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Brainstorming

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Brainstorming

Brainstorming ist eine wichtige Methode zur Ideenfindung in Mediation und Coaching. Eine deutsche Studie zeigt, dass fast 22% der Berufstätigen ChatGPT für Brainstorming nutzen. Dies belegt die Notwendigkeit innovativer Techniken. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass individuelle Ansätze beim Brainstorming effektiver als Gruppenansätze sein können, was Auswirkungen auf die Praxis in professionellen Beratungskontexten hat.

 

Definition und Grundverständnis des Brainstormings

Brainstorming wird in der deutschen Fachliteratur als eine Methode zur Ideenfindung beschrieben. Dabei sammelt eine Gruppe Menschen viele Ideen zu einem Thema oder Problem, um durch Gedankenvielfalt und gegenseitige Inspiration innovative Lösungen zu entwickeln. Die englischen Begriffe "Brainstorm" oder "Brainstorming" werden im Deutschen oft mit "Geistesblitz" bzw. "Geistesblitzerei" übersetzt und stehen für Methoden wie Ideensammlung, Ideengenerierung oder freie Assoziation. Brainstorming ist eine Kreativitätsmethode für Gruppen, um schnell viele Ideen zu einem Problem zu finden. Es nutzt freies Assoziieren und gegenseitige Inspiration. Auch Einzelpersonen können brainstormen, aber ohne die Gruppendynamik, die normalerweise die Kreativität antreibt.

 

Fundamentale Prinzipien des Brainstormings

Die erfolgreiche Umsetzung von Brainstorming-Sitzungen erfordert die Beachtung bestimmter Regeln, die in der deutschen Fachliteratur einheitlich dargestellt sind. Diese Regeln zielen darauf ab, eine kreative und produktive Atmosphäre für die Ideenfindung zu fördern.

  1. Das erste Prinzip des Brainstormings ist, dass die Menge der Ideen wichtiger ist als deren Qualität. Ziel ist es, viele Vorschläge zu generieren, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass darunter sehr gute Ansätze sind. Kreative Durchbrüche entstehen oft aus der Vielzahl der Ideen.
  2. Das zweite grundlegende Prinzip der Ideenfindung ist das Verbot von Kritik während der Brainstormingphase. Alle Ideen sollten ohne Bewertung angenommen werden, um eine offene und kreative Atmosphäre zu fördern. Bewertungen finden erst später statt.
  3. Ein wichtiges Prinzip ist es, Teilnehmer zu ermutigen, Ideen anderer weiterzuentwickeln, was zu innovativen Lösungen führen kann. Hierbei ist das "Klauen" von Ideen ausdrücklich erwünscht.
  4. Das vierte Grundprinzip fordert, ungewöhnliche und kreative Ideen im Brainstorming zu fördern, da sie das eigentliche Ziel des Prozesses sind und über das hinausgehen, was ohne diese Methode erreicht worden wäre.

 

Brainstorming in Mediationskontexten

Brainstorming wird in der Mediation in Deutschland hauptsächlich in der zweiten Phase eingesetzt, um strukturierte Lösungen zu finden und von konfrontativen zu kooperativen Verhaltensweisen überzugehen, nachdem die Klärung der Interessen abgeschlossen ist.

Der Ablauf des Brainstormings in der Mediation:

  1. In der Vorbereitung informiert sich der Mediator über den Konflikt und setzt Rahmenbedingungen fest.
  2. Mediatoren erläutern den Prozess und dokumentieren die Ideen auf einem Whiteboard oder Flipchart sowie in einem Notizblock.
  3. Während der Einführung werden die Regeln erklärt und eine offene Denkweise gefördert.
  4. In der Ideensammlung werden Vorschläge ohne Bewertung gesammelt und dokumentiert.
  5. Die Bewertung erfolgt anhand objektiver Kriterien wie Fairness, Umsetzbarkeit, Präzedenzfälle, Standardpraxis und Effizienz.
  6. Anschließend werden diese diskutiert, bewertet und die besten ausgewählt.
  7. In Kleingruppen werden die Ideen konkretisiert und im Abschluss zusammengefasst und festgehalten.

