Glossar Mediation

Integritätsprinzip

Begriff Definition
Integritätsprinzip

Das Integritätsprinzip wurzelt etymologisch im lateinischen Begriff "integritas", der Unversehrtheit, Reinheit und Unbescholtenheit bedeutet. In seiner umfassenden Definition beschreibt das Integritätsprinzip die Verpflichtung zur vollständigen, korrekten und vertrauenswürdigen Kommunikation in sämtlichen Lebensbereichen. Diese Definition impliziert eine bewusste Auseinandersetzung mit der Echtheit von Informationen sowie die Transparenz in der Kommunikation.
Die konzeptionelle Breite des Integritätsprinzips manifestiert sich in verschiedenen Dimensionen. Es umfasst die Einhaltung von moralischen, ethischen und rechtlichen Grundsätzen sowie die Verpflichtung, immer im Einklang mit diesen Werten zu handeln. Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und die Wahrung von Werten wie Fairness und Gerechtigkeit bilden die Kernelemente dieses Prinzips. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Vermeidung von Interessenkonflikten, die das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit beeinträchtigen könnten.
Die praktische Anwendung des Integritätsprinzips zeigt sich in der Überprüfung von Quellen, der Verwendung klarer Sprache und dem aktiven Zuhören. Diese Elemente tragen zur Verbesserung der Kommunikationsqualität bei, indem sie ein transparenteres und verständlicheres Kommunikationsumfeld schaffen. Durch die Sicherstellung, dass geteilte Informationen aus verlässlichen und aktuellen Quellen stammen, wird die Grundlage für vertrauensvolle Interaktionen gelegt.


Das Integritätsprinzip in verschiedenen Rechtsbereichen
Das Integritätsprinzip manifestiert sich in unterschiedlichen Rechtsbereichen mit spezifischen Ausprägungen und Anforderungen.

  1. Im Versicherungswesen fordert es Ehrlichkeit und Gesetzestreue, um Vertrauen im System zu sichern. Versicherungsunternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Entscheidungen und Handlungen im besten Interesse der Versicherungsnehmer liegen und nicht durch persönliche Interessen oder externe Einflüsse beeinflusst werden.
  2. In der Rechtstheorie, insbesondere in Ronald Dworkins Konzeption der "Rechts-Integrität", nimmt das Prinzip eine besondere Stellung ein. Dworkin argumentiert, dass Rechtsprinzipien Prinzipien politischer Moral sind, die in einer rechtfertigenden Theorie Rechte und Pflichten legitimieren. Die Rechts-Integrität verlangt vom Repräsentanten der Gerechtigkeit, dass er Rechte und Pflichten im Lichte einer kohärenten Konzeption von Gerechtigkeit und Billigkeit interpretiert.
  3. Im Bereich des Datenschutzes und der Informationssicherheit erhält das Integritätsprinzip eine hochspezifische technische Ausprägung. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) fordert in Artikel 5 die Einhaltung bestimmter Grundsätze bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, wobei Integrität und Vertraulichkeit als zentrale Säulen fungieren. Das Integritätsprinzip bedeutet in diesem Kontext, dass Daten nicht verändert oder modifiziert werden dürfen, was die Unversehrtheit und Vollständigkeit personenbezogener Daten während der gesamten Verarbeitung gewährleistet.

Verbindung zwischen Integritätsprinzip und Mediation
Die Verbindung zwischen dem Integritätsprinzip und der Mediation manifestiert sich auf verschiedenen Ebenen und ist fundamental für das Verständnis erfolgreicher Konfliktlösungsprozesse. In der Mediation nimmt das Integritätsprinzip eine zentrale Stellung ein, da es die Authentizität und Vertrauenswürdigkeit des gesamten Verfahrens gewährleistet. Die Definition der Mediation im deutschen Mediationsgesetz als "vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mithilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anstreben" impliziert bereits die Bedeutung integritätsorientierter Grundsätze.

Die vier wichtigsten Grundsätze der Mediation - Freiwilligkeit, Eigenverantwortlichkeit, Informiertheit und Vertraulichkeit - sind eng mit dem Integritätsprinzip verknüpft.

  1. Die Freiwilligkeit bedeutet, dass die Parteien selbst ohne äußeren Zwang entscheiden, ob und wann sie ihren Konflikt im Rahmen eines Mediationsverfahrens beilegen möchten. Diese Selbstbestimmung setzt voraus, dass alle Beteiligten integer handeln und keine verdeckten Zwänge oder Manipulationen ausüben.
  2. Die Eigenverantwortlichkeit als zweiter Grundsatz bedeutet, dass die Entwicklung einer Lösung von den Parteien selbst mitentwickelt wird. Der Mediator ist nicht befugt, eine eigene Konfliktlösung als verbindlichen Vorschlag festzusetzen, da er weder Schiedsrichter noch Schlichter ist. Diese Selbstverantwortung der Parteien erfordert von allen Beteiligten eine integere Herangehensweise, bei der die eigenen Interessen und Bedürfnisse authentisch kommuniziert werden müssen.

Integrierte Mediation als Weiterentwicklung
Die Entwicklung der Integrierten Mediation stellt einen Versuch dar, die Herausforderungen traditioneller Mediationsansätze anzugehen. Sie versteht sich als "übergeordnetes Konfliktmanagement, das unter bedürfnisgerechter Anwendung mediativer Elemente und durch Kombination verschiedener Konfliktlösungsverfahren das strategische Ziel einer Konfliktlösung verfolgt". Dieser Ansatz erweitert die konventionelle Mediation um eine "Migrationskompetenz", die das "Hin-und Her-Changieren" zwischen konfrontativen und kooperativen Verfahren ermöglicht.
Diese Flexibilität erfordert jedoch eine besonders hohe Integritätskompetenz aller Beteiligten. Die Integrierte Mediation betont besonders die Bedeutung des Integritätsprinzips, da verschiedene Verfahrenselemente koordiniert und auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet werden müssen. Diese ganzheitliche Herangehensweise erfordert eine besonders integere Haltung aller Beteiligten, da die Komplexität des Verfahrens zusätzliche Transparenz- und Vertrauensanforderungen mit sich bringt.

Zusammenfassung
Das Integritätsprinzip hat seinen Ursprung im lateinischen Wort "integritas", was für Unversehrtheit, Reinheit und Unbescholtenheit steht. Es beinhaltet die Verpflichtung zu ehrlicher und zuverlässiger Kommunikation in allen Lebensbereichen und schließt moralische, ethische und rechtliche Grundsätze ein. In verschiedenen Rechtsbereichen, wie im Versicherungswesen, in der Rechtstheorie und im Datenschutz, hat das Prinzip besondere Bedeutung. Im Bereich der Mediation ist Integrität zentral für die Authentizität und das Vertrauen im Konfliktlösungsprozess. Die vier Hauptgrundsätze der Mediation - Freiwilligkeit, Eigenverantwortlichkeit, Informiertheit und Vertraulichkeit - sind eng mit Integrität verbunden. Die Integrierte Mediation als Weiterentwicklung stellt höhere Anforderungen an die Integrität und Flexibilität der Beteiligten, um verschiedene Konfliktlösungsansätze zu koordinieren.

© 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

🏠 06844 Dessau-Roßlau Albrechtstraße 116     ☎ 0340 530 952 03