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Follow-up

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Follow-up

Follow-up hat sich als sehr wichtig in Mediation und Coaching erwiesen. Es verbessert die Erfolgsquoten, indem es die Nachhaltigkeit von Verhaltensänderungen und Vereinbarungen fördert. Studien belegen, dass Teilnehmer mit konsequenter Nachbetreuung ihre Ziele langfristiger erreichen. Follow-up basiert auf Erkenntnissen aus Hirnforschung und Verhaltenspsychologie und wird vier bis sechs Wochen nach einer Mediation angewendet, um die Einhaltung von Vereinbarungen zu gewährleisten.

 

Definition und konzeptionelle Grundlagen von Follow-up

  1. Follow-up wird als das systematische Überprüfen der Effektivität und Langfristigkeit von Maßnahmen wie Interventionen, Coachings oder Mediation verstanden. Es beinhaltet ein strukturiertes System zur Nachverfolgung, das über die anfängliche Interventionsphase hinausgeht.
  2. Die etymologische Herkunft des Begriffs "Follow-up" – wörtlich "nach-verfolgen, nachfassen, nachschauen" – verdeutlicht bereits die Kernfunktion: Das Instrument dient der Sicherstellung, dass Erkenntnisse und Lösungen aus Interventionen im Alltag umgesetzt werden. Der Begriff "Follow-up" bedeutet, bereits erarbeitete Lösungen zu begleiten und ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen.
  3. Das Follow-up ist wichtig für die dauerhafte Umsetzung von Veränderungen nach einer intensiven Phase des Lernens oder Problemlösens. Es verhindert, dass Menschen in alte Verhaltensmuster zurückfallen.
  4. Die wissenschaftliche Basis für Nachsorgeaktivitäten stützt sich auf neurowissenschaftliche und lernpsychologische Erkenntnisse. Für den Lernprozess ist es wichtig, neue Muster im Gehirn wiederholt zu aktivieren und emotional zu verankern, damit neue synaptische Verbindungen gefestigt werden. Ohne ständige Übung und Reflexion kann der "Jojo-Effekt" auftreten, bei dem Fortschritte, die nach einer Intervention gemacht wurden, nicht bestehen bleiben.

 

Follow-up in der Mediation: Struktur und systematischer Ablauf

In der Mediationspraxis im deutschsprachigen Raum hat sich eine optionale sechste Phase als Follow-up etabliert, die auf das klassische fünf-Phasen-Modell nach Besemer folgt. Diese Follow-up-Phase findet vier bis sechs Wochen nach der Hauptmediation statt und dient dazu, die Umsetzung der Vereinbarungen und die gesammelten Erfahrungen zu reflektieren und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Mediationen dauern üblicherweise zwei bis fünf Sitzungen und können inklusive des Follow-ups zwei bis vier Monate in Anspruch nehmen.

Ziele des Follow-up-Termins in der Mediation

Die Überprüfung der Umsetzung von Vereinbarungen ist zentral.

  1. Es wird beurteilt, wie gut die Parteien die abgesprochenen Maßnahmen umgesetzt haben und welche Erfahrungen dabei gemacht wurden.
  2. Follow-up ermöglicht Anpassungen und Problemlösungen, wenn bei der Umsetzung Schwierigkeiten entstehen.
  3. Es hilft auch, neue Konflikte zu vermeiden, indem potenzielle Probleme frühzeitig erkannt werden.
  4. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der Mediationseffekte. Positive Umsetzungserfahrungen werden beim Follow-up gewürdigt, was die Zufriedenheit mit der Mediation erhöht und das Vertrauen in die Konfliktlösungskompetenz der Parteien stärkt.
  5. Studien zeigen, dass die Zufriedenheit mit Mediationsergebnissen bei Teilnehmern eines Follow-up-Termins nach einem Jahr gleichbleibend hoch oder höher ist.

Struktur eines Follow-up-Termins

Der Follow-up-Termin in der Mediation folgt einem festen Ablauf:
Zuerst fasst der Mediator die Ergebnisse der vorherigen Sitzung zusammen, dann berichten die Parteien über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung der Vereinbarungen. Der Mediator agiert unparteiisch, hört zu und stellt Fragen, um die Parteien bei der Reflexion zu unterstützen. Bei Problemen bei der Umsetzung werden gemeinsam Lösungen erarbeitet, ähnlich wie in den Hauptmediationssitzungen, aber oft fokussierter.

