Glossar Mediation

Arbeitskonflikt

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Arbeitskonflikt

Arbeitskonflikte sind ein normaler Teil der Berufswelt und entstehen aufgrund verschiedener Ziele, Werte und Arbeitsweisen der Mitarbeiter. Unangemessen gelöste Konflikte können jedoch Probleme für Unternehmen verursachen. Laut Studien erleben 73 Prozent der deutschen Unternehmen jährlich mindestens einen gravierenden Konflikt, was die Produktivität beeinträchtigt. Mitarbeiter verlieren jährlich 50-120 Stunden durch Konflikte, was Kosten von 1.500-3.600 Euro pro Mitarbeiter bedeutet. Mit indirekten Kosten können diese auf 3.000-10.000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steigen. Effektive Lösungsansätze sind daher nicht nur theoretisch, sondern auch geschäftlich notwendig.

 

Definition und rechtliche Einordnung von Arbeitskonflikten

Ein Arbeitskonflikt ist eine ernste Auseinandersetzung im Berufsumfeld, die sich durch ihre Intensität auszeichnet und negative Auswirkungen auf die Arbeitsatmosphäre, die Teamarbeit und die wirtschaftliche Leistung eines Unternehmens haben kann. Konflikte sind in jeder zwischenmenschlichen Beziehung normal, auch am Arbeitsplatz. Sie werden oft negativ gesehen, können aber zu positiven Veränderungen führen, wenn man sie richtig löst. Im Berufsleben müssen die Beteiligten täglich zusammenarbeiten, was die Konfliktbewältigung von anderen Lebensbereichen unterscheidet. Arbeitskonflikte können rechtliche Konsequenzen haben, wenn sie gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verstoßen oder Mobbing darstellen. Arbeitgeber müssen eine Beschwerdestelle für Diskriminierungsfälle bereitstellen.

 

Formen und Arten von Arbeitskonflikten

Um Konflikte zu bearbeiten, muss man ihre verschiedenen Formen verstehen:

  1. Sachkonflikte und Zielkonflikte
    1. Bei Sachkonflikten gibt es unterschiedliche Meinungen zu fachlichen Themen, etwa bei Arbeitsmethoden oder Projektprioritäten.
    2. Zielkonflikte entstehen, wenn Personen verschiedene, unvereinbare Ziele haben, wie zum Beispiel das Streben der Geschäftsleitung nach höherer Produktivität im Gegensatz zum Mitarbeiterwunsch nach besserer Work-Life-Balance.
  2. Wertekonflikte und Rollenkonflikte
    1. Wertekonflikte treten auf, wenn unterschiedliche Wertvorstellungen zu Uneinigkeiten führen. Zum Beispiel, wenn Mitarbeiter ethische Probleme mit Kundentäuschungen haben, die Unternehmensführung jedoch den wirtschaftlichen Erfolg bevorzugt.
    2. Rollenkonflikte entstehen, wenn Erwartungen an definierte Rollen sich widersprechen oder nicht erfüllt werden, etwa wenn ein beförderter Mitarbeiter zwischen seiner neuen Führungsrolle und seiner früheren Rolle als Kollege balancieren muss.

     

    Häufigste Ursachen für Arbeitskonflikte am Arbeitsplatz

     Die Kenntnis der Konfliktursachen ist entscheidend für das Konfliktmanagement. Nur wenn man versteht, worum es geht und was die Beteiligten wollen, kann ein Konflikt erfolgreich bewältigt werden.

    1. Kommunikationsprobleme als Hauptursache
      Kommunikationsprobleme sind oft Hauptursache für Arbeitsplatzkonflikte. Missverständnisse resultieren aus schlechter oder unklarer Kommunikation und fehlenden Absprachen. Unzureichender Informationsaustausch führt zu Unmut und Frustration. Die Vielzahl moderner Kommunikationswege kann Probleme durch fehlende Kontextinformationen noch verstärken.

    2. Stress und Überforderung
      Stress und Überforderung am Arbeitsplatz sind häufige Konfliktauslöser. Mehr Aufgaben müssen in derselben Zeit bewältigt werden, was zu Spannungen führt und das Betriebsklima verschlechtert. Die Situation verschärft sich, wenn Mitarbeiter zusätzlich die Aufgaben erkrankter Kollegen übernehmen müssen, ohne Entlastung bei ihren regulären Aufgaben.

    3. Schlechte Arbeitsorganisation und mangelnde Wertschätzung
      In deutschen Arbeitsumgebungen führen unklare Aufgabenverteilungen, chaotische Prozesse und fehlende Prioritäten zu Frustration und Missverständnissen unter den Mitarbeitern. Dadurch entsteht ein Gefühl der Überlastung und des Drucks, was die Arbeitsatmosphäre negativ beeinflusst. Eine Studie ergab, dass ein Großteil der Pflegekräfte sich nicht ausreichend wertgeschätzt fühlt.

    4. Mobbing als Extremform
      Mobbing ist eine schwerwiegende Form von Arbeitskonflikten. Eine Studie von EY zeigt, dass rund 30 Prozent der Arbeitnehmer bereits Mobbing am Arbeitsplatz erlebt haben. Problematisch ist, dass weniger als die Hälfte der Betroffenen (49 Prozent) die Vorfälle beim Arbeitgeber melden.

