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Teammediation

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Teammediation

Teammediation hat sich als effektive Methode zur Beilegung von Arbeitsplatzkonflikten erwiesen. Sie erzielt eine Erfolgsrate von 79 Prozent und die Verfahren dauern durchschnittlich 6,3 Wochen. Unternehmen reduzieren damit ihre Kosten um 68 Prozent im Vergleich zu Gerichtsverfahren. Diese Methode gewinnt an Bedeutung für die Organisationsentwicklung.

 

Was ist Teammediation? - Definition und Grundlagen

  1. Rechtliche Definition nach deutschem Mediationsgesetz
    Teammediation ist ein vertrauliches Verfahren nach deutschem Mediationsgesetz, bei dem ein neutraler Mediator ein Team bei der Lösung von Konflikten unterstützt. Im Gegensatz zur klassischen Zwei-Parteien-Mediation sind hier mehrere Personen beteiligt. Der Mediator hat keine Entscheidungsgewalt, sondern leitet das Team unparteiisch durch den Lösungsprozess.
  2. Abgrenzung von anderen Konfliktlösungsverfahren
    Teammediation zielt darauf ab, zwischenmenschliche Konflikte in Teams sowohl auf emotionaler als auch auf sachlicher Ebene zu lösen. Anders als Coaching, das individuelle Entwicklung unterstützt, Supervision, die sich auf fachliche und methodische Fragen konzentriert, oder Moderation, die Gespräche strukturiert, aber keine Konflikte löst, fokussiert sich Teammediation auf die systematische Bearbeitung von Konflikten.
    Ein Hauptmerkmal der Teammediation ist das Bewusstsein, dass Konflikte oft auf emotionalen oder beziehungsbezogenen Missverständnissen beruhen, wie das Gefühl von Teammitgliedern, ausgeschlossen oder hintergangen zu werden.

 

Der strukturierte Ablauf der Teammediation

Die Teammediation folgt einem Fünf-Phasen-Modell nach Besemer, das eine strukturierte Konfliktlösung ermöglicht.

  1. In der ersten Phase werden der Mediationsprozess und die Regeln erklärt sowie Vertraulichkeit vereinbart.
  2. Phase zwei beinhaltet die Themenfindung, bei der alle Parteien ihre Sichtweisen äußern und eine strukturierte Themenliste erstellt wird.
  3. Die dritte Phase dient der Klärung der Interessen hinter den Positionen mit aktiven Zuhören und strategischen Fragen.
  4. In der vierten Phase werden Lösungsansätze gesammelt und Perspektivwechsel angeregt.
  5. Schließlich werden in Phase fünf die Lösungen ausgehandelt und vertraglich festgehalten.

 

Spezielle Methoden in der Teammediation

In der Teammediation werden spezielle Methoden wie Stimmungskarten, kreative Visualisierungstechniken und die "Gespräch am Lagerfeuer"-Methode verwendet.

  1. Stimmungskarten helfen Teilnehmern ihre Emotionen intuitiv auszudrücken, während kreative Techniken wie das gemeinsame Malen dazu beitragen, vielfältige Perspektiven in größeren Teams zu erarbeiten.
  2. Die "Gespräch am Lagerfeuer"-Methode unterstützt die emotionale Verarbeitung bei Abwesenheit wichtiger Konfliktbeteiligter und hilft, neue Übereinkünfte zu treffen.

 

Einsatzgebiete: Wo Teammediation wirkt

Teammediation findet in verschiedenen Organisationskontexten Anwendung:

  1. Im Gesundheitswesen, wie in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, wird sie zur Lösung von Konflikten eingesetzt, die aufgrund von hoher Arbeits- und emotionaler Belastung entstehen können.
  2. In Technologieunternehmen hilft sie bei der Überwindung von Meinungsverschiedenheiten, die durch unterschiedliche strategische Ausrichtungen und unklare Verantwortlichkeiten entstehen.
  3. Auch in mittelständischen Betrieben und Großunternehmen wird sie zur Bewältigung von Hierarchiekonflikten, Problemen bei der Ressourcenverteilung und Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Abteilungen genutzt.
  4. Zudem wird Teammediation in Behörden und Non-Profit-Organisationen eingesetzt, um Konflikte zwischen verschiedenen Fachbereichen oder während Reorganisationsprozessen zu lösen.

 

Eskalationsstufen und optimaler Interventionszeitpunkt

Der Zeitpunkt einer Intervention ist für deren Erfolg bei Konflikten entscheidend. Frühe Eingriffe in den ersten drei Eskalationsstufen nach dem Glasl-Modell haben eine Erfolgsquote von 91 Prozent, während bei stärker eskalierten Konflikten die Quote auf 58 Prozent fällt. Unternehmen, die Frühwarnsysteme für Konflikte etabliert haben, können die Wirksamkeit ihrer Mediationsbemühungen im Durchschnitt um 27 Prozent erhöhen.

