom Gehirn bekanntlich schneller verarbeitet als Texte oder Worte.

Letztendlich dient die Visualisierung auch im Mediationsverfahren der Unterstützung von Verständigungs- und Kommunikationsprozessen.

 

Vier-Ohren-Modell

Das Vier-Ohren-Modell ist ein Kommunikationsmodell, das von dem deutschen Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun entwickelt wurde. Es beschreibt die verschiedenen Ebenen der Kommunikation und wie diese von Sender und Empfänger wahrgenommen werden können. Das Modell basiert auf der Annahme, dass jede Aussage mehrere Botschaften enthält, die auf vier verschiedenen Ebenen verstanden werden können. Diese vier Ebenen werden auch als "Ohren" bezeichnet.

Erklärung des Vier-Ohren-Modells
In der Mediation sind Konflikte auf Missverständnisse und Kommunikationsprobleme zurückzuführen. Durch die Anwendung des Vier-Ohren-Modells können diese Missverständnisse aufgedeckt und gelöst werden. Das Vier-Ohren-Modell unterscheidet zwischen vier verschiedenen Ebenen der Kommunikation: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Diese Ebenen werden auch als Sach-, Selbstoffenbarungs, Beziehungs- und Appell-ohr bezeichnet.

  • Sachohr
    Das Sachohr bezieht sich auf die reine Sachebene der Kommunikation. Hier geht es um Fakten, Daten und Informationen. In der Mediation ist es wichtig, dass die Mediatorin oder der Mediator die Sachlage neutral und objektiv darstellt und keine Wertungen oder Interpretationen einfließen lässt. Dies schafft eine gemeinsame Basis, auf der die Konfliktparteien ihre Standpunkte austauschen können.

  • Beziehungsohr
    Das Beziehungsohr bezieht sich auf die Beziehungsebene zwischen den Konfliktparteien. Hier geht es um die Art und Weise, wie die Aussage des Senders vom Empfänger aufgefasst wird und welche Beziehung zwischen ihnen besteht. In der Mediation ist es wichtig, dass die Mediatorin oder der Mediator auf die Beziehung zwischen den Konfliktparteien achtet und diese positiv beeinflusst. Eine gute Beziehungsebene kann dazu beitragen, dass die Konfliktparteien offener und kooperativer miteinander kommunizieren.

  • Selbstoffenbarungsohr
    Das Selbstoffenbarungsohr bezieht sich auf die persönliche Ebene des Senders. Hier geht es um die Gefühle, Bedürfnisse, Werte und Einstellungen des Senders, die in der Aussage mitschwingen. In der Mediation ist es wichtig, dass die Mediatorin oder der Mediator die Selbstoffenbarung des Senders erkennt und wertschätzend darauf eingeht. Dies schafft Verständnis und Vertrauen zwischen den Konfliktparteien.
  • Appellohr
    Das Appellohr bezieht sich auf die Handlungsaufforderung, die in der Aussage des Senders enthalten ist. In der Mediation ist es wichtig, dass die Mediatorin oder der Mediator die Appelle der Konfliktparteien erkennt und diese in konstruktive Lösungsansätze umwandelt. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn ein Konfliktpartner sagt: "Ich möchte, dass du endlich aufhörst, mich zu unterbrechen." Der Appell ist hier, dass der andere Konfliktpartner aufhören soll, ihn zu unterbrechen. Die Mediatorin oder der Mediator könnte diesen Appell aufgreifen und vorschlagen, dass die Konfliktparteien sich gegenseitig ausreden lassen und aktiv zuhören.

Jede Aussage enthält demnach nicht nur einen reinen Sachinhalt, sondern auch eine Selbstoffenbarung des Senders, eine Aussage über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger sowie einen Appell an den Empfänger. Diese Ebenen können bewusst oder unbewusst von Sender und Empfänger wahrgenommen werden und haben Einfluss auf die Kommunikation.

 

 

Vertraulichkeit

Der Begriff "Vertraulichkeit" beschreibt die Eigenschaft oder den Zustand von Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind und daher nur bestimmten Personen oder Gruppen zugänglich gemacht werden sollten. Im Allgemeinen bezieht sich Vertraulichkeit auf die Geheimhaltung von sensiblen Daten oder Informationen, um deren Schutz und Sicherheit zu gewährleisten.

Allgemeine Bedeutung von Vertraulichkeit
Vertraulichkeit ist ein grundlegendes Prinzip in zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere in beruflichen Kontexten. Sie ist ein wichtiger Bestandteil von Verträgen, Vereinbarungen und Verhandlungen, um die Privatsphäre und den Schutz der beteiligten Parteien zu gewährleisten. Vertraulichkeit ist auch ein wesentlicher Bestandteil von ethischen Standards und professionellen Verhaltensregeln in verschiedenen Berufen, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen, im Rechtswesen und in der Wirtschaft.

Vertraulichkeit in der Mediation
In der Mediation bezieht sich Vertraulichkeit auf die Verpflichtung aller beteiligten Parteien, alle Informationen, die während des Mediationsprozesses ausgetauscht werden, vertraulich zu behandeln. Dies bedeutet, dass alle Gespräche, Dokumente und anderen Materialien, die im Rahmen der Mediation verwendet werden, nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen. Die Vertraulichkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Mediation, da sie den Schutz der Privatsphäre und die Förderung einer offenen und ehrlichen Kommunikation zwischen den Parteien ermöglicht.
Vertraulichkeit in der Mediation schützt die Parteien vor unerwünschten Konsequenzen, die aus der Offenlegung von vertraulichen Informationen resultieren könnten. Dies kann dazu beitragen, dass die Parteien sich sicherer fühlen und somit bereit sind, ihre wahren Bedürfnisse und Interessen offenzulegen. Dadurch wird der Mediationsprozess effektiver und die Wahrscheinlichkeit einer Einigung erhöht.

