Glossar Mediation

Deutungshoheit

Begriff Definition
Deutungshoheit

Deutungshoheit ist ein Begriff aus der Kommunikations- und Konfliktforschung, der sich auf die Fähigkeit bezieht, die Bedeutung von Informationen, Ereignissen oder Situationen zu bestimmen und zu kontrollieren. In der Mediation bezieht sich Deutungshoheit auf die Fähigkeit der Konfliktparteien, die eigene Sichtweise und Interpretation des Konflikts zu dominieren und somit die Wahrnehmung und Bewertung des Konflikts zu beeinflussen.

In der Mediation ist es wichtig, dass beide Parteien die Möglichkeit haben, ihre Perspektive und Interpretation des Konflikts auszudrücken und zu vertreten. Wenn jedoch eine Partei die Deutungshoheit über den Konflikt hat, kann dies zu einer Verzerrung der Kommunikation und einer einseitigen Lösungsfindung führen. Denn die dominante Partei kann die Wahrnehmung und Bewertung des Konflikts beeinflussen und somit die Verhandlungen in eine bestimmte Richtung lenken.

Ein Beispiel für Deutungshoheit in der Mediation könnte folgendermaßen aussehen:
Zwei Nachbarn haben einen Streit über einen Baum, der auf dem Grundstück des einen Nachbarn steht und den Ausblick des anderen Nachbarn beeinträchtigt. Der eine Nachbar sieht den Baum als wertvolles Naturgut und möchte ihn behalten, während der andere Nachbar ihn als störend empfindet und ihn entfernen lassen möchte. Wenn nun einer der Nachbarn die Deutungshoheit über den Konflikt hat und seine Sichtweise als die einzig richtige und gültige darstellt, kann dies zu einer Blockade in den Verhandlungen führen. Die andere Partei fühlt sich möglicherweise nicht gehört und verstanden, was die Konflikteskalation begünstigt.

Ein weiteres Beispiel für Deutungshoheit in der Mediation ist die Verwendung von bestimmten Begriffen oder Sprachmustern, die die Wahrnehmung des Konflikts beeinflussen können. Wenn eine Partei beispielsweise immer wieder betont, wie sehr sie unter dem Verhalten der anderen Partei leidet und diese als "Täter" bezeichnet, kann dies dazu führen, dass die andere Partei sich angegriffen fühlt und sich in die Defensive gedrängt sieht. Dadurch wird es schwieriger, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Um Deutungshoheit in der Mediation zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Mediatorin oder der Mediator eine neutrale und unparteiische Haltung einnimmt und beide Parteien gleichberechtigt zu Wort kommen lässt. Auch die Verwendung einer wertschätzenden und konstruktiven Sprache kann dazu beitragen, dass sich beide Parteien gehört und verstanden fühlen und somit eine gemeinsame Lösung erarbeitet werden kann.

Insgesamt ist Deutungshoheit in der Mediation ein wichtiger Aspekt, der beachtet werden muss, um eine erfolgreiche Konfliktlösung zu erreichen. Es ist entscheidend, dass beide Parteien die Möglichkeit haben, ihre Perspektive und Interpretation des Konflikts auszudrücken und dass die Mediatorin oder der Mediator eine neutrale und unparteiische Rolle einnimmt. Nur so kann eine gemeinsame und für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden werden.

© 2024 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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