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Cybermobbing

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Cybermobbing

Cybermobbing ist ein zunehmendes Problem, bei dem Personen über digitale Medien angegriffen und belästigt werden. Die Anonymität und Reichweite des Internets verschlimmern die Situation. Eine Studie zeigt, dass bereits 17% der Jugendlichen in Deutschland betroffen sind, was die Notwendigkeit von präventiven und reaktiven Maßnahmen unterstreicht. Die psychischen Auswirkungen von Cybermobbing sind oft gravierender als bei traditionellem Mobbing.

 

Was ist Cybermobbing? Definition und Abgrenzung

Cybermobbing ist eine Form von Schikane, die online stattfindet und verschiedene Formen wie Belästigung oder Bedrohung umfasst:

  • Direkte Angriffe auf Personen bestehen aus beleidigenden, bedrohlichen oder erniedrigenden Nachrichten, die über private Nachrichten, E-Mails oder Kommentare in sozialen Medien gesendet werden.
  • Indirekte Angriffe umfassen das Verbreiten von Gerüchten, das Teilen unangenehmer Fotos oder Videos ohne Erlaubnis und das Ausschließen aus Online-Gruppen. "Outing", das Veröffentlichen privater Informationen ohne Zustimmung, gilt als besonders hinterhältig.
  • Identitätsdiebstahl ist eine Methode, bei der Kriminelle falsche Profile anlegen oder sich als jemand anderes ausgeben, um den Ruf dieser Person zu schädigen oder Verwirrung zu stiften.

Die Eigenschaften von Cybermobbing sind seine Hartnäckigkeit und weitreichende Auswirkungen, im Gegensatz zu traditionellem Mobbing, das oft auf Orte wie Schulen begrenzt ist. Cybermobbing kann die Opfer überall hin verfolgen und einmal online gestellte Inhalte können sich schnell verbreiten und dauerhaft zugänglich bleiben.

 

Die häufigsten Ursachen für Cybermobbing

Die Entstehung von Cybermobbing ist ein vielschichtiges Phänomen, das durch unterschiedliche Faktoren bedingt ist, welche sich gegenseitig verstärken können:

  1. Anonymität und Distanz sind zentral für Cybermobbing. Durch die physische Trennung und Anonymität wird die Schwelle für Täter gesenkt. Sie erleben die Reaktionen ihrer Opfer nicht direkt, was zu Entmenschlichung führt.
  2. Die Dynamik in Gruppen und sozialer Druck können Probleme verschärfen. In Online-Communities kann sich eine Mob-Mentalität bilden, bei der Nutzer sich an Attacken beteiligen, um akzeptiert zu werden oder nicht selbst angegriffen zu werden. Die Anonymität in der Masse erschwert es, Einzeltäter zu identifizieren.
  3. Machtungleichgewichte im digitalen Raum nehmen verschiedene Formen an, wie technische Überlegenheit, Online-Reichweite oder Social Media-Kenntnisse, und können zu Mobbing führen.
  4. Persönliche Faktoren bei Cybermobbing-Tätern beinhalten oft eigene Gewalterfahrungen und eine geringe Empathiefähigkeit. Viele waren selbst Opfer von Mobbing oder Gewalt und suchen Aufmerksamkeit und Anerkennung.elbst bereits Opfer von Mobbing oder anderen Formen der Gewalt.
  5. Soziale Faktoren wie die Verrohung von Online-Kommunikation, fehlende digitale Bildung und mangelnde Aufklärung über Cybermobbing-Folgen fördern die Entstehung von Cybermobbing. Die Normalisierung von Aggressivität in sozialen Medien erleichtert zudem Mobbingverhalten.