Ein Beispiel für Vertraulichkeit in der Mediation ist die Verwendung von Vertraulichkeitsvereinbarungen. Diese werden von allen beteiligten Parteien unterzeichnet und legen fest, dass alle Informationen, die im Rahmen der Mediation ausgetauscht werden, vertraulich behandelt werden müssen. Dies schließt auch die Mediatoren und alle anderen Beteiligten, wie zum Beispiel Anwälte oder Berater, mit ein. 

Ein weiteres Beispiel ist die Vertraulichkeit von Gesprächen zwischen den Parteien und dem Mediator. Diese Gespräche sind vertraulich und dürfen nicht von einer Partei gegen die andere verwendet werden. Dies ermöglicht den Parteien, offen und ehrlich über ihre Bedürfnisse und Interessen zu sprechen, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen.

 

Vertrauen

Vertrauen ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil in zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch ein zentrales Thema im Bereich der Mediation.

Schon das Mediationsgesetz definiert die Mediation als vertrauliches Verfahren, dessen Inhalt nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Vertraulich basiert auf der Wortherkunft „zu vertrauen“, weshalb alle Beteiligten im Mediationsverfahren sich daran halten müssen und gleichzeitig darauf vertrauen dürfen, dass alle Inhalte diskret behandelt werden.

Vertrauen gilt als Sicherheit, sich auf etwas oder jemanden verlassen zu können. Wenn ein Mensch vertraut, ist er von der Zuverlässigkeit oder Verlässlichkeit einer Sache oder einer Person überzeugt. Vertrauen kann sich dabei sowohl auf das Selbstvertrauen beziehen als auch in verschiedene Richtungen gehen.

In der Mediation müssen alle Beteiligen Vertrauen

  • in das Mediationsverfahren
  • in die Person des Mediators
  • in den jeweiligen Gegner
  • in sich selbst
  • in eine potenzielle Lösung

haben oder entwickeln.

Im Mediationsverfahren wird keine Lösung vorgegeben, sondern gemeinsam erarbeitet. Deshalb müssen Medianden darauf vertrauen, dass dies möglich ist und vielleicht dafür ein Gerichtsverfahren zurückstellen. Oft wissen Medianden nicht, dass eine Lösung des Konflikts im Mediationsverfahren ganz nah ist, obwohl sich die Verhandlungsgespräche nicht darauf fokussieren. Sie müssen also das Vertrauen haben, dass auch überflüssig oder aussichtslos erscheinende Gespräche in der Mediation zu einer Konfliktlösung führen können. Sie müssen sich daher vertrauensvoll auf das Verfahren einlassen.

Vertrauen müssen Medianden auch ihrem Mediator schenken. Sie sollten davon überzeugt sein, dass der Mediator neutral ist und Verhandlungen auf Augenhöhe führen kann. Aber auch die Medianden selbst müssen gegenseitig darauf vertrauen, dass das Mediationsverfahren nicht für einen Streit missbraucht, sondern für eine gemeinsame Suche nach einer Konfliktlösung genutzt wird. Letztendlich müssen Medianden sich selbst vertrauen, dass sie das Mediationsverfahren in ihrer persönlichen Entwicklung und im Umgang mit Konflikten weiterbringen kann. Sie müssen darauf vertrauen, dass auch bislang noch nicht bedachte Lösungen mögliche Ansätze für die Zukunft sein können.

 

Vertrauen

Vertrauen kann als die Überzeugung definiert werden, dass eine Person, eine Gruppe oder eine Organisation zuverlässig, ehrlich und kompetent ist und dass sie sich in bestimmten Situationen verantwortungsvoll verhalten wird. Es ist ein Gefühl der Sicherheit und des Wohlbefindens, das auf der Annahme basiert, dass die andere Person oder Gruppe unsere Interessen respektiert und schützt.

Die verschiedenen Dimensionen von Vertrauen
Vertrauen ist ein multidimensionales Konzept und umfasst verschiedene Aspekte. Die drei wichtigsten Dimensionen von Vertrauen sind:

  • Vertrauen in die Fähigkeiten und Kompetenzen einer Person oder Gruppe
    Dies bezieht sich auf die Überzeugung, dass die andere Person oder Gruppe die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen hat, um eine bestimmte Aufgabe oder Verantwortung zu erfüllen.

  • Vertrauen in die Integrität und Ehrlichkeit einer Person oder Gruppe
    Dies bezieht sich auf die Überzeugung, dass die andere Person oder Gruppe moralisch integer und vertrauenswürdig ist und sich an gemeinsame Werte und Normen hält.

  • Vertrauen in die Absichten und Motive einer Person oder Gruppe
    Dies bezieht sich auf die Überzeugung, dass die andere Person oder Gruppe gute Absichten hat und unsere Interessen respektiert und schützt.

Die Bedeutung von Vertrauen für zwischenmenschliche Beziehungen
Vertrauen ist ein wesentlicher Bestandteil jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Es schafft eine Atmosphäre des Wohlbefindens und der Sicherheit und ermöglicht es den Menschen, sich gegenseitig zu öffnen und authentisch zu sein. In einer vertrauensvollen Beziehung fühlen sich die Menschen akzeptiert, respektiert und unterstützt, was zu einer tieferen Verbindung und einem Gefühl der Zugehörigkeit führt.
Vertrauen ist auch ein wichtiger Faktor für eine gesunde und funktionierende Partnerschaft. Es ermöglicht es den Partnern, sich aufeinander zu verlassen und sich gegenseitig zu unterstützen, was zu einer stärkeren Bindung und einem besseren Verständnis füreinander führt.

