Glossar Mediation

Sozial-kognitives Lernmodell

Begriff Definition
Sozial-kognitives Lernmodell

Das Sozial-kognitive Lernmodell ist eine Theorie, die sich mit dem Lernprozess von Individuen beschäftigt und dabei die Rolle von sozialen Interaktionen und kognitiven Prozessen betont. Es wurde von dem Psychologen Albert Bandura entwickelt und basiert auf der Annahme, dass Menschen nicht nur durch direkte Erfahrungen lernen, sondern auch durch Beobachtung und Nachahmung anderer.

Grundprinzipien
Das Sozial-kognitive Lernmodell basiert auf drei grundlegenden Prinzipien: der Beobachtung, der Verstärkung und der Selbstregulierung.

  1. Beobachtung
    Ein zentraler Aspekt des Sozial-kognitiven Lernmodells ist die Beobachtung. Menschen lernen durch die Beobachtung anderer und deren Verhalten. Dies kann sowohl durch direkte Beobachtung als auch durch Medien wie Fernsehen, Filme oder Internet geschehen. Dabei werden nicht nur die Handlungen, sondern auch die Konsequenzen dieser Handlungen beobachtet und gespeichert.
    Beispiel
    Ein Kind beobachtet, wie seine Eltern Konflikte lösen und übernimmt deren Verhaltensweisen in ähnlichen Situationen.

  2. Verstärkung
    Das Sozial-kognitive Lernmodell geht davon aus, dass Verstärkung eine wichtige Rolle im Lernprozess spielt. Verstärkung kann in Form von Belohnungen oder Bestrafungen auftreten und beeinflusst das Verhalten eines Individuums.
    Beispiel
    Ein Schüler wird für gute Noten von seinen Eltern gelobt und erhält dadurch eine positive Verstärkung, die sein Verhalten in Bezug auf Lernen und Schule beeinflusst.

  3. Selbstregulierung
    Ein weiteres Prinzip des Sozial-kognitiven Lernmodells ist die Selbstregulierung. Dies bedeutet, dass Menschen in der Lage sind, ihr eigenes Verhalten zu beobachten, zu bewerten und zu kontrollieren. Sie setzen sich Ziele und überwachen ihre Fortschritte, um diese Ziele zu erreichen.
    Beispiel
    Ein Sportler setzt sich das Ziel, seine Leistung zu verbessern und überwacht seine Fortschritte, indem er seine Trainingszeiten und -ergebnisse dokumentiert.

Einflussfaktoren auf das Lernen nach dem Sozial-kognitiven Lernmodell
Das Sozial-kognitive Lernmodell berücksichtigt auch verschiedene Einflussfaktoren, die den Lernprozess beeinflussen können.

  1. Persönliche Faktoren
    Laut dem Sozial-kognitiven Lernmodell spielen persönliche Faktoren wie Einstellungen, Überzeugungen, Emotionen und Selbstwirksamkeit eine wichtige Rolle beim Lernen. Selbstwirksamkeit bezieht sich auf die Überzeugung einer Person, dass sie in der Lage ist, eine bestimmte Aufgabe erfolgreich auszuführen.
    Beispiel
    Eine Person, die sich selbst als fähig betrachtet, eine neue Sprache zu lernen, wird wahrscheinlich mehr Motivation und Anstrengung in den Lernprozess investieren.

  2. Umweltfaktoren
    Die Umwelt, in der eine Person lebt, kann ebenfalls einen Einfluss auf das Lernen haben. Dazu gehören kulturelle Normen, soziale Unterstützung und die Verfügbarkeit von Ressourcen.
    Beispiel
    In einer Kultur, in der Bildung einen hohen Stellenwert hat und Unterstützung von Familie und Freunden beim Lernen gegeben ist, werden Menschen wahrscheinlich mehr Motivation und Erfolg beim Lernen haben.

  3. Verhalten
    Das Verhalten einer Person kann ebenfalls einen Einfluss auf ihr Lernen haben. Das Sozial-kognitive Lernmodell geht davon aus, dass Verhalten durch Beobachtung und Nachahmung gelernt wird. Dabei spielt auch die Verstärkung von Verhalten eine wichtige Rolle.
    Beispiel
    Ein Kind, das beobachtet, wie seine älteren Geschwister regelmäßig Hausaufgaben machen und dafür von den Eltern gelobt werden, wird wahrscheinlich ähnliche Verhaltensweisen zeigen.

Anwendung
Das Sozial-kognitive Lernmodell findet in verschiedenen Bereichen Anwendung, wie zum Beispiel in der Pädagogik, der Therapie, der Arbeits- und Organisationspsychologie sowie in der Medienwelt.

  1. Pädagogik
    In der Pädagogik wird das Sozial-kognitive Lernmodell genutzt, um Lernprozesse zu verstehen und zu verbessern. Lehrkräfte können durch Vorbildfunktion und positive Verstärkung das Lernen ihrer Schülerinnen und Schüler unterstützen.

  2. Therapie
    In der Therapie kann das Sozial-kognitive Lernmodell eingesetzt werden, um Verhaltensänderungen bei Patienten zu fördern. Dabei werden positive Vorbilder und Verstärkung verwendet, um gewünschtes Verhalten zu fördern.

  3. Arbeits- und Organisationspsychologie
    In der Arbeits- und Organisationspsychologie wird das Sozial-kognitive Lernmodell genutzt, um das Verhalten von Mitarbeitern zu verstehen und zu beeinflussen. Durch die Beobachtung und Nachahmung von Vorgesetzten oder Kollegen können neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen erlernt werden.

  4. Medienwelt
    In der heutigen digitalen Welt spielt das Sozial-kognitive Lernmodell eine wichtige Rolle. Durch die ständige Verfügbarkeit von Medieninhalten können Menschen verschiedene Verhaltensweisen und Fähigkeiten beobachten und lernen.

 

Synonyme: Sozial-kognitive Lernmodell, Sozial-kognitive Lernmodelle
© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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