Glossar Mediation

Konfliktzuordnung

Begriff Definition
Konfliktzuordnung

Die Einteilung von Streitigkeiten erleichtert ihre Analyse und die Einbindung in gebräuchliche Lösungsstrategien, welche sich nahtlos in vorhandene Ansätze einreihen lassen. Eine solche Gliederung kann entlang von fünf zentralen Gruppen geschehen:

  1. Diskrepanzen betreffend Tatsachen, Verbindungen, Prinzipien, Beschaffenheiten und Systeme.
    Diese Streitpunkte ermöglichen eine detaillierte Auseinandersetzung mit Konfrontationen im Rahmen von Schlichtungsverfahren. Die Einordnung erleichtert nicht nur die systematische Klassifikation, sondern auch das gezielte Vorgehen beim Entwirren ihrer Komplexität. Bei Tatsachen konzentriert man sich auf aktuelle, klärungsbedürftige Sachverhalte. Es handelt sich hier um die Hauptproblematik und ihre objektive Betrachtung.

  2. Differenzen im sozialen Gefüge
    Im Vordergrund steht die Neujustierung oder Wiederherstellung ausgewogener sozialer Wechselwirkungen. Im Mittelpunkt befindet sich das Individuum, das sich durch seine Beziehung definiert. Die Unterscheidung zwischen sachlichen und sozialen Diskrepanzen führt unmittelbar zur geforderten Abgrenzung von Mensch und Sachverhalt gemäß dem Harvard-Konzept.

  3. Konflikt der Werte
    In Auseinandersetzungen um Werte werden Themen der persönlichen Identität und äußere Einflüsse erörtert. Auch hier ist die Person zentral, deren gesellschaftliche Einflüsse den Umgang mit Streitigkeiten prägen und somit eine Trennung von Mensch und Problem zulassen.

  4. Strukturkonflikt
    Strukturelle Unstimmigkeiten setzen den Fokus auf äußere Bedingungen, die Rollen und Funktionen bestimmen. Der Einzelne wird als Teil eines Gesamten wahrgenommen. Strukturelle Verhältnisse prägen die sozialen Interaktionen und erlauben Rückschlüsse auf das Zusammenspiel in einer Gemeinschaft.

  5. Systemkonflikt
    Systembedingte Differenzen untersuchen umweltbedingte Elemente, die die Identität und gesellschaftliche Formung von Gruppenmitgliedern modifizieren. Dabei stehen Konflikte im Zentrum, die sich aus Identitätsfragen und Charakteristika des übergeordneten Systems, dem die Beteiligten angehören, entwickeln.

Bei der Konfliktlösung in der Mediation sind die kognitiven Kernbereiche des Menschen von hoher Bedeutung. Logisches Denken, Gefühle und sozial bedingte Intelligenz reagieren jeweils unterschiedlich. Intellekt, Emotion und gesellschaftlicher Einfluss besitzen eigene Kommunikationsweisen. Auf der gefühlsmäßigen Ebene geht es um die Beziehungsaspekte, im Bereich der sozialen Einflüsse um die Werte. Diese Zuweisung zu bestimmten Ebenen geschieht nicht willkürlich; auch in Glasls Eskalationsmodell mit neun Stufen findet sich diese Dreiteilung wieder.

Die Art der Bearbeitung variiert dementsprechend:
Während Kopf-zentrierte Differenzen eine erleichternde Vermittlung erfordern, benötigen emotionale Konflikte einen transformierenden Ansatz. Tiefgreifende Werteauseinandersetzungen können laut Glasl nur mit autoritärer Einflussnahme bearbeitet werden, lassen sich aber durch eine bewertende Vermittlung zumindest oberflächlich behandeln, wobei hier nur das Symptom, nicht die tieferliegende Streitigkeit gelöst wird.

Es ergibt Sinn, dass die nach Themen geordneten Konflikte sich auch in der Agenda der Mediation widerspiegeln. Wenn die Streitpunkte und Ebenen durch spezifische Inhalte dargestellt werden, können die Beteiligten die Konflikte als treibende Kräfte des Disputs leichter erkennen und voneinander unterscheiden.

 

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