Die Bedeutung von Vertrauen im beruflichen Kontext
Vertrauen spielt auch im beruflichen Kontext eine entscheidende Rolle. In einem Arbeitsumfeld, in dem Vertrauen herrscht, fühlen sich die Mitarbeiter sicher und unterstützt, was zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und einer besseren Leistung führt. Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten ist auch wichtig für eine effektive Zusammenarbeit und eine reibungslose Kommunikation.
Vertrauen ist auch ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Unternehmen. Kunden vertrauen Unternehmen, die zuverlässig, ehrlich und verantwortungsvoll handeln, was zu einer besseren Kundenbindung und einem positiven Ruf führt.

 

Vertrauen in der Mediation
In der Mediation bezieht sich Vertrauen auf das Vertrauen zwischen den Konfliktparteien und dem Mediator. Es ist die Überzeugung, dass der Mediator unparteiisch, vertraulich und kompetent ist und dass die Gespräche und Vereinbarungen in der Mediation respektiert und eingehalten werden.  Vertrauen ist jedoch nicht nur eine emotionale Komponente, sondern auch eine rechtliche. In der Mediation müssen die Parteien und der Mediator eine Vereinbarung unterzeichnen, die das Vertraulichkeitsprinzip und die Verbindlichkeit der getroffenen Vereinbarungen regelt. Diese Vereinbarung schafft eine rechtliche Grundlage für das Vertrauen in den Mediationsprozess.

Warum ist Vertrauen in der Mediation wichtig?
Vertrauen ist eine entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Konfliktlösung in der Mediation aus mehreren Gründen:

  1. Offene Kommunikation
    In der Mediation ist es wichtig, dass die Konfliktparteien offen und ehrlich miteinander kommunizieren. Nur so können die zugrunde liegenden Interessen und Bedürfnisse erkannt und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Vertrauen schafft die notwendige Atmosphäre für eine offene Kommunikation, da die Parteien sich sicher fühlen, ihre Meinungen und Gefühle zu äußern, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben.

  2. Zusammenarbeit
    Vertrauen fördert auch die Zusammenarbeit zwischen den Konfliktparteien und dem Mediator. Wenn die Parteien dem Mediator vertrauen, sind sie eher bereit, seine Vorschläge und Lösungsansätze zu akzeptieren und aktiv an der Suche nach einer Lösung mitzuwirken. Dies führt zu einer effektiveren Zusammenarbeit und einem schnelleren Fortschritt im Mediationsprozess.

  3. Reduzierung von Konflikten
    Vertrauen kann auch dazu beitragen, Konflikte zu reduzieren oder zu vermeiden. Wenn die Parteien sich vertrauen, sind sie eher bereit, Kompromisse einzugehen und aufeinander zuzugehen, anstatt stur auf ihren Positionen zu beharren. Dies kann dazu beitragen, die Konflikte zu entschärfen und zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung zu führen.

  4. Nachhaltigkeit der Vereinbarungen
    In der Mediation geht es nicht nur darum, einen Konflikt zu lösen, sondern auch darum, eine langfristige Lösung zu finden, die für beide Seiten tragbar ist. Vertrauen ist hierbei von entscheidender Bedeutung, da die Parteien nur dann bereit sind, die getroffenen Vereinbarungen einzuhalten, wenn sie dem Mediator und der anderen Partei vertrauen. Eine Vereinbarung, die auf Vertrauen basiert, ist daher nachhaltiger und weniger anfällig für zukünftige Konflikte.

  5. Schutz der Privatsphäre
    Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vertrauens in der Mediation ist der Schutz der Privatsphäre. Die Parteien müssen sich darauf verlassen können, dass die Inhalte der Mediationsgespräche vertraulich behandelt werden und nicht gegen sie verwendet werden. Dies fördert ein Gefühl der Sicherheit und ermöglicht es den Parteien, sich frei zu äußern, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben.

Vertrauen ist eine entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Mediation. Es schafft die notwendige Atmosphäre für offene Kommunikation, Zusammenarbeit und nachhaltige Vereinbarungen. Vertrauen ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, sondern muss im Laufe des Mediationsprozesses aufgebaut und gepflegt werden. Der Mediator spielt hierbei eine wichtige Rolle, indem er eine vertrauensvolle Atmosphäre schafft und die Parteien dabei unterstützt, Vertrauen zueinander aufzubauen.

Verstehen

Mit Verstehen oder Verständnis wird das inhaltliche Begreifen von einem Sachverhalt beschrieben. Einen Sachverhalt nur zur Kenntnis zu nehmen, reicht zum Verstehen oder Verständnis nicht aus. Der Sachverhalt muss intellektuell erfasst werden, um diesen zu verstehen. Verständnis wird als Fähigkeit definiert, sich in etwas oder jemanden hineinzuversetzen oder dessen Sinn und Zweck zu verstehen.

Aus psychologischer Sicht handelt es sich beim Verstehen bzw. Verständnis um die Fähigkeit, aus einem von außen gegebenen und mit Sinnen wahrgenommenen Sachverhalt eine innere Bedeutung zu erkennen und diese nachvollziehen zu können. Verstehen wird häufig dem Erklären gegenübergestellt. Grundlage für Verständnis ist Verstehbarkeit.