 

Arten der Teammediation

  1. Einzelmediation versus Co-Mediation
    Bei der Teammediation gibt es Einzel- und Co-Mediation.
    • Einzelmediation ist kostengünstiger, kann aber bei komplexen Fällen überfordernd sein.
    • Co-Mediation, durchgeführt von zwei oder mehr Mediatoren aus verschiedenen Bereichen, bietet eine größere Lösungsvielfalt und bessere emotionale Unterstützung, kann jedoch teurer sein und Koordinationsprobleme aufwerfen.
  2. Online-Mediation
    Online-Mediation hat seit der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Zu den Vorteilen gehören die Unabhängigkeit von geografischen Grenzen, Kosteneinsparungen durch Wegfall von Reise- und Raumkosten, flexible Terminplanung und eine weniger einschüchternde Umgebung. Allerdings gibt es auch Nachteile wie technische Schwierigkeiten, begrenzte nonverbale Kommunikation und Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Vertraulichkeit.
  3. Hybrid-Mediation
    Hybrid-Mediation nutzt eine Kombination aus Online-Gesprächen und persönlichen Treffen, um effektiv zu sein. Online können einzelne Gespräche geführt werden, während die emotional wichtigen Phasen im persönlichen Rahmen stattfinden.

 

Praktische Anwendung und Implementierung

  1. Voraussetzungen für erfolgreiche Teammediation
    Für eine erfolgreiche Teammediation gibt es mehrere Voraussetzungen:
    1. Alle Teammitglieder müssen freiwillig teilnehmen und das Mediationsgesetz unterstützt dies.
    2. Es muss auch eine Bereitschaft zur Kommunikation geben, ebenso wie eine gegenseitige Abhängigkeit im Team, da niemand alleine die Ziele erreichen kann.
    3. Ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis ist wichtig, da starke Machtunterschiede die Mediation behindern können.
    4. Zudem kann ein gewisser Zeitdruck als motivierend angesehen werden, da das Hinauszögern von Lösungen oft keine Option ist.
  2. Frühdiagnose von Teamkonflikten
    Typische Warnsignale für Teamkonflikte sind die Bildung von Grüppchen, Verzögerungen bei der Aufgabenerfüllung, verspätete Antworten auf E-Mails, unregelmäßige Teilnahme an Meetings, wiederholende ergebnislose Diskussionen, eine negative Stimmung im Team und regelmäßige Vorwürfe zwischen Teammitgliedern.
  3. Integration in Konfliktmanagementsysteme
    Teammediation ist Teil eines mehrphasigen Konfliktmanagements.
    1. Es beginnt mit einer Pre-Mediation zur Klärung der Aufträge, gefolgt von der eigentlichen Mediation mit erprobten Methoden.
    2. Anschließend gibt es eine Post-Mediation zur Begleitung der Umsetzung und ein Follow-up nach einigen Monaten.
    3. Zuletzt wird in der Meta-Mediation ein dauerhaftes Konfliktmanagementsystem entwickelt.

 

Vorteile der Teammediation

  1. Verbesserung der Zusammenarbeit
    Erfolgreiche Teammediation stärkt das Vertrauen, verbessert Kommunikation und Konfliktlösung, steigert Motivation sowie Kreativität und wirkt präventiv gegen Konflikte. Studien belegen, dass Teams durch kommunikationsbasierte Interventionen besser zusammenarbeiten. Team-Coaching nach Mediationen fördert langfristig Zielerreichung und gegenseitiges Verständnis.
  2. Ökonomische Vorteile
    1. Mediation verkürzt die Konfliktlösungszeit um 78 %.
    2. Der Einsatz von Mediation kann Mobbing-Fälle und krankheitsbedingte Ausfälle um 45 % bzw. 38 % reduzieren.
    3. In Geschäftskontexten können pro Fall etwa 45.000 Euro durch den Erhalt von Beziehungen eingespart werden.
  3. Langzeiteffekte und Nachhaltigkeit
    1. 87 Prozent der Mediationsvereinbarungen sind auch nach fünf Jahren noch in Kraft.
    2. Mediation verbessert in 74 Prozent der Fälle die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen.
    3. Beteiligte fühlen sich durch aktive Teilnahme an der Lösungsfindung stärker mit den Ergebnissen verbunden.

 

Nachteile und Grenzen der Teammediation

  1. Strukturelle Herausforderungen
    1. Die Teammediation stößt auf strukturelle Herausforderungen wie die Schwierigkeit, echte Freiwilligkeit zu sichern, wenn Führungskräfte Druck ausüben.
    2. Fehlen wichtige Konfliktbeteiligte, ist eine nachhaltige Lösung erschwert.
    3. Bei großen Teams wird die Mediation logistisch komplex.
    4. Zudem ist die Mediation bei hoch eskalierten Konflikten (Eskalationsstufe 9 nach Glasl) oft nicht geeignet, da die Situation sehr emotional aufgeladen ist und Worte die Lage verschärfen können, sodass disziplinarische Maßnahmen erforderlich werden können.
  2. Begrenzte Eignung bei Hocheskalation
    In Konflikten der Eskalationsstufe 9 nach Glasl ist die Lage so emotional, dass Kommunikation meist zu weiterer Eskalation führt. Häufig sind disziplinarische Maßnahmen bis hin zur Kündigung notwendig.

