Glossar Mediation

Primary Effekt

Begriff Definition
Primary Effekt

Der Primary Effekt ist ein Begriff aus der Psychologie und beschreibt die Tendenz, dass die ersten Informationen, die wir über eine Person oder eine Sache erhalten, einen stärkeren Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Urteilsvermögen haben als spätere Informationen. Dieser Effekt kann in verschiedenen Situationen auftreten, wie zum Beispiel bei der Beurteilung von Personen, Produkten oder auch bei der Entscheidungsfindung.

Der Primary Effekt in der Mediation
In der Mediation bezieht sich der Primary Effekt auf die Wirkung, die die ersten Informationen über eine Konfliktsituation auf die Parteien haben. Diese Informationen können beispielsweise von den Parteien selbst, von ihren Anwälten oder von der Mediatorin/dem Mediator stammen. Der Primary Effekt kann somit einen großen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Mediation haben.

Ursachen des Primary Effekts in der Mediation
Es gibt verschiedene Ursachen für den Primary Effekt in der Mediation.

  • Eine mögliche Ursache ist der sogenannte Halo-Effekt, bei dem wir aufgrund einer positiven Eigenschaft einer Person automatisch auch andere positive Eigenschaften zuschreiben. Wenn eine Partei also zu Beginn der Mediation von der Mediatorin/dem Mediator als kooperativ und freundlich wahrgenommen wird, kann dies dazu führen, dass auch andere Aspekte der Partei positiver bewertet werden.
  • Ein weiterer Grund für den Primary Effekt in der Mediation ist die sogenannte Bestätigungsfehler. Dieser beschreibt die Tendenz, Informationen so zu interpretieren, dass sie unsere bereits bestehenden Annahmen und Meinungen bestätigen. Wenn eine Partei also zu Beginn der Mediation als unfreundlich oder unkooperativ wahrgenommen wird, kann dies dazu führen, dass auch spätere Handlungen und Aussagen dieser Partei in einem negativeren Licht betrachtet werden.

Auswirkungen des Primary Effekts in der Mediation
Der Primary Effekt kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Mediationsprozess haben. Einerseits kann er dazu beitragen, dass die Parteien schneller Vertrauen zueinander aufbauen und somit eine bessere Basis für eine konstruktive Konfliktlösung schaffen. Andererseits kann der Primary Effekt aber auch dazu führen, dass die Parteien voreilige Schlüsse ziehen und sich bereits zu Beginn der Mediation auf eine bestimmte Position festlegen, ohne alle Informationen und Perspektiven berücksichtigt zu haben.

Ein Beispiel für den Primary Effekt in der Mediation:
Zwei Parteien sind in einen Nachbarschaftsstreit verwickelt. Die Mediatorin stellt zu Beginn der Mediation fest, dass eine der Parteien sehr freundlich und kooperativ wirkt, während die andere Partei eher unfreundlich und ablehnend erscheint. Aufgrund dieses Eindrucks neigt die Mediatorin dazu, die freundliche Partei positiver zu bewerten und die unfreundliche Partei negativer zu sehen. Dies kann dazu führen, dass die Mediatorin unbewusst bestimmte Informationen und Aussagen der unfreundlichen Partei anders interpretiert und somit den Konflikt möglicherweise einseitig betrachtet.

Es ist wichtig, dass die Mediatorin/der Mediator sich bewusst macht, dass die ersten Eindrücke nicht immer der Realität entsprechen und alle Informationen und Perspektiven der Parteien berücksichtigt werden sollten. Zudem können auch die Parteien selbst dazu beitragen, indem sie sich bemühen, offen und objektiv zu bleiben und nicht voreilige Schlüsse zu ziehen.

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