Verstehen und Verständnis nehmen im Mediationsverfahren wichtige Rollen ein. Zu den Aufgaben des Mediators gehört es, den Medianden in der Mediation zu einem umfangreichen gegenseitigen Verständnis zu verhelfen. Es bedarf hierfür mediativer Kompetenz, kontinuierlicher Selbstreflexion und Erfahrung. Mediatoren benötigen die Fähigkeiten des Verständnisses, um das Verhalten, das Handeln und die Einstellungen der Medianden zu erkennen und zu verstehen. Fühlen sich Medianden vom Mediator unverstanden, kann das notwendige Vertrauensverhältnis beeinträchtigt werden. 

In Mediationen mit komplexen Sachverhalten oder emotionalen Belastungen ist es wichtig, dass sich Medianden verstanden, beachtet  und geschätzt fühlen. Das Verstehen und Verständnis für Verhaltensweisen, Emotionen und Reaktionen erwerben Mediatoren auch vor psychologischem Hintergrund. Denn die Fähigkeit von Verstehen und Verständnis ist immer individuell zu betrachten, da diese durch Erfahrungen, Prägungen aus der Kindheit, Glaubensätze und festgefahrene Einstellungen beeinträchtigt oder gehemmt sein könnte. Insbesondere Persönlichkeitsmuster können Menschen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sowie Befindlichkeiten prägen, was sich auf ihr Verhalten und ihre Handlungsfähigkeit auswirkt.

Kenntnisse und Fähigkeiten, sich selbst und auch andere zu verstehen bzw. Verständnis zu erlangen, ermöglichen das bewusste Erleben und Verstehen des Verhaltens anderer. Dies ist grundsätzlich eine Voraussetzung für Perspektivwechsel und die Suche nach kreativen Lösungen in der Mediation.

 

Synonyme - Verständnis
Verhandlungsreife

Verhandlungsreife ist ein Begriff, der in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel in der Politik, im Wirtschaftsleben oder auch bei Konfliktlösungsprozessen, verwendet wird. Im Allgemeinen bezieht er sich auf die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit eine Verhandlung oder ein Verhandlungsergebnis als erfolgreich angesehen werden kann. Doch was genau bedeutet Verhandlungsreife und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

Definition von Verhandlungsreife
Verhandlungsreife kann als der Zustand bezeichnet werden, in dem alle beteiligten Parteien bereit und in der Lage sind, an Verhandlungen teilzunehmen und eine Einigung zu erzielen. Es handelt sich dabei um einen dynamischen Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird und sich im Laufe der Zeit verändern kann. Die genauen Voraussetzungen für Verhandlungsreife können je nach Kontext variieren, doch es gibt einige grundlegende Aspekte, die in der Regel erfüllt sein müssen.

Faktoren, die Verhandlungsreife beeinflussen

  1. Bereitschaft der Parteien
    Ein entscheidender Faktor für Verhandlungsreife ist die Bereitschaft der beteiligten Parteien, sich auf einen Verhandlungsprozess einzulassen. Diese Bereitschaft kann von verschiedenen Faktoren abhängen, wie zum Beispiel von der Dringlichkeit des Konflikts, dem Interesse an einer Lösung oder auch von der persönlichen Beziehung zwischen den Parteien.
  2. Kommunikation und Informationsaustausch
    Eine erfolgreiche Verhandlung erfordert eine offene und konstruktive Kommunikation zwischen den Parteien. Dazu gehört auch der Austausch von relevanten Informationen, die für die Verhandlung von Bedeutung sind. Wenn die Kommunikation zwischen den Parteien gestört ist oder es an Informationen mangelt, kann dies die Verhandlungsreife beeinträchtigen.
  3. Klärung der Interessen und Bedürfnisse
    Um eine Einigung zu erzielen, ist es wichtig, dass die Parteien ihre Interessen und Bedürfnisse klar definieren und verstehen. Oftmals sind diese nicht offensichtlich und müssen im Verhandlungsprozess herausgearbeitet werden. Wenn die Parteien ihre Interessen und Bedürfnisse nicht kennen oder nicht bereit sind, darüber zu sprechen, kann dies die Verhandlungsreife erschweren.
  4. Vertrauen und Verständnis
    Verhandlungsreife erfordert auch ein gewisses Maß an Vertrauen und Verständnis zwischen den Parteien. Wenn es bereits ein hohes Maß an Misstrauen oder Vorurteilen gibt, kann dies die Verhandlungsreife beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass die Parteien bereit sind, sich aufeinander einzulassen und die Perspektive des anderen zu verstehen.

Ein Beispiel aus der Mediation, das verdeutlicht, wie die genannten Faktoren die Verhandlungsreife beeinflussen können, ist die Lösung eines Konflikts zwischen einem Vermieter und seinem Mieter. Der Mieter hat mehrere Monate keine Miete gezahlt und der Vermieter ist verärgert und möchte den Mieter sofort aus der Wohnung werfen. Beide Parteien haben jedoch ein Interesse daran, den Konflikt friedlich zu lösen, um eine gerichtliche Auseinandersetzung zu vermeiden.
In dieser Situation ist es wichtig, dass beide Parteien bereit sind, sich auf eine Mediation einzulassen. Der Vermieter muss verstehen, warum der Mieter die Miete nicht bezahlt hat und welche Bedürfnisse er hat. Der Mieter muss auch die Perspektive des Vermieters verstehen und bereit sein, eine Lösung zu finden, die für beide Parteien akzeptabel ist.
Zudem ist eine offene Kommunikation und der Austausch von Informationen entscheidend. Der Vermieter muss dem Mieter erklären, warum er die Miete nicht zahlen konnte und welche Schwierigkeiten er hatte. Der Mieter muss dem Vermieter auch mitteilen, welche Lösung er sich vorstellen kann und welche Unterstützung er benötigt.
Schließlich ist auch das Vertrauen zwischen den Parteien wichtig. Wenn der Vermieter dem Mieter nicht vertraut, dass er in Zukunft die Miete zahlen wird, wird es schwierig sein, eine Einigung zu erzielen. Es ist daher wichtig, dass beide Parteien bereit sind, sich aufeinander einzulassen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

