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Ampel-Feedback-Methode

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Ampel-Feedback-Methode

Die Ampel-Feedback-Methode ist ein beliebtes Werkzeug zur schnellen Meinungserfassung in Bildung und Beratung. Sie verwendet die Farben Rot, Gelb und Grün, um Gruppendynamiken darzustellen und allen Teilnehmenden die Möglichkeit zu simultanem Feedback zu geben. Studien belegen einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg, jedoch gibt es auch Warnungen vor potenziellen Risiken bei öffentlicher Anwendung.

 

Definition und Grundkonzeption der Ampel-Feedback-Methode

 Die Ampel-Feedback-Methode ist ein diagnostisches Verfahren, um schnell die Meinungen in einer Gruppe zu erfassen. Teilnehmer nutzen drei Farben einer Ampel, um ihre Position zu einer Aussage zu zeigen:

  • Grün steht für Zustimmung, Verständnis oder positive Einschätzung
  • Gelb symbolisiert Unsicherheit, Ambivalenz oder Zwischenpositionen
  • Rot signalisiert Ablehnung, Nichtverständnis oder problematische Zustände

Die Methode wurde für Seminarleitungstechniken entwickelt, um auch zurückhaltende Gruppenmitglieder zu aktivieren. Sie ermöglicht es, durch Kartenabstimmungen ohne verbale Beiträge aktiv teilzunehmen.

 

Funktionsweise und praktische Implementierung

Die Ampel-Feedback-Methode wird durch eindeutige Fragestellungen und etablierte Schritte umgesetzt. Es gibt vier Varianten:

  1. ein Kartensystem mit grünen, gelben und roten Karten,
  2. räumliche Positionierung, bei der Teilnehmende sich zu entsprechenden Karten im Raum begeben,
  3. Einschätzungen auf einem Plakat mit Ampel markieren und
  4. digitale Live-Abstimmungen mit Symbolen oder Emoticons.

 

Zeitlicher Rahmen und Organisation

Die Ampel-Feedback-Methode ist effizient:

  1. Die Vorbereitung benötigt ca. 5 Minuten für das Erstellen der Fragen.
  2. Die Durchführung dauert 2-10 Minuten, abhängig von der Frageanzahl.
  3. Eine optionale Ergebnisdiskussion kann 20-30 Minuten in Anspruch nehmen. 

 

Verschiedene Anwendungsarten und Kontexte

Die Ampel-Feedback-Methode wird im Bildungsbereich vielseitig eingesetzt:

  • In der Einstiegsphase zur Erfassung der Meinungen oder Stimmungen, in der Arbeitsphase als Instrument zur Lautstärkeregelung und Hilfeanforderung und in der Ausstiegsphase zur Reflexion und Evaluation.
  • Sie eignet sich auch für Lernende mit Hörbehinderung, da sie ein visuelles Instrument ist und mit Piktogrammen angepasst werden kann.
  • In der Hochschullehre hilft sie, das Verständnis der Studierenden zu erfragen und ihre Vorbereitung auf Prüfungen zu evaluieren.

 

Chancen und Risiken in der Mediation

  1. Anwendungspotenziale in Mediationsprozessen
    Die Ampel-Feedback-Methode erleichtert bei Konflikten die Darstellung unterschiedlicher Standpunkte und fördert strukturierte Mediationsgespräche. Laut Bertelsmann Stiftung ermöglicht das System den Teilnehmern, ihre Meinungen zu revidieren und zeigt Flexibilität in Mediationsprozessen. Mediatoren können zudem schnell die Bereitschaft der Parteien zur Konfliktlösung erkennen und Lösungsansätze identifizieren.
  2. Herausforderungen in Mediationskontexten
    Das öffentliche Festhalten an Positionen kann eine flexible Konfliktlösung behindern. Konflikte sind komplex und können nicht einfach in "Ja", "Nein" oder "Weiß nicht" eingeteilt werden, was zu oberflächlichen Lösungen führen kann, die die eigentlichen Ursachen nicht lösen. Zudem vernachlässigt die Ampel-Feedback-Methode wichtige Kontextinformationen, die für ein tiefgreifendes Verständnis in der Mediation erforderlich sind.

 

Einsatzmöglichkeiten im Coaching

Coaches können mit schnellen Rückmeldungen die aktuelle Lage ihrer Klienten erfassen und deren Fortschritte über die Zeit hinweg darstellen. Zudem fördert der Druck, rasch Stellung zu beziehen, die Selbstreflexion, indem unbewusste oder intuitive Reaktionen zutage treten, die dann intensiver reflektiert werden können. In Team-Coaching oder Organisationsentwicklung ermöglicht die Methode, Meinungsverteilungen innerhalb von Systemen zu visualisieren.

 

Handlungsempfehlungen 

  1. Gelingensbedingungen für erfolgreiche Implementierung
    1. Die Formulierung einer klaren und eindeutigen Frage ist entscheidend für zuverlässige Ergebnisse.
    2. Eine vertrauensvolle Atmosphäre ist notwendig, um offene und aussagekräftige Antworten zu ermöglichen.
    3. Die Bertelsmann Stiftung schlägt vor, nonverbale Abstimmungen als Startpunkt für tiefgehende Diskussionen zu nutzen, um Oberflächlichkeit zu vermeiden.
  2. Differentielle Empfehlungen für verschiedene Kontexte
    1. Im Schulbereich werden regelmäßig laminierte Karten für den Unterricht eingesetzt, wobei die Schülerinnen und Schüler die Karten untereinander rotieren lassen.
    2. In Mediations- und Konfliktklärungen dienen diese Karten als Einstieg oder zur Diagnose, bevor tiefere Gespräche oder Mediationsmodelle folgen.
    3. Beim Coaching werden sie zur Einschätzung der Stimmung und Visualisierung des Fortschritts verwendet, ergänzend zu strukturierten Methoden wie der SAG-ES-Methode.
    4. In Workshops und Seminaren dienen sie als Instrument für Feedback am Ende der Veranstaltung, idealerweise in Kombination mit schriftlichem oder mündlichem Feedback.
  3. Technische und prozessuale Optimierungen
    1. Für die digitale Implementierung bei Großgruppen sollten Tools wie Slido oder answergarden.ch genutzt werden, da sie automatische Visualisierung ermöglichen.
    2. Eine systematische Dokumentation der Ergebnisse verbessert die Transformationsfähigkeit des Instruments.
    3. Ein empfohlener Workflow umfasst eine kurze Einführung, eine Ampel-Abstimmung, die Visualisierung der Ergebnisse, optional Kommentare und eine vertiefende Diskussion oder die Planung nächster Schritte.

 

Fazit und Perspektiven

Die Ampel-Feedback-Methode ist ein schnelles und einfaches Diagnoseinstrument zur Erfassung von Meinungen, das in Bildung und Beratung eingesetzt wird. Die Farben Grün, Gelb und Rot stehen dabei für Zustimmung, Unsicherheit und Ablehnung. Diese Methode ist zwar effizient und fördert die Partizipation, kann jedoch komplexe Situationen nicht vollständig abbilden und sollte daher weitere Diskussionen anregen. Sie ist kein Allzweckwerkzeug und sollte vor allem in Mediationen und Coachings ergänzend zu tiefgehenderen Methoden verwendet werden. In deutschen Schulen und Unternehmen könnten einfache Methoden wie die Ampel-Feedback-Methode helfen, Feedbackkulturen zu etablieren, die dann durch komplexere Ansätze erweitert werden sollten.

© 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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