 

Schwerwiegende Auswirkungen von Cybermobbing

Die Auswirkungen von Cybermobbing sind vielfältig und können sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit langfristig beeinträchtigen, mit Einfluss auf alle Lebensbereiche:

  1. Psychische Störungen wie Angstzustände, Depressionen und niedriges Selbstwertgefühl sind häufige Folgen von Cybermobbing. Die Opfer fühlen sich durch die ständige Verfügbarkeit digitaler Medien nirgendwo sicher, was zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und sozialem Rückzug führen kann.
  2. Cybermobbing-Opfer haben ein deutlich erhöheres Suizidrisiko als nicht betroffene Jugendliche. Studien bestätigen, dass diese Jugendlichen häufiger Suizidgedanken und -versuche aufweisen.
  3. Physische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Übelkeit können psychosomatisch sein und durch chronischen Stress ausgelöst werden, der auch das Immunsystem schwächt und die Anfälligkeit für Infektionen erhöht.
  4. Soziale Folgen beinhalten sozialen Rückzug, Vertrauensverlust und Probleme bei neuen Beziehungen. Betroffene meiden oft soziale Medien und das Internet, was zu größerer Isolation führt.
  5. Schul- und Berufsleben leiden unter Cybermobbing durch sinkende Leistungen, häufige Abwesenheiten und geringere Motivation. Bei Erwachsenen kann es zu Produktivitätseinbußen und Karriereschäden führen.

Langzeitfolgen von Cybermobbing können die Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigen und zu langanhaltenden Angstzuständen und Depressionen führen, selbst Jahre nach den Vorfällen.

 

Rechtliche Grundlagen für Cybermobbing in Deutschland

Das deutsche Rechtssystem ermöglicht die rechtliche Verfolgung von Cybermobbing über verschiedene bestehende Straftatbestände, auch wenn es keinen speziellen Straftatbestand für Cybermobbing gibt.

  1. Strafrecht 
    1. Das Strafrecht befasst sich unter anderem mit Beleidigung (§ 185 StGB), übler Nachrede (§ 186 StGB) und Verleumdung (§ 187 StGB) als häufige Delikte. Bedrohungen werden nach § 241 StGB geahndet und das Verbreiten intimer Aufnahmen ohne Einwilligung fällt unter § 201a StGB.
    2. § 238 StGB (Nachstellung/Stalking) wurde 2017 reformiert, um wiederholte Kontaktaufnahmen über elektronische Medien einzubeziehen. Cybermobbing, das beharrlich und systematisch erfolgt, kann die Kriterien dieses Paragraphen erfüllen.
  2. Zivilrecht
    1. Im Zivilrecht gibt es für Betroffene zusätzliche Möglichkeiten, wenn das allgemeine Persönlichkeitsrecht verletzt wird, wie es oft beim Cybermobbing der Fall ist. Aus Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG können sich Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche ergeben.
    2. Das Recht am eigenen Bild (§§ 22, 23 KUG)wird verletzt, wenn Fotos oder Videos ohne Zustimmung veröffentlicht werden. Betroffene haben Ansprüche auf Unterlassung und möglicherweise Schadensersatz.
  3. Jugendschutzrecht 
    Das Jugendschutzrecht ist wesentlich, um Minderjährige vor Cybermobbing zu schützen. Es umfasst das Jugendschutzgesetz und den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag, die beide Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten bewahren sollen.
  4. Schulrecht
    Das Schulrecht ermöglicht Bildungseinrichtungen, Maßnahmen gegen Cybermobbing zu ergreifen, selbst wenn dieses außerhalb der Schule geschieht. Solche Maßnahmen können von pädagogischen Gesprächen bis zu Ordnungsmaßnahmen reichen, wenn das Schulklima beeinflusst wird.
  5. Beweissicherung
    Die Beweissicherung bei Cybermobbing ist schwierig. Wichtige Beweismittel sind Screenshots, gespeicherte Nachrichten und Zeugenaussagen. Opfer sollten alle Vorfälle dokumentieren und eventuell eine Strafanzeige erstatten.

 

Lösungsmöglichkeiten durch Mediation

Bei Cybermobbing-Konflikten ist Mediation oft wirksamer als gerichtliche Schritte.