 

 

Verhandeln

Eine Verhandlung ist ein Gespräch oder eine Diskussion über einen Sachverhalt, der durch kontroverse Ansichten und Interessen der verhandelnden Parteien gekennzeichnet ist. Menschen verhandeln, wenn sie ihre Interessen ausgleichen oder eine Einigung in einem Konflikt erzielen möchten.

Nach der Definition wird eine Verhandlung offiziell von Gesprächen, Diskussionen, Debatten oder Besprechungen abgegrenzt. In der Praxis überschneiden sich alle Formen der Kommunikation und fallen unter die Gattung der Gespräche. Verhandelt wird in der Regel mündlich. Während Besprechungen eher intern und innerhalb einer Organisation stattfinden, erfolgen Verhandlungen meist übergreifend. Auch wenn in Diskussionen ebenfalls Kontroversen besprochen werden, fehlen dieser Methode häufig Entscheidungsvorbereitungen oder Entscheidungen, auf die eine Verhandlung abzielt. Debatten orientieren sich hingegen an einem formalen Regelwerk, die für Verhandlungen nicht gelten.

Verhandlungsarten und Verhandlungsgründe

Verhandlungen befassen sich häufig mit Absprachen. Es wird über das zukünftige Handeln verhandelt. Den Parteien einer Verhandlung muss bewusst sein, dass die jeweils andere Seite zu einem bestimmten Thema einen anderen Standpunkt vertritt und andere Ziele oder Interessen verfolgt. Um genau diese Ziele und Interessen durchzubringen, treten die Verhandlungsparteien miteinander in Kontakt.

Bei Verhandlungen wird zunächst nach der Anzahl der Verhandlungsparteien unterschieden. Treffen sich zwei Parteien zu einer Verhandlung, beispielsweise beim Verhandeln zwischen Käufer und Verkäufer über Kaufpreis und Liefertermin, wird von einer bilateralen Verhandlung gesprochen. Multilaterale Verhandlungen finden dann entsprechend zwischen mehreren Parteien statt. Multilaterales Verhandeln wird zum Beispiel bei Auktionen durchgeführt, bei der Auktionator und die verschiedenen Bieter die jeweiligen Parteien bilden.

In vielen Bereichen findet Kommunikation auf einer Beziehungsebene statt. Bei Verhandlungen bildet jedoch die Inhaltsebene die Basis, auch wenn gegenseitiger Respekt u.a. bei Anwendung des Harvard-Konzepts und anderen gültigen Verhandlungsregeln Berücksichtigung finden muss. Verhandelt wird zwischen Geschäftsleuten aus unternehmerischer Sicht sowie zwischen dem Unternehmen und dem Kunden oder Interessenten. Verhandlungen finden des Weiteren auch zwischen Behörden oder Ämtern aus der öffentlichen Verwaltung, Kreditinstituten, Banken, Großkonzernen und auch Privatleuten statt. Thematisch sind häufig Interessen, Ansprüche und Ziele mit betriebswirtschaftlichen, juristischen, volkswirtschaftlichen, politischen, soziologischen und privaten Hintergründen Gründe für eine Verhandlung. Es wird darüber verhandelt, um aus unterschiedlichen Standpunkten eine Lösung zu gewinnen. Je nach Kompetenzverteilung, beispielsweise der Kompetenz des Richters in einer Gerichtsverhandlung, wird innerhalb einer Verhandlung eine Entscheidung vorbereitet oder aber getroffen und festgelegt.

Synonyme - Verhandlung
Vergütungsvereinbarung

Bei einer Mediation schließen die Medianden mit dem Mediator eine Mediationsvereinbarung, die in der Regel auch eine Vergütungsvereinbarung beinhaltet.

Jeder Mediator kann sein Honorar frei vereinbaren. Es macht auch keinen Unterschied, ob es sich um einen Anwalt-Mediator oder einen Mediator aus einer anderen Berufsgruppe handelt. Seit dem 01.07.2004 gibt es für Anwalt-Mediatoren allerdings nach § 34 RVG (Rechtsanwaltsvergütungsgesetz) eine spezielle Gebührenregelung, die aber ebenfalls von einer freien Honorarvereinbarung ausgeht.

Generell wird Mediatoren empfohlen, auf eine schriftliche Vergütungsvereinbarung hinzuwirken. Dies geschieht zu Beginn, wenn die Grundsätze des Mediationsverfahrens erläutert und eine Mediationsvereinbarung geschlossen wird. Grundsätzlich gehört auch eine Vergütungsvereinbarung von vornherein in den Mediationsvertrag. Wird jedoch keine Vergütungsvereinbarung getroffen, richten sich die Gebühren nach dem bürgerlichen Recht; genauer nach § 612 BGB. Vergütungsvereinbarungen können auch mündlich getroffen werden, wovon aus Transparenz- und Nachweisgründen jedoch abgeraten wird.

