Die Entscheidungstheorie ist ein interdisziplinäres Feld, das Methoden und Modelle zur Optimierung von Entscheidungsprozessen entwickelt. Sie wird in verschiedenen Bereichen, wie Mathematik, Wirtschaft und Psychologie, angewendet und kombiniert mathematische mit psychologischen Ansätzen. Ihre Prinzipien werden erfolgreich in Mediationsverfahren und im Coaching eingesetzt, was zu einer hohen Zufriedenheitsrate führt. Die Theorie hilft zu verstehen, wie Individuen und Gruppen "vernünftige Entscheidungen" treffen können, und basiert auf Konzepten wie der Nutzenfunktion und der Analyse von Entscheidungsalternativen.
Typologien und Ansätze der Entscheidungstheorie
Die Entscheidungstheorie analysiert den rationalen Entscheidungsprozess von Individuen und Gruppen. Sie unterscheidet zwischen normativen Ansätzen, die den idealen Prozess beschreiben, und deskriptiven Ansätzen, die reale Entscheidungspraktiken beleuchten. Die Prospect Theory zeigt, dass Menschen Verluste stärker als Gewinne bewerten. Die Spieltheorie untersucht Entscheidungen in Situationen, in denen das Ergebnis von anderen Akteuren abhängig ist. Weiterhin wird zwischen Einzel- und Gruppenentscheidungen unterschieden, sowie zwischen intuitiven und analytischen Entscheidungen.
Entscheidungssituationen und Unsicherheitstypen
Die Entscheidungstheorie kennt drei Arten von Entscheidungssituationen: Sicherheit, Risiko und Ungewissheit. Entscheidungen unter Sicherheit haben vollständiges Wissen über die Zukunft, bei Risiko gibt es nur Wahrscheinlichkeiten und Ungewissheit bietet keine probabilistischen Informationen. Strategische Entscheidungen und Spieltheorie entstehen aus Ungewissheit. Die statistische Entscheidungstheorie analysiert Entscheidungen bei Unsicherheit mit mathematischen Modellen und Statistiken, um mögliche Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeiten zu prognostizieren. Der Erwartungswert, als Kernkonzept, berechnet den durchschnittlichen Wert einer Entscheidung basierend auf den möglichen Ergebnissen und ihren Wahrscheinlichkeiten.
Zielsysteme und Präferenzstrukturen
Ein wesentlicher Aspekt der Entscheidungstheorie ist die Festlegung von Zielfunktionen und Zielsystemen. Aristoteles' Konzept einer Zielhierarchie, die zwischen Selbstzweck und Mittel zum Zweck unterscheidet, dient als philosophische Basis für moderne Zielsysteme. Zielsysteme sollten vollständig, redundanzfrei, messbar, unabhängig und einfach sein. Es wird zwischen natürlichen und künstlichen Attributen sowie Proxy-Attributen unterschieden, die als indirekte Indikatoren für die Zielerreichung dienen.
Anwendung der Entscheidungstheorie in der Mediation
Mediationsverfahren ergänzen die umweltpolitischen und gesellschaftlichen Instrumente, indem sie auf Präferenzänderungen, Lernprozesse und Vertrauen setzen. Sie basieren auf der Annahme, dass Konflikte sowohl nützlich für die Entwicklung als auch gefährlich für die gesellschaftliche Stabilität sein können, wenn sie ungelöst bleiben. Häufig wissen die Beteiligten eines Konflikts nicht, wie sie ihn lösen können, und dabei können sie effektivere Lösungen finden als staatliche Autoritäten, vor allem, wenn sie Emotionen bewusst in ihre Entscheidungen einbeziehen.