 

Kostenfaktoren

Honorarsätze für Mediatoren liegen zwischen 160-260 Euro pro Stunde zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer. Eine typische Mediationssitzung dauert 90-120 Minuten und ein vollständiges Mediationsverfahren besteht aus 3-8 Sitzungen. Die Kosten für eine durchschnittliche Teammediation belaufen sich auf 2.000-5.000 Euro, wobei eine Co-Mediation entsprechend mehr kostet. Unzureichendes Engagement der Teilnehmer kann zu wenig nachhaltigen Lösungen führen.

 

Regeln und ethische Standards

  1. Die Grundprinzipien der Mediation umfassen Neutralität und Unparteilichkeit des Mediators, Vertraulichkeit aller Informationen, die Freiwilligkeit der Teilnahme sowie die Selbstbestimmung der Parteien über Lösungsinhalte.
  2. Seit März 2024 müssen Mediatoren eine Ausbildung von 130 Stunden absolvieren, wovon nur 40% als Live-Online-Training zulässig sind. Online-Mediation ist ein verpflichtender Teil der Ausbildung. Eine Zertifizierung ist erst möglich, nachdem fünf Mediationen unter Supervision durchgeführt wurden. Alle vier Jahre ist eine Fortbildung von 40 Stunden erforderlich. Das Curriculum umfasst acht Kernbereiche, einschließlich psychologischer, soziologischer und systemisch-therapeutischer Inhalte.Rechtliche Rahmenbedingungen
  3. Das deutsche Mediationsgesetz von 2012 definiert Mediation, legt Verfahrensregeln fest, stellt die Neutralität des Mediators sicher und schreibt eine Verschwiegenheitspflicht vor.

 

Handlungsempfehlungen und Best Practices

  1. Frühzeitige Konflikterkennung
    Durch die Schaffung einer "Lagerfeuerstelle", also regelmäßigen Blitzlichtrunden in Meetings, können Probleme offen angesprochen werden. Zudem sollte eine Kultur der offenen Tür gefördert werden, um Konflikte ohne Angst vor Konsequenzen zu thematisieren. Ferner ist die Schulung in wertschätzender Kommunikation entscheidend, damit Teams eine Sprache für Probleme entwickeln können.
  2. Strukturierter Lösungsprozess
    Bei Konflikten ist ein systematischer Ansatz wichtig. Dies beinhaltet die Analyse des Konflikts, um die Beteiligten, die Ursachen und mögliche Helfer zu identifizieren, sowie die offene Ansprache des Konflikts im Team, wobei alle Beteiligten einbezogen werden. Bei eskalierten Situationen sollte professionelle Unterstützung hinzugezogen werden.
  3. Sieben Praxis-Tipps für Konfliktlösung
    1. Ursachenforschung: Bedürfnisse verstehen, bevor Lösungen gesucht werden
    2. Keine Schuldzuweisungen: Vermeidung weiterer Eskalation
    3. Perspektivwechsel: Situation aus Sicht des anderen betrachten
    4. Positive Unterstellung: Allen Beteiligten gute Absichten zuschreiben
    5. Offene Gefühlskommunikation: Emotionen transparent ausdrücken
    6. Lösungspartizipation: Konfliktgegner in Lösungsfindung einbeziehen
    7. Professionelle Hilfe: Bei Eskalation neutrale Dritte einbinden
  4. Follow-up und Nachhaltigkeit
    1. Regelmäßige Nachbetreuung durch Follow-up-Treffen nach 4-6 Monaten ist wichtig, um die Umsetzung zu überprüfen und bei Schwierigkeiten anzupassen.
    2. Zudem ist die langfristige Sicherstellung nachhaltiger Zusammenarbeit durch kontinuierlichen Austausch von Bedeutung.
    3. Die Einbettung in umfassende Konfliktmanagementsysteme gewährleistet dauerhafte Wirksamkeit.

 

Fazit: Teammediation als Investition in die Zukunft

Teammediation ist ein sehr effektives Mittel zur Konfliktlösung mit einer Erfolgsquote von 79 Prozent und bietet deutliche Kosten- und Zeitersparnisse gegenüber Gerichtsverfahren. Die getroffenen Vereinbarungen sind zudem langfristig stabil. Wichtig für den Erfolg sind frühzeitige Intervention, qualifizierte Mediatoren und die Einbettung in Konfliktmanagementsysteme. Organisationen, die Mediation nutzen, profitieren von niedrigeren Konfliktkosten und verbesserten Teambeziehungen. Die Zukunft der Teammediation liegt in Prävention, weiterer Professionalisierung und der Entwicklung neuer Formate. Investitionen in Teammediation fördern eine konstruktive Konfliktkultur und nachhaltige Organisationsentwicklung.

© 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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