Es ist demnach auch wichtig, schon vor Beginn der eigentlichen Mediation eine Klärung herbeizuführen, wie hoch das Entgelt für den Mediator ausfällt und wer von den Medianden dafür aufkommen muss. Im Idealfall teilen sich die Medianden die Kosten für die Mediation je zur Hälfte, damit auch die Unparteilichkeit des Mediators nicht in Zweifel gezogen werden kann. Denkbar sind jedoch auch Freistellungsvereinbarungen oder Zahlungszusagen für eine spätere Kostenerstattung, sofern eine Partei aktuell nicht zahlungsfähig ist.

In der Vergütungsvereinbarung können individuelle Abreden getroffen werden. Häufig wird ein Honorar auf Stundenbasis oder ein Tagessatz vereinbart. Die Sätze für Zeithonorare von Mediatoren variieren enorm. Im Durchschnitt werden Stundensätze zwischen 150,00 € bis 400,00 € und Tagessätze zwischen 1.250,00 € und 2.250,00 € zzgl. Mehrwertsteuer und Auslagen berechnet. Auf anwaltlichem Gebiet kann die Vergütung sogar noch etwas höher ausfallen. Ohne Vergütungsvereinbarung hat der Mediator einen Anspruch auf Erstattung der üblichen Vergütung nach § 612 II BGB.

Neben Honorar und Vergütung kann auch die Erstattung von Auslagen in der Vergütungsvereinbarung geregelt werden. Zu den Auslagen gehören beispielsweise Reisekosten, Saalmieten, Sachverständigengebühren oder Portokosten, die der Mediator vorgelegt hat.

Synonyme - Honorarvereinbarung
Verfügbarkeitsverzerrung

Verfügbarkeitsverzerrung bezieht sich auf die Tendenz von Menschen, bei der Beurteilung von Situationen und Entscheidungen bestimmte Informationen stärker zu gewichten als andere, die möglicherweise genauso relevant sind. Diese Verzerrung wird durch die Verfügbarkeit von Informationen beeinflusst, d.h. je leichter und schneller wir uns an bestimmte Informationen erinnern können, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir diese als besonders wichtig oder relevant betrachten.

Im Kontext eines Mediationsverfahrens kann die Verfügbarkeitsverzerrung einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf und das Ergebnis haben. Dies liegt daran, dass Mediation ein Prozess ist, bei dem die Konfliktparteien versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden, indem sie ihre Bedürfnisse, Interessen und Standpunkte miteinander kommunizieren und verhandeln. Dabei ist es wichtig, dass alle relevanten Informationen und Fakten berücksichtigt werden, um eine faire und ausgewogene Lösung zu erzielen.

Wenn jedoch eine Partei aufgrund von Verfügbarkeitsverzerrung bestimmte Informationen als besonders wichtig erachtet und andere ignoriert, kann dies zu einer einseitigen Wahrnehmung des Konflikts führen. Dies kann dazu führen, dass die betroffene Partei ihre Position unnachgiebig verteidigt und nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen. Dies kann den Mediationsprozess erschweren und die Wahrscheinlichkeit einer Einigung verringern.

Ein weiterer Einfluss der Verfügbarkeitsverzerrung auf ein Mediationsverfahren ist die Beeinflussung der Wahrnehmung der Konfliktparteien über die Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit der anderen Partei. Wenn eine Partei aufgrund von Verfügbarkeitsverzerrung bestimmte Informationen als besonders relevant erachtet, kann dies dazu führen, dass sie der anderen Partei misstraut und deren Argumente und Vorschläge ablehnt. Dies kann zu einer Blockade des Mediationsprozesses führen und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Einigung verringern.

Um die Auswirkungen der Verfügbarkeitsverzerrung auf ein Mediationsverfahren zu minimieren, ist es wichtig, dass alle Parteien sich bewusst machen, dass ihre Wahrnehmung des Konflikts möglicherweise durch Verfügbarkeitsverzerrung beeinflusst wird. Es ist auch hilfreich, dass die Mediatoren die Parteien dazu ermutigen, alle relevanten Informationen und Fakten zu teilen und diese kritisch zu hinterfragen. Durch eine offene und transparente Kommunikation können die Parteien dazu beitragen, die Verfügbarkeitsverzerrung zu reduzieren und eine faire und ausgewogene Lösung zu finden.

Insgesamt ist die Verfügbarkeitsverzerrung ein wichtiger Faktor, der die Effektivität eines Mediationsverfahrens beeinflussen kann. Es ist daher wichtig, dass alle Beteiligten sich bewusst machen, wie sie von dieser Verzerrung betroffen sein können, und aktiv daran arbeiten, sie zu minimieren. Durch eine kritische Betrachtung und offene Kommunikation können Mediationen zu erfolgreichen und nachhaltigen Lösungen führen, die für alle Parteien akzeptabel sind.

Vereinbarung / Vertrag

Bei einer Vereinbarung handelt es sich um einen Rechtsbegriff, der einen Vertrag zwischen mindestens zwei Parteien oder einzelne Bestandteile eines Vertrages beschreibt. Schriftliche Vereinbarungen und Verträge sind in nahezu allen Rechtsbereichen außerordentlich wichtig. Vereinbarungen werden im Arbeitsrecht, Mietrecht, Kaufrecht, Familienrecht und allgemeinen Zivilrecht geschlossen. Sie werden formuliert und geschlossen, um bestimmte Regelungen zu treffen.

