Glossar Mediation

FAQ

Beginnen Sie Ihre Reise in die Welt der Mediation, kann der erste Kontakt mit spezifischem Vokabular durchaus herausfordernd sein. Es ist mir ein Anliegen, nicht mit schweren Termini zu prahlen, sondern vielmehr zu inspirieren, damit die Botschaften meiner digitalen Präsenz für Sie klar und verständlich sind. Gewiss, es finden sich einige Schlüsselworte, bei deren Erklärung ich fest davon überzeugt bin, dass sie Ihr Verständnis vertiefen werden. Mit großer Hoffnung blicke ich darauf, dass Sie der von mir mit Sorgfalt gepflegte und stetig erweiterte Bereich häufig gestellter Fragen dazu anregt, sich mit noch größerer Hingabe der Mediation zu widmen.
 
Zögern Sie nicht, sich bei zusätzlichen Unklarheiten oder Informationsbedarf über die angegebenen Kommunikationswege an mich zu wenden!

 

Begriff Definition
Wunderfrage

In der Mediationsausbildung erlernen Mediatoren verschiedene Fragetechniken, um sie gezielt als Werkzeuge einsetzen zu können.

Zu den bekannten Fragetechniken gehören geschlossene und offene Fragen. Geschlossene Fragen lassen sich in der Regel leicht mit „ja“ oder „nein“ beantworten, weshalb sie für das kommunikativ ausgelegte Mediationsverfahren wenig ergiebig erscheinen. Beispiele für geschlossene Fragen wären etwa „Waren Sie pünktlich?“ oder „Haben Sie zuerst den Kontakt abgebrochen?“. Für das Mediationsverfahren bieten sich geschlossene Fragen daher eher an, wenn Tatsachen festgestellt werden sollen.

Auf offene Fragen kommen hingegen viele umfangreiche Antworten in Betracht. Mit offenen Fragen wird gezielt nach Meinungen, Vorgängen oder Wünschen gefragt. Klassische Fragen dieser Sparte beginnen mit „Was?“, „Wie?“, „Wo?“, „Wann?“ oder „Wer?“ und bieten die Chance, die Beziehungen zwischen den Medianden zu fördern. Wenn in der Mediation beispielsweise „Was ist denn passiert?“ oder „Was hat Sie so sehr geärgert?“ gefragt wird, fallen die Antworten in der Regel ergiebig und detailliert aus. Offene Fragen bieten demnach ein hohes Maß für Wertschätzung und Empathie, was als Voraussetzung im Mediationsverfahren gilt.

Als ungünstige Fragetechnik in einer Mediation können sich „Warum?“-Fragen erweisen. Schon durch die Fragestellung bekommt der Gesprächspartner das Gefühl, sich für etwas rechtfertigen zu müssen. Das „Warum?“ hat den bitteren Beigeschmack einer Beschuldigung, weshalb die Frage im Mediationsverfahren eher selten genutzt wird.

Die Wunderfrage in der Mediation

Eine Besonderheit in der Mediation ist jedoch die Wunderfrage, die ebenfalls in den Bereich der offenen Fragen fällt. Erstmals berichtet hat Steve de Shazer über die Frageform der Wunderfrage, der als Begründer des lösungsorientierten Ansatzes im Rahmen der Systemischen Therapie gilt. Bei der Wunderfrage liegt der Fokus auf der Lösung und nicht auf dem Problem. Wunderfragen können auch in der Mediation das Verfahren vorantreiben. Eine Wunderfrage könnte zum Beispiel lauten: „Angenommen, Sie treffen sich am Sonntag mit Ihrem Ex-Mann. Und in der Nacht zum Sonntag ist ein Wunder geschehen und das Problem, weswegen Sie heute an dieser Mediation teilnehmen, ist gelöst. Da dieses Wunder jedoch in der Nacht stattgefunden hat, haben Sie noch keine Ahnung davon. Was halten Sie für das erste Anzeichen dafür, das darauf hinweist, dass Ihr Problem gelöst ist und wie Sie Ihrem Ex-Mann hiervon berichten würden?“

Wunderfragen bieten sehr viel Potenzial für Nachfragen und Präzisionsfragen. Die Einfälle, Ideen und Fantasien, die auf Wunderfragen geäußert werden, haben in der Regel einen positiven Charakter. Medianden werden durch Wunderfragen angeregt, sich Möglichkeiten für positive Veränderungen vorzustellen. Vor diesem Hintergrund können reale Schritte in Richtung Veränderung auch tatsächlich besser eingeleitet werden. Der lösungsorientierte Weg der Mediation kann durch eine Wunderfrage vorangetrieben werden, weshalb diese Fragen häufig in der Mediationsphase kurz vor der eigentlichen Lösungssuche gestellt werden.