  1. Sie setzt auf Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und Neutralität des Mediators.
  2. Eine erfolgreiche Mediation erfordert die Teilnahmebereitschaft der Betroffenen, Einsicht der Täter und einen Ausgleich von Machtungleichheiten.
  3. Der Prozess durchläuft mehrere Phasen, um Bedürfnisse zu verstehen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln, die für alle umsetzbar sind.
  4. Die Herausforderungen bei Cybermobbing beinhalten emotionale Belastungen und die Notwendigkeit für Mediatoren, sich mit digitaler Kommunikation auszukennen.
  5. Mediation führt langfristig oft zu nachhaltigeren Lösungen.

 

Konkrete Handlungsempfehlungen

Effektive Maßnahmen gegen Cybermobbing benötigen ein koordiniertes Vorgehen, das präventive und reaktive Strategien kombiniert:

  1. Für Betroffene
    1. Betroffene sollten nicht schweigen und sich Hilfe suchen, Vertrauenspersonen informieren und alle Vorfälle dokumentieren für mögliche rechtliche Schritte.
    2. Technische Schutzmaßnahmen beinhalten das Blockieren von Tätern, Anpassung der Privatsphäre-Einstellungen und Meldungen an Plattformbetreiber. Bei schweren Fällen kann auch eine Strafanzeige erforderlich sein.
  2. Für Eltern und Erziehungsberechtigte
    Für Eltern und Erziehungsberechtigte ist es wichtig, auf Aufklärung und Prävention zu setzen.
    1. Sie sollten regelmäßig mit ihren Kindern über deren Online-Aktivitäten sprechen, ihnen digitale Kompetenzen vermitteln und eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen.
    2. Im Falle von Vorfällen ist eine besonnene Reaktion gefragt, um das Kind zu unterstützen und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  3. Für Schulen
    Schulen tragen eine wichtige Rolle in der Vorbeugung und Handhabung von Problemen.
    1. Sie sollten Präventionsprogramme und Medienbildung anbieten und eine positive Kultur fördern.
    2. Im Falle von Zwischenfällen sind klare Richtlinien mit pädagogischen und disziplinarischen Schritten notwendig.
  4. Für Unternehmen und Plattformbetreiber
    Unternehmen und Plattformbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, effektive Meldesysteme einzuführen, schnell auf Beschwerden zu reagieren und technische Lösungen zu entwickeln, um Cybermobbing zu erkennen und zu verhindern.
  5. Gesellschaftliche Maßnahmen
    1. Zu den gesellschaftlichen Maßnahmen gehören die Förderung digitaler Bildung, öffentliche Aufklärungskampagnen und die Unterstützung von Beratungsstellen. Es ist wichtig, bereits im Kindesalter für die Folgen von Cybermobbing zu sensibilisieren.
    2. Die Bekämpfung von Cybermobbing erfordert neue Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien und eine koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten.

 

Zusammenfassung

Cybermobbing ist ein wachsendes Problem, das Personen online belästigt und angreift. Die Anonymität des Internets verschärft die Situation. In Deutschland sind bereits 17% der Jugendlichen betroffen. Cybermobbing hat ernsthafte psychische Auswirkungen und kann zu Angstzuständen, Depressionen und einem erhöhten Suizidrisiko führen. Das deutsche Recht bietet verschiedene Möglichkeiten zur Verfolgung von Cybermobbing, obwohl es keinen spezifischen Straftatbestand gibt. Präventive und reaktive Maßnahmen sind notwendig, einschließlich Aufklärung, technischer Schutzmaßnahmen und Unterstützung durch Schulen, Eltern und Plattformbetreiber. Mediation kann eine wirksame Lösung sein, und es ist wichtig, Cybermobbing frühzeitig zu bekämpfen und digitale Fähigkeiten zu fördern.

Für rechtliche Beratung wird empfohlen, professionelle Hilfe zu suchen.

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