Bei Vereinbarungen und Verträgen müssen bestimmte Formvorschriften, Rechte und Formulierungen beachtet werden. Alle Punkte der Vereinbarung müssen so konkret wie möglich formuliert werden, damit kein Raum für Interpretationen verbleibt. Ansonsten kann es trotz geschlossener Vereinbarung zu rechtlichen Nachteilen kommen. In einer Vereinbarung wird der Zweck des Vertrages beschrieben. Aber auch Sanktionen und Strafen wie Preisreduzierungen oder Verspätungszuschläge können für den Fall einer Nichterfüllung in einen Vertrag aufgenommen werden.

Da Vereinbarungen schriftlich dokumentiert werden, bedarf es der Beachtung einiger gesetzlicher Regelungen:

  • Klare und eindeutige Formulierungen, die auch Dritte nachvollziehen können
  • Vorhandensein der Geschäftsfähigkeit
  • Einhaltung der Formvorschriften wie mündlich, schriftlich oder notariell
  • Bestätigung über den Erhalt gegenseitiger Willenserklärungen
  • Vereinbarung muss rechtlich zulässig sein

Auch im Mediationsverfahren werden mit der Mediationsvereinbarung und der Abschlussvereinbarung verbindliche Verträge geschlossen.

Die Mediationsvereinbarung beinhaltet die Willenserklärung beider Medianden, freiwillig und eigenverantwortlich eine Mediation durchführen zu wollen. Des Weiteren werden in der Mediationsvereinbarung die Grundsätze des Verfahrens definiert, die Kosten geklärt und Regelungen in Bezug auf die Verschwiegenheit getroffen.

Bei der mediativen Abschlussvereinbarung wird hingegen nach dem Mediationsverfahren die gefundene Lösung dokumentiert. Neben dem fallabhängigen Ausgang des Verfahrens werden Details zur Durchsetzbarkeit des Vertrages und verschiedene Klarstellungen festgehalten. Die Abschlussvereinbarung der Mediation muss von den Medianden durch Unterschrift vollzogen und ggf. beglaubigt werden.

Verbalisieren

Verbalisieren in einem Mediationsverfahren bedeutet, dass die beteiligten Parteien ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse mündlich ausdrücken und somit in Worte fassen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um Konflikte zu lösen und zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen.

Das Verbalisieren erfolgt in der Regel in Form von Gesprächen, bei denen die Mediatorin oder der Mediator als neutrale und unparteiische Person die Kommunikation moderiert. Die Mediatorin oder der Mediator stellt dabei sicher, dass alle Beteiligten zu Wort kommen und ihre Anliegen ausreichend ausdrücken können. Durch gezielte Fragen und Techniken wie aktives Zuhören und Paraphrasieren wird die Kommunikation unterstützt und Missverständnisse können vermieden werden.

Ein Beispiel aus der Familienmediation könnte folgendermaßen aussehen:
Eine Familie befindet sich in einem Konflikt, weil die Eltern sich scheiden lassen möchten und uneinig sind, wie das Sorgerecht für ihre gemeinsamen Kinder geregelt werden soll. In der Mediation werden die Eltern dazu angehalten, ihre Gedanken und Gefühle zu dem Thema zu verbalisieren. Der Vater äußert dabei, dass er sich Sorgen macht, dass die Mutter die Kinder zu oft alleine lassen und dadurch ihre Bindung zu ihnen gefährden könnte. Die Mutter hingegen erklärt, dass sie beruflich stark eingespannt ist und sich deshalb nicht immer um die Kinder kümmern kann. Durch das Verbalisieren wird deutlich, dass beide Elternteile sich um das Wohl der Kinder sorgen und ihre Bedürfnisse und Perspektiven unterschiedlich sind. In weiteren Gesprächen können die Eltern gemeinsam Lösungen erarbeiten, die sowohl ihren eigenen Bedürfnissen als auch denen der Kinder gerecht werden.

Durch das Verbalisieren werden also nicht nur die Konfliktparteien dazu angehalten, sich aktiv mit dem Konflikt auseinanderzusetzen, sondern es entsteht auch ein Raum für Verständnis und Empathie. Die beteiligten Parteien lernen, ihre eigenen Standpunkte zu reflektieren und auch die Perspektive der anderen Seite zu verstehen. Dadurch können sie gemeinsam Lösungen erarbeiten, die für alle Beteiligten akzeptabel sind und langfristig zu einer besseren Kommunikation und Zusammenarbeit führen.

Das Verbalisieren ist ein sehr wichtiger Bestandteil eines Mediationsverfahrens, da es dazu beiträgt, die Kommunikation zu verbessern, Verständnis zu schaffen und letztendlich zu einer konstruktiven Lösung des Konflikts beizutragen. Es ermöglicht den Konfliktparteien, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken und somit aktiv an der Lösung des Konflikts mitzuwirken.

Verankerungseffekt

Der Verankerungseffekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem eine Person bei der Entscheidungsfindung von einer zuvor präsentierten Information oder Zahl beeinflusst wird. Diese Information wird als "Anker" bezeichnet und kann bewusst oder unbewusst gesetzt werden. Der Anker kann eine positive oder negative Zahl, ein Preis, eine Meinung oder eine andere Form von Information sein.