     

    Auswirkungen und Kosten von ungelösten Arbeitskonflikten

     Konflikte am Arbeitsplatz beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter, sondern verursachen auch psychische Gesundheitsprobleme wie Stress und Depressionen. Laut dem DAK-Psychreport 2024 haben psychisch bedingte Fehltage um 47 Prozent zugenommen. Konflikte führen zu erheblichen Produktivitätsverlusten, mit durchschnittlich 2,8 Stunden pro Woche, die Mitarbeiter mit Konflikten verbringen. Finanziell bedeutet dies Kosten von 1.500 bis 3.600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr nur durch direkte Arbeitszeitverluste, mit Gesamtkosten von bis zu 10.000 Euro pro Mitarbeiter, wenn man indirekte Kosten wie Produktivitätsverluste und Fluktuation einrechnet.

     

    Mediation als Lösungsinstrument für Arbeitskonflikte

    Mediation hat sich als effektive Methode zur Lösung von Arbeitskonflikten durch strukturierte Kommunikation mit Hilfe eines neutralen Dritten etabliert.

    1. Definition und Grundprinzipien der Mediation
      Mediation bei Arbeitskonflikten ist ein freiwilliges und vertrauliches Verfahren, das von einem neutralen Mediator geleitet wird, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Sie fördert die Selbstbestimmung der Parteien und ist im Mediationsgesetz von 2012 geregelt. Ein Mediationsverfahren kann die Notwendigkeit eines Gerichtsprozesses vermeiden, und eine Rechtsschutzversicherung kann die Kosten dafür übernehmen.

    2. Ablauf einer Mediation bei Arbeitskonflikten
      Der Mediationsprozess ist strukturiert und beginnt mit der Klärung des Konflikts und der Ziele. Es wird ein Mediationsvertrag vereinbart, der Vertraulichkeit und Freiwilligkeit sichert. Der Ablauf teilt sich in fünf Phasen: Begrüßung, Themenfindung, Interessenklärung, Lösungsentwicklung und die Ausarbeitung von Vereinbarungen.
    3. Vorteile der Mediation gegenüber gerichtlichen Verfahren
      Mediation hat gegenüber gerichtlichen Verfahren wesentliche Vorteile: Sie schützt Betriebsgeheimnisse und verhindert Image-Schäden, ermöglicht es den Parteien, ihre Arbeitsbeziehung zu erhalten, ist meist kostengünstiger und schneller, und bietet Raum für flexible, kreative Lösungen

     

    Handlungsempfehlungen für Arbeitnehmer bei Konflikten

    1. Arbeitnehmer in Konfliktsituationen sollten zuerst ein direktes Gespräch führen und dabei sachlich bleiben.
    2. Ist keine Lösung in Sicht, sind Dokumentation der Vorfälle und eventuell ein Vermittler nötig.
    3. Falls weiterhin keine Lösung gefunden wird, kann der Vorgesetzte eingeschaltet werden.
    4. Zudem können Unterstützungsangebote wie Employee Assistance Programs genutzt werden.

     

    Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber und Führungskräfte

    1. Für Arbeitgeber und Führungskräfte ist es wichtig, eine offene und wertschätzende Unternehmenskultur zu schaffen, um Konflikte zu vermeiden und konstruktiv zu lösen.
    2. Führungskräfte sollten Konflikte aktiv angehen und ihre Kompetenzen in Konfliktmanagement, aktives Zuhören und Mediation stärken.
    3. Mediation sollte als standardisierte Lösung im Konfliktmanagement verankert werden.
    4. Es sollten klare Anlaufstellen für Beschwerden und Konflikte, auch über Diskriminierungsfälle hinaus, eingerichtet werden, um Konflikten vorzubeugen.

     

    Die Rolle des Betriebsrats und Personalrats

    1. Betriebs- und Personalräte spielen im deutschen Arbeitsrecht eine wichtige Rolle im Konfliktmanagement und in der Vertretung der Arbeitnehmer. Sie arbeiten vertrauensvoll mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammen, um zum Wohl der Mitarbeiter und des Betriebs beizutragen.
    2. Der Betriebsrat sollte Konflikte frühzeitig angehen und nicht ignorieren, muss jedoch darauf achten, sich nicht vereinnahmen zu lassen oder die gesamte Verantwortung für die Lösung zu übernehmen. Eine ihrer Aufgaben ist die Mediation, um Streitigkeiten zwischen Kollegen oder zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgeber zu schlichten. Konfliktgespräche müssen sorgfältig vorbereitet und strukturiert sein, um erfolgreich zu sein.

     

    Prävention und Best Practices im Konfliktmanagement

    1. Kommunikationstrainings und Schulungen im Konfliktmanagement sind effektive Maßnahmen zur Reduzierung von Arbeitsplatzkonflikten.
    2. Betriebliche Gesundheitsförderung, einschließlich Stressbewältigungs- und Burnout-Präventionsprogramme, trägt ebenfalls zur Konfliktprävention bei.
    3. Eine Unternehmenskultur der Wertschätzung und Vertrauens fördert das Wohlbefinden der Mitarbeiter und ist entscheidend für die Mitarbeiterbindung und das Anziehen neuer Talente.

     

    Fazit und Empfehlungen

    Arbeitskonflikte sind in der modernen Arbeitswelt normal und können positiv genutzt werden. Es geht darum, Konflikte konstruktiv zu behandeln, denn ungelöste Konflikte verursachen wirtschaftliche Kosten. Mediation hat sich als effektive Konfliktlösungsmethode erwiesen. Arbeitnehmer sollten wissen, dass es professionelle Unterstützung gibt, und Arbeitgeber sollten eine Kultur schaffen, in der Konflikte offen und konstruktiv gelöst werden. Betriebsräte sollten als neutrale Vermittler agieren und externe Experten hinzuziehen, wenn nötig. Insgesamt sind Arbeitskonflikte eine Chance für positive Veränderungen und Unternehmen sollten Konfliktmanagement strategisch nutzen.

    Synonyme: Arbeitskonflikte
    © 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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