- Entscheidungsstrukturen in Mediationsprozessen
Im Mediationsverfahren fühlen sich die Beteiligten stärker an die erzielten Vereinbarungen gebunden, wenn sie sowohl für das Ergebnis als auch für den Prozess Mitverantwortung tragen. Alle betroffenen Individuen oder Gruppen, die klar identifizierbar sind, nehmen freiwillig und mit der Bereitschaft zur Konfliktlösung teil. Das Bewusstsein über den gegenseitigen Nutzen, insbesondere bei Interesse an einer langfristigen Beziehungsverbesserung, ist allen klar. Die Parteien gestalten das Verfahren selbst und erhalten Rückmeldungen von ihrer vertretenen Gruppe. Der Mediator unterstützt die Kommunikation, ohne Lösungen vorzugeben, und wahrt so die Autonomie der Entscheidungsfindung.
- Praktische Implementierung entscheidungstheoretischer Prinzipien
Die Mediation ist im Familienrecht sehr wirksam mit einer Erfolgsquote von 82% bei Scheidungen. Langfristig halten sich 89% der geschiedenen Paare an die Vereinbarungen, was deutlich höher ist als bei gerichtlichen Entscheidungen. Kinder aus mediierten Scheidungen zeigen weniger psychische Belastungssymptome.
Im Unternehmensbereich hat Mediation eine Erfolgsquote von 76% und ist zeit- und kosteneffizienter als Gerichtsverfahren. Bei Geschäftspartnerkonflikten ist die Quote erfolgreicher Vereinbarungen 84%, mit 91% der Parteien, die die Geschäftsbeziehung danach fortsetzen wollen.
Integration von Entscheidungstheorie im Coaching
Coaching zielt darauf ab, Ziele zu klären, Lösungen zu finden und persönliches Wachstum zu fördern. Coaches helfen dabei, innere Blockaden zu erkennen und Eigenverantwortung zu übernehmen. Der Coaching-Prozess besteht aus einer Orientierungsphase für den Beziehungsaufbau, einer Analysephase, in der tiefer liegende Anliegen identifiziert werden, sowie einer Veränderungsphase, in der Lösungsstrategien umgesetzt werden.
- Meditative Ansätze im Coaching
Coaching mit mediativen Ansätzen (CMA) teilt sich in zwei Bereiche: die Integration mediativer Elemente in bestehende Coachings und die gemeinsame Erarbeitung eines Coaching-Prozesses mit allen Konfliktparteien von Anfang an. Mediatoren bieten als Coaches Neutralität, Unparteilichkeit, aktives Zuhören und Fragetechniken. Diese Fähigkeiten ermöglichen eine lösungsorientierte Unterstützung, in der Klienten ihre Ziele definieren und erreichen. Durch die Verbindung von Mediation und Coaching können Mediatoren Konflikte effizient lösen und dauerhafte Lösungen schaffen, indem alle Beteiligten gehört werden und eigene Lösungen entwickeln können.
- Entscheidungsunterstützung durch Coaching-Tools
Im Coaching wird das Metamodell der Sprache genutzt, um Missverständnisse zu vermeiden, indem genau ergründet wird, was Klienten meinen. Vertrauen ist essentiell, damit Klienten Kompromisse und Lösungen annehmen. Coaches lernen, wie sie eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und Konflikte durch Deeskalationstechniken frühzeitig entschärfen können.
Fazit
Die Entscheidungstheorie ist ein interdisziplinäres Feld, welches sich mit der Optimierung von Entscheidungsprozessen befasst und in Mathematik, Wirtschaft und Psychologie angewandt wird. Sie unterteilt sich in normative Theorien, die rationales Entscheiden vorgeben, und deskriptive Theorien, die tatsächliches Verhalten beschreiben. Entscheidungen können unter Sicherheit, Risiko oder Ungewissheit getroffen werden, wobei die Spieltheorie aus der Ungewissheit entsteht. In der Mediation und im Coaching werden entscheidungstheoretische Prinzipien angewendet, um Konflikte zu lösen und individuelles Wachstum zu fördern. Mediation im Familien- und Unternehmensrecht zeigt hohe Erfolgsquoten und im Coaching helfen meditative Ansätze und spezielle Techniken, Lösungen zu finden und Konflikte zu entschärfen.