Im Kontext eines Mediationsverfahrens bezieht sich der Verankerungseffekt auf die Auswirkungen, die ein solcher Anker auf die Verhandlungen und die letztendliche Einigung haben kann. Wenn zum Beispiel in einer Mediation der erste Vorschlag einer Partei als Anker gesetzt wird, kann dies die Verhandlungen in eine bestimmte Richtung lenken und die andere Partei dazu bringen, sich an diesem Vorschlag zu orientieren. Dies kann dazu führen, dass die andere Partei ihre eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse vernachlässigt und sich stattdessen auf den gesetzten Anker konzentriert.

Ein weiterer Aspekt des Verankerungseffekts ist, dass Menschen dazu neigen, sich an den ersten Eindruck oder die erste Information zu klammern und diese als Referenzpunkt für alle weiteren Informationen zu verwenden. Dies kann dazu führen, dass sie nicht mehr offen für andere Vorschläge oder Ideen sind und sich stattdessen auf den gesetzten Anker fokussieren.

Im Mediationsverfahren kann der Verankerungseffekt sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Einerseits kann er dazu beitragen, dass die Parteien schneller zu einer Einigung kommen, da ein Anker als Ausgangspunkt für die Verhandlungen dient. Andererseits kann er aber auch dazu führen, dass eine faire und ausgewogene Lösung nicht erreicht wird, da die Parteien sich zu sehr auf den gesetzten Anker fixieren.

Um den Einfluss des Verankerungseffekts auf ein Mediationsverfahren zu minimieren, ist es wichtig, dass die Mediatoren sich dessen bewusst sind und entsprechend handeln. Sie sollten vermeiden, selbst Anker zu setzen und stattdessen die Parteien dazu ermutigen, ihre eigenen Vorschläge und Bedürfnisse zu äußern. Zudem sollten sie die Parteien ermutigen, verschiedene Optionen zu prüfen und nicht nur an einem Anker festzuhalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Verankerungseffekt ein wichtiger Faktor ist, der bei einem Mediationsverfahren berücksichtigt werden sollte. Eine bewusste Auseinandersetzung damit kann dazu beitragen, dass die Verhandlungen fair und ausgewogen verlaufen und eine für alle Parteien zufriedenstellende Einigung erzielt wird.

Validation

Bei der Validation handelt es sich um eine Kommunikationstechnik bzw. Kommunikationsmethode, die den Umgang mit älteren, hochbetagten, verwirrten oder dementen Menschen erleichtert. Dabei umfasst die Validation sowohl eine verbale als auch eine nonverbale Kommunikationsform und konzentriert sich auf die Beziehungsebene. Validation bedeutet, sich in das Erleben und die Emotionen des Gegenübers einzufühlen und dessen Realität zu akzeptieren bzw. zu respektieren.

Validationstechniken wurden sowohl von der amerikanischen Gerontologin Naomi Feil als auch von der deutschen Psychogerontologin Nicole Richard entwickelt. Naomi Feil verfolgt dabei den Ansatz, dass Demenzpatienten durch immer wiederkehrende Handlungen noch nicht abgeschlossene Lebenssituationen verarbeiten. Die Ursachen der Demenz sieht Nicole Richard in psychologischen Problemen wie ungelösten Konflikten, jedoch nicht in hirnorganischen Veränderungen. Ihr validativer Ansatz empfiehlt, die Situation aus der Perspektive des Betroffenen zu betrachten bzw. „in den Schuhen des anderen“ zu gehen.

Nicole Richard entwickelte die integrative Validation. Diese Methode verfolgt den Ansatz, dass Menschen mit ursächlich hirnorganischer Demenz ab einem gewissen Stadium nicht mehr in der Lage sind, Konflikte und Krisen zu bewältigen. Bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium nehmen Betroffene die Welt nur noch in Bruchstücken wahr und können lediglich auf Puzzleteile aus ihrer Vergangenheit zurückgreifen. Neues wird nicht mehr aufgenommen. Die integrative Validation zielt deshalb darauf ab, Demenzpatienten zu entlasten und in der Annahme ihres Schicksals zu unterstützen, aber nicht zu heilen.

Wichtiger als die korrekte Anwendung von Validationstechniken ist die Grundeinstellung gegenüber desorientierten Menschen mit einem hohen Maß an Wertschätzung und Akzeptanz. Insbesondere im Umgang mit Menschen, die unter einer fortgeschrittenen Demenz leiden, kann Validation helfen. Typisch für Demenzerkrankungen im späteren Stadium ist ein Rückzug in die Vergangenheit, der nach den Grundsätzen der Validation angenommen werden sollte. Menschen mit Demenz leben manchmal in ihrer eigenen Welt. Beim Validieren wird darüber nicht geurteilt oder korrigiert, sondern eine Realität für gültig erklärt.

Ziel der Validation ist die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Würde sowie die Unterstützung bei der Bewältigung innerer Konflikte. Dem vielleicht verwirrten oder desorientierten Menschen wird ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, was Stress und Anspannungen löst. Demente Menschen bekommen das Gefühl, akzeptiert zu werden und dazu zu gehören. Zu den positiven Effekten der Validation gehört des Weiteren eine verbesserte Kommunikation, ein gesteigertes Selbstwertgefühl sowie eine vermehrte geistige sowie soziale Aktivität.

Validation wird in erster Linie in der Pflege angewendet, wobei sich die jeweiligen Techniken am Zustand bzw. der Phase des Gegenübers orientieren. Aber auch überall dort, wo mit Senioren, Hochbetagten und Pflegebedürftigen umgegangen werden muss, kann der validative Ansatz hilfreich sein. Im Bereich der Mediation wird insbesondere bei der Elder Mediation auf die Techniken der Validation zurückgegriffen, da in diesem Bereich häufig mit älteren Menschen kommuniziert wird.

 

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