Glossar Mediation

Overconfidence-Effekt

Begriff Definition
Overconfidence-Effekt

Der Overconfidence-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen dazu neigen, ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Meinungen zu überschätzen. Sie sind überzeugt, dass sie in bestimmten Bereichen besser sind als andere und dass ihre Entscheidungen und Handlungen richtig sind, auch wenn es keine klaren Beweise dafür gibt. Dieser Effekt kann in verschiedenen Situationen auftreten, wie zum Beispiel bei der Einschätzung von Risiken, der Beurteilung von eigenen Fähigkeiten oder der Vorhersage von zukünftigen Ereignissen.

Auswirkungen auf Mediation
In der Mediation kann der Overconfidence-Effekt eine große Rolle spielen. Oftmals sind die Konfliktparteien davon überzeugt, dass ihre Position die einzig richtige ist und dass sie im Recht sind. Sie sind fest davon überzeugt, dass ihre Argumente überzeugender sind als die des anderen und dass sie die besseren Lösungen haben. Dies kann zu einer Blockade in der Kommunikation führen und die Mediation erschweren.
Ein weiterer Aspekt, der die Mediation beeinflussen kann, ist die Tendenz, Risiken zu unterschätzen. Wenn eine Partei davon überzeugt ist, dass sie im Recht ist und dass ihre Position gestärkt wird, wenn der Konflikt vor Gericht geht, kann sie weniger kompromissbereit sein und die Mediation ablehnen. Dies kann zu einer längeren und kostspieligeren gerichtlichen Auseinandersetzung führen.

Umgang mit dem Overconfidence-Effekt
Um den Overconfidence-Effekt in der Mediation zu vermeiden oder zu minimieren, ist es wichtig, dass alle Beteiligten sich ihrer eigenen Überzeugungen und Einschätzungen bewusst werden. Dies kann durch eine offene und ehrliche Kommunikation gefördert werden, in der alle Parteien ihre Sichtweisen und Argumente darlegen können.
Es ist auch wichtig, dass die Mediatoren die Möglichkeit haben, die Überzeugungen und Meinungen der Konfliktparteien zu hinterfragen und kritisch zu prüfen. Sie können dabei helfen, unrealistische Erwartungen zu erkennen und die Parteien dazu zu bringen, ihre Positionen und Argumente zu überdenken.

Ein Beispiel aus der Mediation zwischen Ehepartnern
Angenommen, ein Ehepaar befindet sich in einer Mediation, um die Scheidung und die Aufteilung des gemeinsamen Vermögens zu regeln. Beide Parteien sind davon überzeugt, dass sie im Recht sind und dass der andere die Schuld an der Scheidung trägt. Sie sind fest davon überzeugt, dass sie einen höheren Anspruch auf das Vermögen haben und dass der andere Partner ihnen gegenüber unfair ist.
In diesem Fall kann der Overconfidence-Effekt dazu führen, dass die Parteien nicht bereit sind, Kompromisse einzugehen und die Mediation zu blockieren. Sie sind davon überzeugt, dass sie vor Gericht eine bessere Position haben und dass ihre Argumente und Beweise überzeugender sind als die des anderen.
Um mit diesem Effekt umzugehen, ist es wichtig, dass die Mediatoren die Überzeugungen und Meinungen der Parteien hinterfragen und ihnen helfen, realistische Erwartungen zu entwickeln. Sie können auch alternative Lösungen vorschlagen, die für beide Parteien akzeptabel sind und dazu beitragen, dass die Mediation erfolgreich abgeschlossen wird.

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