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DIS-Schiedsregeln

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DIS-Schiedsregeln

Die DIS-Schiedsregeln sind ein bedeutendes Werkzeug für Streitbeilegung in Deutschland und gelten sowohl national als auch international. Die 2018 erneuerte Schiedsgerichtsordnung zeichnet sich durch Moderne und Effizienz aus. 2023 erreichte die DIS mit 191 Verfahren einen Rekord und verwaltete einen Streitwert von rund 2,86 Milliarden Euro. Diese Regeln vereinen deutsche Rechtstraditionen mit internationalen Standards und stellen eine effiziente, vertrauliche Alternative zum regulären Rechtsweg dar.

 

Definition und grundlegende Konzepte der DIS-Schiedsregeln

Die DIS-Schiedsregeln sind das Grundgerüst der deutschen Schiedsgerichtsbarkeit zur außergerichtlichen Streitbeilegung. Die DIS als Institution tritt nicht als Entscheider auf, sondern unterstützt administrativ. Die 2018 aktualisierte Schiedsgerichtsordnung entspricht modernen Wirtschaftsanforderungen und fördert einvernehmliche Lösungen. Sie umfasst Standard- und Spezialverfahren, zum Beispiel für Mehrparteienstreitigkeiten. Die DIS garantiert als Institution Neutralität und hat etwa 1500 in- und ausländische Mitglieder, darunter viele Experten. Mit Standorten in Berlin und Köln fördert die DIS nationale und internationale Schiedsverfahren und verbindet internationale Standards mit deutscher Rechtssicherheit. Sie bietet zudem Methoden wie Schlichtung und Mediation an.

 

Funktionsweise und Verfahrensablauf nach DIS-Schiedsregeln

Die DIS-Schiedsregeln sind effizient und rechtssicher.

  1. Sie beginnen mit der Einreichung der Schiedsklage und der Zahlung einer Gebühr.
  2. Die Beklagte hat 45 Tage Zeit für eine Antwort, was schneller ist als früher.
  3. Die Parteien können zwischen einem oder drei Schiedsrichtern wählen, die schneller ernannt werden sollen.
  4. Eine Verfahrensmanagementkonferenz muss innerhalb von 21 Tagen nach Bildung des Schiedsgerichts abgehalten werden, um den weiteren Ablauf festzulegen.
  5. Die Beweisaufnahme ist flexibel und digitalisiert, mit E-Bundles und virtuellen Anhörungen.
  6. Schiedsgerichte sollen ihren Schiedsspruch innerhalb von drei Monaten nach der letzten mündlichen Verhandlung zur Prüfung an die DIS senden.

 

Arten und Varianten der DIS-Schiedsregeln

Die DIS-Schiedsregeln bieten verschiedene Verfahren für unterschiedliche Streitbeilegungsbedürfnisse, u.a. ein beschleunigtes Verfahren und spezielle Regeln für gesellschaftsrechtliche Streitigkeiten. Seit März 2024 gibt es Ergänzende Regeln für Streitverkündungen, die eine Einbeziehung Dritter ermöglichen. Für komplexe Fälle gibt es Regelungen für Mehrparteien- und Mehrvertragsverfahren. Die Konfliktmanagementordnung unterstützt die Auswahl geeigneter Lösungsverfahren. Die DIS bietet zudem Verfahrensordnungen für alternative Streitbeilegung wie Schlichtung und Mediation.

 

Vorteile und Nutzen der DIS-Schiedsgerichtsbarkeit

Die DIS-Schiedsregeln bieten für Unternehmen Vorteile gegenüber dem normalen Gerichtsweg, wie hohe Effizienz und Flexibilität in der Verfahrensgestaltung. Sie ermöglichen eine sachkundige Entscheidungsfindung durch spezialisierte Schiedsrichter und haben eine hohe Vergleichsquote. Die Verfahren sind vertraulich und international vollstreckbare Schiedssprüche bieten einen klaren Vorteil. Parteien haben Einfluss auf die Auswahl der Schiedsrichter und können wichtige Verfahrensdetails selbst bestimmen. Zudem sind Schiedsverfahren oft kosteneffizienter als langwierige Gerichtsprozesse.

 

Anwendungsbereiche und Praxisfelder der DIS-Schiedsregeln

Die DIS-Schiedsregeln werden in verschiedenen Wirtschaftszweigen und Rechtsgebieten eingesetzt. Die Schiedsordnung von 2018 ist für alle Branchen verfügbar und dient als wichtiges Instrument für die deutsche Wirtschaft. Hauptanwendungsbereiche sind Bau, Energie, Logistik und Informationstechnologie, die sich durch komplexe Verträge und oft internationale Bezüge auszeichnen.

