Glossar Mediation

Dekonstruktion

Begriff Definition
Dekonstruktion

Das fundamentale Prinzip der Dekonstruktionsmethode ist die Einsicht, dass unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit und Selbstverständnis durch kulturelle sowie gesellschaftliche Einflüsse geformt wird. Dies impliziert, dass unsere Normvorstellungen und Wahrheitsbegriffe variabel sind und von der Zeit, dem Ort und gesellschaftlichen Gegebenheiten beeinflusst werden.

Im Rahmen psychologischer Theorien gilt Dekonstruktion als wesentlicher Ansatz, um gängige Prämissen und Vorstellungen zu hinterfragen und damit den Weg für neuartige Betrachtungsweisen zu ebnen. Sie hilft dabei, die Vielschichtigkeit zu erfassen und anzuerkennen, indem sie die engen Grenzen unserer Denkstrukturen sprengt.

In der Vorgehensweise wird zunächst das problematische Geschehen präzise erfasst. Allein dieser Prozess bewirkt einen Perspektivenwechsel, da der Erzählende in die Position eines externen Betrachters rückt. Diese Betrachterperspektive wird durch die Dialogführung weiter ausgebaut. Durch Dekonstruktion kann das Problem analysiert werden, indem der Erzählende sich überlegt,

  • wer oder was die Lage hervorgerufen hat,
  • welche eigene Rolle er dabei innehatte,
  • welche Emotionen hervorgerufen wurden,
  • inwiefern sich diese Emotionen wandelten,
  • wie der Erzählende darüber nachdenkt,
  • welche Hilfsmittel er verwendet hat oder verwenden könnte, um mit der Situation klarzukommen,
  • in welchem Maße die Gefühle die Problemlösung beeinflussen.

Im nächsten Schritt erfolgt die Betrachtung von Alternativen. Hierbei wird der Erzählende dazu angehalten, das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel zu schildern und auf hypothetische Fragen zu antworten. Es wird auf Inkonsistenzen aufmerksam gemacht, um letztlich zu ergründen, wie die Herausforderung gemeistert werden kann, unter Berücksichtigung all dieser Überlegungen.

Innerhalb der Mediationspraxis spielt die Umwandlung persönlicher Perspektiven eine wesentliche Rolle, um Streitigkeiten beizulegen. Im Rahmen des Konfliktmanagements ist diese Veränderung nicht zwingend ein Bestandteil der unter dem Harvard-Modell bekannten facilitativen Mediation, allerdings stellt sie ein charakteristisches Merkmal sowohl der transformativen als auch der integrierten Mediation dar. Bei der Anwendung im Mediationsprozess vereint die Dekonstruktion mehrere Methoden, um als integraler Bestandteil des Verständnisgewinns zu fungieren. Vergleichbar mit der Zielsetzung der lösungsorientierten Kurztherapie, ist das gesamte Mediationskonzept darauf ausgelegt, eine behutsame, selbstreflektierende Beschäftigung mit der strittigen Angelegenheit zu fördern. Die Konzentration auf potenzielle positive Resultate bildet dabei ein zentrales Element. Mithilfe dieser Werkzeuge vermag die Mediation den Beteiligten Wege aufzuzeigen, wie sie ihre Perspektiven erweitern und eine Lösung des Konflikts erreichen können.

 

© 2024 Frank Hartung » Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule «  

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