Siehe auch: www.streitvermittler-mediator.de/blog-mediation/wunderfragen-in-der-mediation.html

Wirtschaftsmediation

Eine Wirtschaftsmediation ist eine Mediation bei wirtschaftlich motivierten Konflikten. Auch in der Wirtschaftsmediation wird der 5-Phasen-Struktur gefolgt:

  1. Auftragsklärung
  2. Sammlung der Themen
  3. Interessen und Positionen
  4. Sammlung und Bewertung von Lösungsoptionen
  5. Abschlussvereinbarung

Wirtschaftsmediationen werden häufig bei zwischen- oder innerbetrieblichen Konflikten aus dem Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht und Zivilrecht angewandt. So gehören beispielsweise Probleme mit Mobbing oder auch Zahlungsstreitigkeiten zu den Konflikten, die durch eine Wirtschaftsmediation gütlich gelöst werden können. Um bei umfangreichen Projekten für effiziente und reibungslose Abläufe zu sorgen, kann die Wirtschaftsmediation auch präventiv bzw. begleitend eingesetzt werden.

Eine Wirtschaftsmediation ist dann geeignet und sinnvoll, wenn die Medianden den Konflikt freiwillig sowie eigenverantwortlich klären wollen und dem keine rechtlichen Beschränkungen oder Hinderungsgründe entgegenstehen. In der Wirtschaftsmediation behalten die Medianden die Lösungsfindung selbst in der Hand. Der Mediator führt sie dabei durch das strukturierte Verfahren bis zu einer vertraglich dokumentierten Vereinbarung. Dadurch eröffnen sich bei betrieblichen Konflikten im wirtschaftlichen Kontext viele Möglichkeiten für innovative und nachhaltige Lösungen für alle Beteiligten. Die Wirtschaftsmediation gilt als selbstbestimmte und verbindliche Alternative zu klassischen Gerichtsverfahren, Schiedsverfahren und Schlichtungsverfahren.

Siehe auch https://www.streitvermittler-mediator.de/mediationsbereich/wirtschaftsmediation.html.

Win-Win

Der Begriff „Win-Win“ stammt aus der englischen Sprache und kann mit „Gewinn-Gewinn“ übersetzt werden. Gemeint ist hiermit eine Doppelsieg-Strategie, die das Ziel hat, dass alle Betroffenen oder Beteiligten einen Nutzen oder Profit erzielen können. Jeder Beteiligte respektiert das jeweilige Gegenüber und versucht, auch dessen Bedürfnisse und Interessen angemessen zu berücksichtigen.

Win-Win-Strategie

Bei einer Win-Win-Strategie ringen gleichwertige Partner um einen Interessenausgleich, der für beide Seiten positiv ausfallen soll. Win-Win-Strategien sind auf nachhaltige und langfristige Erfolge und Kooperationen ausgerichtet und weniger auf einen kurzfristigen Gewinn.

Win-Win-Perspektive

Die Win-Win-Perspektive kann als eine Chance für ein besseres Miteinander betrachtet werden. Schon früh werden Menschen von Leitsätzen und Denkmustern wie „Man kann nicht alles haben“ geprägt, die Begrenzungen darstellen. Auch erzieherische Sprüche wie „Ohne Fleiß keinen Preis“ werden früh vermittelt und fest verankert.
Das zwischenmenschliche Miteinander besteht immer aus einem Geben und einem Nehmen. Diese Interaktion führt Menschen erst zueinander. Durch die fest verankerten Glaubenssätze können Menschen schlecht damit umgehen, wenn das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen nicht gegeben ist. Dies wird als Grenzüberschreitung wahrgenommen. Die Win-Win-Perspektive ist eine Möglichkeit, diese Grenzen zu erweitern. In der Mediation werden Interessen und Bedürfnisse herausgearbeitet, damit alle Beteiligten Klarheit erhalten. Gelingt dieser Prozess, können alle zusammen nach Vereinbarkeiten in allen Anliegen suchen. Konflikte müssen nicht bedeuten, dass der Vorteil des einen Betroffenen automatisch den Nachteil des anderen Betroffenen darstellt. Interessen sind unterschiedlich und jeder wünscht sich Vorteile. Durch die mediative Arbeit wird der Weg zu Perspektiven außerhalb der festgefahrenen Grenzen aufgezeigt. Durch das Zulassen von Perspektiven, Optionen und Chancen kann eine Win-Win-Situation gefunden werden, bei der es keine Verlierer gibt.

Win-Win-Situation

Die klassische Mediation strebt eine Win-Win-Situation an, bei der es nur Gewinner gibt. Alle Beteiligten sollen eine Lösung finden, die alle Bedürfnisse und Interessen beachtet und zufriedenstellt. Jeder soll seinen Nutzen und seinen Vorteil aus diesem „Doppelsieg“ ziehen können. Die für alle Beteiligten gewinnbringende Konfliktlösung soll selbst durch Ideen und Vorschläge erarbeitet werden. Durch die gemeinsame Arbeit wird das Gefühl, sich nicht als Verlierer sondern als Gewinner betrachten zu können, verstärkt. Dies ist der wohl größte Unterschied zwischen Mediationsverfahren und Gerichtsverfahren. Vor Gericht „entscheiden“ Richter – nicht die Parteien selbst.