  1. Im Bauwesen ist die technische Expertise der Schiedsrichter besonders wertvoll. Großprojekte im Anlagenbau und Produktionsketten sind typische Fälle für Schiedsverfahren.
  2. Im Gesellschaftsrecht sind Anfechtungs- und Nichtigkeitsklagen schiedsfähig, wobei die Wirkung des Schiedsspruchs unklar ist.
  3. Etwa 70% der Verfahren sind national, 30% international, was die Bedeutung der DIS für den deutschen und internationalen Markt zeigt.
  4. Im Sport gibt es eine eigene Schiedsgerichtsordnung, und die Digitalisierung hat zu neuen Anwendungsbereichen wie virtuellen Anhörungen geführt.

 

Chancen und Risiken bei der Anwendung von DIS-Schiedsregeln

  1. Die Nutzung der DIS-Schiedsregeln ermöglicht effiziente und fachkundige Streitbeilegung, gewährleistet Vertraulichkeit und die internationale Vollstreckbarkeit von Schiedssprüchen.
  2. Jedoch birgt sie Risiken wie mangelnde Kooperation einer Partei, das Fehlen von Gerichtsinstanzen und Kostenrisiken.

 

Grenzen und Beschränkungen der DIS-Schiedsregeln

Die Schiedsgerichtsbarkeit der DIS hat rechtliche und praktische Einschränkungen. Nicht alle Rechtsgebiete sind schiedsfähig, insbesondere bei öffentlich-rechtlichen Themen.

  1. Gesellschaftsrechtliche Streitigkeiten wie Anfechtungs- und Nichtigkeitsklagen sind zwar grundsätzlich schiedsfähig, aber die Wirkung des Schiedsspruchs ist unklar.
  2. Die Durchsetzung von Schiedsurteilen kann durch nationale Gerichte unter bestimmten Bedingungen abgelehnt werden.
  3. Schiedsgerichte sind zudem an die Schiedsvereinbarung gebunden, was zu Zuständigkeitskonflikten führen kann.
  4. Zeitlich können komplexe Fälle zu Verzögerungen führen, besonders bei mangelnder Kooperation einer Partei.
  5. Kosten stellen eine weitere Hürde dar; bei kleineren Streitwerten können Schiedsverfahren unverhältnismäßig teuer sein.

 

Handlungsempfehlungen für die Praxis

  1. Eine erfolgreiche Anwendung der DIS-Schiedsregeln erfordert eine strategische Herangehensweise von der Vertragsgestaltung bis zur Verfahrensführung.
  2. Unternehmen sollten prüfen, ob eine Schiedsvereinbarung für ihr Geschäftsverhältnis geeignet ist und eine standardisierte Vereinbarung mit Angaben zu Schiedsrichtern, Schiedsort, Sprache und anwendbarem Recht nutzen.
  3. Für schnellere Verfahren gibt es eine spezielle Musterklausel.
  4. Bei komplexen Verträgen mit mehreren Parteien sind die neuen ergänzenden Regeln für Streitverkündungen (DIS-ERS) zu berücksichtigen.
  5. Ein internes Case-Assessment mit Streitwert- und Risikoabschätzung ist bei der Vorbereitung eines Schiedsverfahrens wichtig.
  6. Die Auswahl qualifizierter und fachkundiger Schiedsrichter ist entscheidend.
  7. Die Nutzung der obligatorischen Case Management Conference, klarer Verfahrenskalender, Issues-Listen und Seitenlimits sind empfohlen.
  8. Digitale Beweismittel und virtuelle Anhörungen können effizient sein.
  9. Eine Kostenstrategie sollte von Beginn an berücksichtigt werden, und Entscheidungsanträge müssen präzise formuliert sein, um Vollstreckungssicherheit zu gewährleisten.
  10. Unternehmen sollten auch die Möglichkeiten alternativer Streitbeilegung erwägen und sich über die kontinuierliche Weiterentwicklung der DIS-Regelwerke informieren.

 

Fazit

Die DIS-Schiedsregeln haben sich als effektives und modernes Instrument der alternativen Streitbeilegung in Deutschland etabliert. Mit 191 administrierten Verfahren und einem Gesamtstreitwert von 2,86 Milliarden Euro im Jahr 2023 dokumentiert die DIS ihre wachsende Bedeutung für die deutsche Wirtschaft (ICC Germany - Fallzahlen 2024). Die Kombination aus Effizienz, Fachkompetenz und Vertraulichkeit macht die DIS-Schiedsgerichtsbarkeit zu einer attraktiven Alternative für Unternehmen aller Branchen. Durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung an neue Herausforderungen wird die DIS auch künftig eine wichtige Rolle in der deutschen Streitbeilegungslandschaft spielen.

Synonyme: Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit e. V., Schiedsgerichtsordnung, DIS-Schiedsgerichtsbarkeit
© 2025 Frank Hartung Ihr Mediator bei Konflikten in Familie, Erbschaft, Beruf, Wirtschaft und Schule

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