Mediationsgesetz und ethische Standards

Das deutsche Mediationsgesetz setzt für Mediatoren grundlegende Standards, definiert Mediation als vertrauliches und strukturiertes Verfahren zur freiwilligen, eigenverantwortlichen Konfliktlösung und betont die Wichtigkeit der Vertraulichkeit, auch in der Nachsorgephase.

Neutralität und Allparteilichkeit

Neutralität und Allparteilichkeit sind wesentliche ethische Grundlagen in der Mediation. Ein Mediator muss laut Mediationsgesetz unabhängig, neutral und ohne Entscheidungsmacht sein. Diese Neutralität gilt auch für Nachfolgeprozesse. Neutralität bedeutet jedoch nicht komplette Passivität; Unterstützung für eine Partei ist erlaubt, wenn sie transparent und im Verfahrensrahmen erfolgt. Zudem ist die Eigenverantwortlichkeit und Freiwilligkeit der Teilnahme an Prozessen für beteiligte Parteien grundlegend.

 

Follow-up im Coaching: Theoretische Grundlagen und empirische Evidenz

Das Follow-up-Coaching ist wichtig für die dauerhafte Verankerung neuer Verhaltensmuster. Ohne dieses Coaching schaffen es nur 23 Prozent der Klienten, Veränderungen langfristig umzusetzen. Mit intensivem Follow-up steigt die Erfolgsquote auf 88 Prozent. Regelmäßige Unterstützung nach dem eigentlichen Coaching ist also entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung von Verhaltensänderungen.

Wissenschaftliche Begründung für Follow-up-Coaching

Die wissenschaftliche Erklärung für die Schwierigkeit, neue Gewohnheiten zu etablieren, basiert auf neurowissenschaftlichen und psychologischen Mechanismen. Zum einen muss die Bildung neuer neuronaler Verbindungen durch Wiederholung und emotionale Beteiligung gefestigt werden. Zum anderen kann der "Jojo-Effekt" auftreten, wenn Menschen trotz des Wissens über das Ziel an der praktischen Umsetzung scheitern, weil sie auf unerwartete Hindernisse oder Widerstände stoßen.

Strukturierter Coaching-Prozess mit Follow-up

Das Coaching-Modell umfasst einen fünf-Phasen-Prozess: Zielklärung, Analyse, Workshop, Begleitung und Evaluation mit Transfer. Die letzte Phase ist zentral für die langfristige Wirkung, indem Abschlussworkshops zur Reflexion, Bewertung der Fortschritte und Planung zur Ergebnissicherung stattfinden.

Praktische Gestaltung von Follow-up-Coaching

Die Gestaltung von Coaching-Prozessen umfasst verschiedene Ansätze. Klienten sollten von Anfang an auf die Umsetzungsphase vorbereitet sein und die Möglichkeit eines Follow-up-Coachings erhalten. Vierteljährliche Follow-up-Sitzungen haben sich als besonders wirksam erwiesen, da sie die Möglichkeit bieten, Fortschritte zu reflektieren und Anpassungen vorzunehmen. Zwischen diesen Sitzungen können kleine Interventionen wie Aufgaben und Reflexionen hilfreich sein. Außerdem werden zunehmend digitale Tools für die Begleitung und Kommunikation im Coaching genutzt.

Ethische Grundlagen und professionelle Standards

Die ethische Gestaltung von Follow-up-Prozessen im Coaching folgt professionellen Standards. Coaches müssen ihre Arbeit an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten und regelmäßig Feedback sammeln, um die Qualität zu sichern. Sie müssen auch überprüfen, ob mit dem Coaching und der Nachverfolgung die vereinbarten Ziele erreicht wurden.

Transfersicherung und Umsetzungsunterstützung

Das Konzept der Transfersicherung ist wesentlich für Coaching und Mediation, um sicherzustellen, dass Gelerntes in den Alltag übernommen wird. Oft scheitern Teilnehmer bei der Umsetzung von Veränderungen im realen Leben aufgrund alter Gewohnheiten oder unerwarteter Hindernisse.

