Glossar Mediation

Reframing

Begriff Definition
Reframing

Der Begriff „Reframing“ entstammt der englischen Sprache und kann mit „Umdeutung“ oder „Neurahmung“ übersetzt werden. Reframing ist eine Technik aus der systemischen Psychotherapie, kann auf Virginia Satir zurückgeführt werden und wird auch in der Hypnotherapie genutzt. Framing und Reframing gehören zu den klassischen „Werkzeugen“ des Mediators.

Ein Mediationsverfahren will Klärungen herbeiführen und Verständnis vermitteln. Hierbei wird auf die Kraft der Worte gesetzt. Welche Kraft hinter Worten steht und was man damit erreichen kann, hängt von ihrem Rahmen ab. Die Bedeutung von Worten kann sich je nach Perspektive ändern. Ein bekanntes Beispiel: „Das Glas ist halb voll!“ klingt viel positiver als „Das Glas ist halb leer!“. Dennoch sind beide Gläser eigentlich identisch gefüllt. Durch die jeweilige Aussage wird die Perspektive vorgegeben, sondern auch die Sichtweise des Aussagenden.

Da das menschliche Gehirn kontinuierlich Eindrücke und Reize verarbeiten muss, erleichtert es sich die Arbeit durch Prägungen und neuronale Fingerabdrücke. Diese verursachen, dass instinktiv auf bestimmte Reize reagiert wird, was man sich beim Framing und Reframing zunutze machen kann.

Framing wird in der Kommunikationswissenschaft genutzt, um mit dem Kontext eines Wortes bzw. einer Information eine bestimmte Assoziation hervorzurufen. Gleiches geschieht in der Werbung, in der beispielsweise Begriffe Verwendung finden, die nicht mit Zwang oder Kosten assoziiert werden.

Jedes Wort aktiviert im Gehirn einen „Frame“, also einen Rahmen. Am Beispiel des Wortes „Zucker“ kann dies Essen oder Belohnung implizieren. Das Gehirn greift auf seine gespeicherte Erfahrung zurück, um die Wortsemantik zu erfassen. Am Beispiel des Wortes „Zitrone“ kann nachgewiesen werden, dass dies nicht nur Essen, Trinken und sauer impliziert, sondern sogar den Geschmack und den für die Säure typischen Speichelfluss wahrnehmbar machen kann. Letzteres fällt jedoch eher unter Priming, das sich mit der Reaktion auf einen bestimmten Reiz beschäftigt.

Framing kann in allen Lebensbereichen verwendet werden, um durch die Wortwahl gezielte und emotional besetzte Eindrücke zu hinterlassen, deren eigentliche Bedeutung nicht mehr hinterfragt wird. Deshalb ist Framing auch nicht so leicht zu durchschauen.

Reframing wird in der Psychologie und der Mediation als Technik des Umdeutens verwendet. Gemeint sind hiermit Perspektivwechsel, die eine andere Deutung erlauben. Fakten sind ohne Wert. Eine Bewertung erfolgt erst, wenn eine Bedeutung zugeschrieben wird, was willkürlich oder unbewusst erfolgt. Der Rahmen hierfür ergibt sich aus Vergangenheit, Zukunft, Erfahrungen oder Erwartungen.

In der Mediation muss der Mediator ein potenzielles Framing zur Erfassung des tatsächlich gemeinten Inhalts aufdecken. Beim Loopen nutzt der Mediator selbst das Framing, um auch der anderen Partei einen Zugang zum Gesagten zu ermöglichen. Bei den häufig notwendigen Perspektivwechseln greift der Mediator durch Reframing auf den Fokus zurück, der vom Schaden weg lenkt und auf den Nutzen zusteuert. Reframing ist keine Umdeutung, sondern die Zurverfügungstellung einer Perspektive, die andere Bedeutungen ermöglicht. Reframing wird vom Mediator durch Fragen, Rückmeldungen, Metaphern oder sogar Witzen ausgelöst. Es geht darum, den Bezugsrahmen zu verändern.

 

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© 2023 Frank Hartung » Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft, Nachbarschaft und Schule «  

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