Ein Beispiel für die Anwendung von Brainstorming im Mediationsverfahren könnte folgender Fall sein:
Zwei Nachbarn streiten sich über die Kosten für die Reparatur einer gemeinsamen Mauer. Im Mediationsverfahren schlagen sie verschiedene Lösungen vor, wie die Teilung der Kosten, die Einbeziehung von Versicherungen oder Dritte. Nach Bewertung der Ideen einigen sie sich darauf, dass jeder die Hälfte der Kosten trägt und sich gemeinsam um die zukünftige Instandhaltung kümmert. Sie erarbeiten einen Plan, der die Kostenverteilung und Wartungsmaßnahmen festlegt. Die Mediation führt zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung und vermeidet weitere Konflikte.

 

Brainstorming in Coaching und Bildungskontexten

Brainstorming wird im deutschen Bildungs- und Coachingbereich eingesetzt, um Kreativität und Problemlösung zu fördern.

  1. Es ermöglicht Teilnehmern, frei ihre Ideen zu äußern, ohne sofort bewertet zu werden.
  2. Diese Methode stärkt die Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung, da Klienten verschiedene Perspektiven entwickeln und ihre Denkprozesse bewusster erleben.
  3. Im Coaching führt Brainstorming zu aktiver Problemlösung und erhöhtes Engagement, da die Klienten direkt in den Lösungsprozess eingebunden sind.
  4. Für unterschiedliche Zielgruppen sollten die Brainstorming-Methoden angepasst werden, um Kreativität und Ideensammlung zu maximieren.

 

Konkrete Techniken und Methodenvarianten

Die deutsche Literatur bietet eine Vielzahl von Brainstorming-Techniken für unterschiedliche Situationen an.

  1. Freies Brainstorming fokussiert auf Ideenmenge ohne Kritik.
  2. Mind Mapping visualisiert Beziehungen zwischen Ideen.
  3. Reverse Brainstorming sucht nach Problemverschärfungen, um Lösungen zu finden.
  4. Die 6-3-5-Methode ermöglicht 90 Ideen durch strukturierten Ideenaustausch.
  5. SCAMPER regt an, Ideen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Brain Netting nutzt digitale Tools, um Ideen zu vernetzen.

 

Kritische Perspektiven und Forschungsergebnisse

Die wissenschaftliche Bewertung von Brainstorming in Deutschland zeigt, dass die traditionelle Methode methodische Schwächen hat und für Mediatoren und Coaches nicht optimal ist. Studien, wie die von Taylor, Berry & Block (1958), und eine Metaanalyse von 1991 belegen, dass Einzelpersonen alleine mehr und bessere Ideen entwickeln als Gruppen beim Brainstorming. Größere Gruppen haben Qualitäts- und Quantitätsverluste, da die sequenzielle Kommunikation die Produktivität hemmt. Bessere Ergebnisse werden durch individuelles Arbeiten mit anschließender konstruktiver Kritik erzielt. Eine Alternative ist Brainswarming, wo Ideen in kurzen Meetings gesammelt, an Wände geheftet und dann organisiert werden.

 

Praktische Handlungsempfehlungen für Mediation und Coaching

  1. Die Kombination aus methodischen Erkenntnissen, kritischer Forschung und Praxiserfahrung führt zu Empfehlungen für effektiveres Brainstorming in Mediation und Coaching.
  2. Erfolgreiche Brainstorming-Sitzungen benötigen eine strukturelle Vorbereitung, eine klare Problemstellung und eine gute Moderation.
  3. Kleine Gruppen fördern die Ideenfindung.
  4. In Mediationen sollte mit einfacheren Problemen begonnen und finanzielle Themen zuletzt behandelt werden.
  5. Im Coaching ist Brainstorming sowohl in Gruppen als auch allein nützlich.
  6. Digitales Brainstorming erfordert kurze Sessions und Pausen, unterstützt durch Tools wie Conceptboard oder Miro.
  7. Eine strukturierte Nachbereitung sichert die Qualität und Effizienz des Prozesses.

 

Fazit

Brainstorming ist eine effektive Methode in Mediation und Coaching, um kreative Lösungen zu finden. Es verbessert die Zusammenarbeit und Kommunikation, fördert das Denken aus verschiedenen Perspektiven und erhöht die Akzeptanz der Lösungen durch die Beteiligung aller Parteien. Die Methoden sollten kontinuierlich weiterentwickelt und an den Kontext angepasst werden, indem traditionelle Prinzipien mit neuen Erkenntnissen und digitalen Möglichkeiten kombiniert werden.

© 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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