Synonyme - Win-Win-Lösung, Win-Win-Situation, Win-Win-Perspektive, Win-Win-Strategie, Doppelsieg-Strategie
Werkzeuge

Wenn vor dem Hintergrund eines Mediationsverfahrens von Werkzeugen gesprochen wird, sind damit nahezu immer die Werkzeuge oder der Werkzeugkoffer des Mediators gemeint.

Mediatoren benutzen vorzugsweise die Werkzeuge, die sie von ihrem Ursprungsberuf kennen. Einem Psychologen wird das für einen Juristen als chaotisch erscheinende assoziative Denken nahe liegen. Er wird als die Werkzeuge bevorzugen, die dieser Denkweise entsprechen. Juristen suchen hingegen eher Struktur und bevorzugen die erlernte Subsumtion beim Denken. Therapeuten werden hingegen die im Beruf genutzten Werkzeuge auch in der Mediation einsetzen. Aus diesem Grund sind die Werkzeuge von Mediatoren sehr vielseitig. Das Mediationsverfahren selbst gibt nicht zwingend die Verwendung bestimmter Werkzeuge vor. Allerdings wird beschrieben, wie welche Werkzeuge eingesetzt werden könnten und auch sollten. Die Gemeinsamkeit bildet eine Basis an Werkzeugen, die jeder Mediator aus seiner Ausbildung kennen muss und im Verfahren beherrschen sollte:

Nur wenn Mediatoren in der Lage sind, Werkzeuge aufeinander abzustimmen, können diese im Mediationsverfahren erfolgreich eingesetzt werden. Die Verwendung der Werkzeuge erfolgt nicht willkürlich, sondern richtet sich nach Anlässen und Zwecken.

Mediatoren verwenden Werkzeuge im Mediationsverfahren aktiv und aus dem Verfahren heraus. Sie orientieren sich am Stand, an der Phase und am Thema der Mediation. Des Weiteren greifen Mediatoren auch aus situativen Anlässen zu einem Werkzeug. Werkzeuge haben einen an die Mediation gebundenen Zweck und dienen der Verstehensvermittlung. Sie sollen die Medianden zur Erkenntnisgewinnung und damit zur Lösungsfindung verhelfen.

 

Synonyme - Mediationswerkzeuge
Wahrnehmung in der Mediation

Nach der Definition handelt es sich bei der Wahrnehmung um einen geistig-körperlichen Prozess. Menschen stellen eine Anschauung von sich selbst und anderen her, indem ihnen chemische und physikalische Reize als sensorische Informationen über die Sinnesorgane vermittelt werden. Empfindungen und Eindrücke werden bewusst aufgenommen sowie verarbeitet. Gegenstände und Dinge werden betrachtet, erkannt, lokalisiert und differenziert, sodass auf sie reagiert werden kann.

Bei der Wahrnehmung spielen physiologische, kognitive und neuronale Prozesse eine übergeordnete Rolle. Die Erkenntnisfähigkeit des Menschen kann durch die Wahrnehmung beeinflusst werden. Umso präziser die Wahrnehmung, desto besser ist die Erkenntnisfähigkeit. Die Aufgabe des Mediators ist also, seine Medianden dabei zu unterstützen, ihre individuelle Wahrnehmung zu erweitern. Hierfür ist es erforderlich, dass der Mediator selbst über eine scharfe Wahrnehmung verfügt und deshalb bei seinen Medianden entsprechende Schwächen aufdecken kann.

Warum die Wahrnehmung für die Mediation so wichtig ist

In der Mediation sind Fakten anders zu behandeln als Meinungen und Meinungen wiederum anders zu behandeln als Emotionen. Bei Konflikten werden häufig Meinungen als Fakten vorgetragen, was nicht immer richtig ist. Andere Meinungen sind es durchaus wert, ebenfalls akzeptiert zu werden. Hier ist es Aufgabe des Mediators, für Klarstellung zu sorgen. Er muss Wahrnehmungen, Meinungen und Fakten zu diesem Zweck korrekt einordnen.

Wird bei einem Konflikt über Meinungen gestritten, ergeben sich daraus Hinweise auf deren Bedeutungen und Motive. Wer unbedingt möchte, dass jemand anderes die eigene Meinung teilt, hat daran ein besonderes Interesse, was der Mediator in der Mediation herausfinden muss. Wahrnehmungen sind dabei immer mit Emotionen verbunden. Sie führen zu Emotionen oder folgen Emotionen. Um diese Emotionen zu korrigieren und den Weg zu anderen Lösungen zu öffnen, sorgt der Mediator für einen Perspektivwechsel. Er hinterfragt und korrigiert also die Wahrnehmung.

Synonyme - wahrnehmen

© 2024 Frank Hartung » Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule «  

🏠 06844 Dessau-Roßlau, Albrechtstraße 116    ☎ 0340 530 952 03