Glossar Mediation

Dualorientierung

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BegriffDefinition
Dualorientierung

Dualorientierung ist eine Fähigkeit, die darin besteht, zwei gegensätzliche Perspektiven gleichzeitig zu berücksichtigen und zu nutzen. Sie ist wichtig in systemischen Beratungen, Mediation und Coaching, wo komplexe Situationen ein mehrdimensionales Verständnis benötigen.

 

Dualorientierung als konzeptionelles Fundament

Das Konzept der Dualorientierung umfasst die gleichzeitige Berücksichtigung zweier unterschiedlicher, oft gegensätzlicher Orientierungen in Organisationen und beratungswissenschaftlichen Kontexten. Es betont die Notwendigkeit, sowohl Planung als auch Umsetzung zu beachten und findet Anwendung in komplexen Systemen, wie Unternehmen oder bei individuellen Veränderungsprozessen. Die Dualorientierung spielt besonders bei der Ausbalancierung individueller und kollektiver Interessen eine Rolle. Individuen sollen lernen, ihre persönlichen Interessen mit den Anliegen der Gemeinschaft zu verbinden.

Theoretische Grundlagen in der systemischen Beratung

Die systemische Perspektive in Mediation und Coaching erkennt die Komplexität von Systemen durch Zirkularität und Rückkopplung an. Probleme und Lösungen werden als unabhängig betrachtet und erfordern eine duale Orientierung, um beide gleichzeitig im Blick zu haben. Dabei werden Struktur und Prozess sowie Stabilität und Veränderung gleichzeitig berücksichtigt.

 

Die Rolle der Dualorientierung in der Mediation

Allparteilichkeit ist ein zentrales Prinzip der Mediation, bei dem der Mediator neutral bleibt und sich für die Interessen aller beteiligten Parteien einsetzt. Dies erfordert eine duale Orientierung, bei der der Mediator die Perspektiven jeder Seite versteht, ohne die andere zu vernachlässigen. Empathie und Respekt sind dabei wichtig. Die integrative Mediation zeigt diese Dualorientierung, indem sie zwischen der Entwicklung von Lösungen und dem Umgang mit Konflikten operiert. Die Phasen der Mediation – Eröffnung, Interessenerforschung, Optionengenerierung, Bewertung und Abschlussvereinbarung – erfordern diese Dualorientierung. In Deutschland wird Mediation hauptsächlich in den Bereichen Familie, Wirtschaft, Umwelt, Schule und Täter-Opfer-Ausgleich angewendet.

 

Dualorientierung in Coaching-Prozessen

Coaching fokussiert auf individuelle Entwicklung und Zielerreichung, berücksichtigt aber auch, dass der Coachee in verschiedene Systeme eingebettet ist. Diese Dualorientierung erfordert, persönliche Ziele im Kontext der systemischen Umgebung zu sehen. Die Rolle des Coaches kann in Konflikt mit Führungsrollen stehen, da Coaching Neutralität erfordert, während Führung Entscheidungen verlangt. Trotzdem sehen viele Führungskräfte die Kombination beider Rollen als machbar und einen wichtigen Teil ihrer Arbeit an. Moderne Coaching-Ansätze erkennen auch die Wichtigkeit emotionaler Prozesse an und nutzen psychodynamische Methoden, was eine Balance zwischen kognitiven und emotionalen Aspekten erfordert.

 

Die integrative Verbindung: Coaching-Mediation im Doppelpack

  1. Praktische Anwendung der Dualorientierung in integrativen Ansätzen
    In der deutschen Beratungslandschaft hat sich ein neuer Ansatz herausgebildet, der Mediation und Coaching integriert, um Konflikte effektiver zu lösen. Besonders in emotional belasteten Konfliktsituationen, wie bei Trennungen in Familien, kann ein vorbereitendes oder begleitendes Coaching die Erfolgschancen einer Mediation verbessern. Wichtig dabei ist die strikte Trennung der Rollen von Coach und Mediator, um Transparenz und professionelle Grenzen zu wahren.
  2. Transparenz und Auftragsklärung als Ausdruck von Dualorientierung
    Systemische Mediation und Coaching zeichnen sich durch eine klare Auftragsklärung aus, bei der die Ziele und Erwartungen der Beteiligten definiert werden. Dieser Ansatz berücksichtigt die Autonomie der Menschen und sieht sie als Experten ihres eigenen Lebens. Berater und Mediatoren müssen daher eine dualorientierte Haltung einnehmen, die von Respekt und Neugier geprägt ist, ohne dabei professionelle Standards außer Acht zu lassen.

 

Fazit und Perspektiven

Die Analyse zeigt, dass Dualorientierung eine wichtige Rolle in deutschen Meditations- und Coaching-Praktiken spielt. Sie ist zwar oft implizit, aber sie spiegelt sich in der Allparteilichkeit von Mediatoren und der Fähigkeit von Coaches wider, individuelle Ziele im Kontext des Gesamtsystems zu sehen. Die Integration beider Methoden wird als notwendig erachtet. Obwohl die Forschung dazu begrenzt ist, zielt die professionelle Entwicklung darauf ab, diese Kompetenz zu vermitteln. Die Fähigkeit, individuelle und kollektive, problem- und lösungsorientierte sowie emotionale und rationale Aspekte zu balancieren, ist entscheidend für erfolgreiche Beratung und Mediation. Zukünftige Forschung sollte die Bedeutung der Dualorientierung für professionelle Standards untersuchen und ihre Rolle in erfolgreichen Prozessen klären. Die zunehmende Integration von Coaching und Mediation in der deutschen Beratungslandschaft unterstreicht die praktische Relevanz des Konzepts.

© 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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