Prinzipien effektiver Transfersicherung

Die effektive Transfersicherung folgt mehreren Prinzipien:

  1. Bei der Planung einer Intervention muss der Praxistransfer von Anfang an als wesentlicher Teil des Konzepts berücksichtigt werden. Es sollten klare Vereinbarungen für die Anwendung im Alltag getroffen werden, die an individuelle Lernprozesse geknüpft sind. Die Einbeziehung von Führungskräften ist dabei entscheidend, da sie neue Aufgaben ermöglichen, Entwicklungsraum bieten und Erfolge erkennbar machen müssen.
  2. Regelmäßige Reflexion ist für Teams und Einzelpersonen wichtig, um schnell zu lernen und bewusst zu handeln. Dies kann durch monatliche Retrospektiven oder vierteljährliche Reviews geschehen und in verschiedenen Formaten, von formalen Treffen bis zu kurzen virtuellen Austauschen.
  3. Veränderung sollte durch Rituale verstärkt werden, da Verhaltensänderungen wiederholte Übungen erfordern. Kleine Rituale wie regelmäßige Check-ins und Feedbackrunden helfen, neue Arbeitsweisen zu verinnerlichen. Es ist wichtig, Verantwortung im Team zu verteilen, damit die Veränderung nicht nur von einer Person abhängt, sondern durch klare Rollen und gemeinsame Verantwortlichkeiten getragen wird.

 

Praktische Handlungsempfehlungen für Follow-up in der Mediation

  1. Die Empfehlungen für die Nachbereitung einer Mediation beinhalten eine zeitliche Planung, indem der Follow-up-Termin vier bis sechs Wochen nach der letzten Sitzung angesetzt wird.
  2. Inhaltlich beginnt das Follow-up mit einer Zusammenfassung und fokussiert sich anschließend auf die Umsetzungserfahrungen der Parteien.
  3. Bei Schwierigkeiten kann der Mediator Mini-Mediationssitzungen vorschlagen.
  4. Die Ergebnisse des Follow-ups sollten dokumentiert werden, und es wird entschieden, ob weitere Termine nötig sind.

 

Praktische Handlungsempfehlungen für Follow-up im Coaching

  1. Für ein effektives Follow-up-Coaching sollten Klienten von Anfang an über die Wichtigkeit der Umsetzungsphase informiert werden.
  2. Vierteljährliche Follow-up-Sessions sind effektiv und sollten fest geplant werden, mit leichteren Interventionen dazwischen.
  3. Verschiedene Kommunikationsformen und Tools können die Betreuung unterstützen.
  4. Klienten sollten zur Reflexion angeregt werden, und erfolgreiche Schritte sind zu bestärken.
  5. Das Follow-up-System muss flexibel sein und an individuelle Bedürfnisse angepasst werden, in Absprache zwischen Coach und Klient.

 

Qualitätsstandards und professionelle Zertifizierung

In Deutschland ist die Qualität von Mediation und Coaching durch Standards und Zertifizierungssysteme geregelt.

  1. Der QualitätsVerbund Mediation (QVM) als unabhängige Zertifizierungsstelle garantiert durch strenge Anforderungen die Qualifikation der Mediatoren. Diese umfassen mindestens 200 Stunden Ausbildung, 20 Stunden Intervision, eine Abschlussprüfung sowie praktische Erfahrung durch supervidierte Mediationsfälle. Der QVM bietet zwei Zertifizierungsstufen an, darunter das umfangreiche QVM-Zertifikat.
  2. Für Coaches existieren ebenfalls professionelle Verbände mit eigenen Standards, wie der Deutsche Coaching Verband (DCV), der eine Ethikrichtlinie für Qualitätssicherung und kontinuierliche Weiterbildung vorsieht, und die Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching (DGSv), die umfassende Qualitätsstandards für Coaching ansetzt.

 

Zukunftsperspektiven und Schlussfolgerung

Follow-up-Konzepte sind in der professionellen Mediation und im Coaching essenziell für nachhaltige Veränderungen. Sie erhöhen die Erfolgsquote deutlich und unterstützen die Umsetzung der erarbeiteten Lösungen. Zukünftig werden sie durch digitale Technologien optimiert. In Deutschland fördern Qualitätsstandards und Zertifizierungssysteme die Professionalität in diesen Bereichen. Follow-up ist somit ein unabdingbarer Teil der Dienstleistungen, um langfristige Erfolge zu sichern.

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